Wien

Altbau-Schutz – Stadt sagt Immo-Spekulanten Kampf an

Altbauten gehören zu Wien. Nicht selten jedoch verfallen sie und werden dann abgerissen. Eine Initiative der Stadt will diese Häuser nun schützen.

Heute Redaktion
Wien hat rund 30.000 Altbauten - pro Jahr kommt es zu 25 bis 30 Abrissen.
Wien hat rund 30.000 Altbauten - pro Jahr kommt es zu 25 bis 30 Abrissen.
Getty Images/iStockphoto

Die Mieten steigen, bezahlbarer Wohnraum ist knapp. Zugleich verfallen vielerorts in Wien kostbare Altbauten. Die Gründe sind vielfältig. Nicht selten ist es Spekulation, dass das Bauland teurer verkauft werden kann - nachdem der Altbau darauf abgerissen wurde. Dafür muss es erst einmal vernachlässigt werden und verfallen.

Damit dieser gezielte Verfall nicht mehr so große Lücken ins Stadtbild reißt, startet die Stadt die "Offensive Altbautenschutz". Die Kombination aus Service-Hotline und Schwerpunktkontrollen soll es richten. 

Schluss mit mutwilliger Zerstörung

"Die über 30.000 Altbauten der Stadt prägen seit Generationen das einzigartige Erscheinungsbild der Donaumetropole Wien. Sie spiegeln aber nicht nur die reiche Geschichte der Stadt wider. Denn der Schutz von Altbau ist gleichzeitig der Schutz von dringend notwendigem leistbaren Wohnraum. Im Sinne der Wienerinnen und Wiener – und nicht zuletzt im Interesse der Mieterinnen und Mieter - gilt es in aller Entschiedenheit gegen Spekulation mit Wohnraum und mutwilliger Zerstörung von Altbauten vorzugehen", Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál (SPÖ).

Wien beweise mit einem sich permanent weiterentwickelnden Bauregulativ, welchen hohen Stellenwert die Gebäude dieser Stadt genießen würden. Durch die neue Service-Hotline werde es noch leichter den Verdacht auf mutwillige Verwahrlosung von Gründerzeithäusern zu melden und durch das Gebietsscreening vor Ort würden die Kontrollen nochmals verschärft, zeigt sich Kathrin Gaál zuversichtlich.

Gerhard Cech - Leiter der MA37 Baupolizei, Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál (SPÖ) und der Leiter der Gruppe Sofortmaßnahmen und Stadtservice Wien, Walter Hillerer, wollen Wiens Altbauten schützen. (v.l.)
Gerhard Cech - Leiter der MA37 Baupolizei, Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál (SPÖ) und der Leiter der Gruppe Sofortmaßnahmen und Stadtservice Wien, Walter Hillerer, wollen Wiens Altbauten schützen. (v.l.)
David Bohmann

Anonyme Hinweise zu mutwilliger Zerstörung

Ab sofort ist unter der Service-Hotline 01/4000-4001 täglich von 7.30 bis 17 Uhr ein Team erreichbar. Dort kann man alle seine Anliegen zum Schutz von Altbauten anbringen und kostenlos Auskünfte zum Thema Gründerzeithäuser einholen. Auch beim Verdacht auf mutwillige Vernachlässigung oder wie es offiziell heißt "Herbeiführung einer wirtschaftlichen Abbruchreife" von Altbauten können anonym Hinweise hinterlassen werden.

"Wien hat einen gesunden Kernbestand an Altbauten, der durch die Bauordnung gut geschützt ist. Dennoch kommt es im Jahr zu rund 25 – 30 Abrissen, da sich eine Instandsetzung auf Grund der vorhandenen Gebäudesubstanz wirtschaftlich nicht mehr abbilden lässt". so der Leiter der MA37 Baupolizei Gerhard Cech. Teilweise werde versucht diesen Zustand durch Fehlverhalten absichtlich herbeizuführen. Zusätzliche Maßnahmen in der kommenden Bauordnungsnovelle und die neuen Kontrollmöglichkeiten sollen nun bewusst dagegen vorgehen. "Denn jeder mutwillig herbeigeführte Abriss ist einer zu viel", so Gerhard Cech.

Screening von Grätzln mit Gründerzeithäusern

Zusammen erkundet die Baupolizei (MA 37) und eine Gruppe der Magistratsdirektion in Screenings in den betroffenen Grätzln den aktuellen Stand. Die ersten beiden Screeningtermine stehen fest. Diese Besichtigungen werden noch im April in der Umgebung des Leopold-Mistinger-Platzes und des Viktor-Adler-Marktes stattfinden.

Bei diesen Screeningterminen werden jeweils Teams aus Experten die Situation der Häuser vor Ort in Augenschein nehmen, bewerten und entsprechende Maßnahmen setzen. Als Ausgangspunkt und Anlaufstelle für die Grätzlbewohner dient das Mobilbüro des Stadtservice Wien.

Wien will rasch und unbürokratisch handeln

"Die Stadt Wien ist bemüht rasch und unbürokratisch da zu sein, wenn es nötig ist. Dabei ist es wichtig jederzeit erreichbar und einsatzbereit zu sein. Das Team der Gruppe Sofortmaßnahmen und des Stadtservice Wien sucht das Gespräch mit den Menschen. Unser Zugang ist es, genau zuzuhören und dann konkrete Schritte zu setzen, wenn es darum geht Missstände zu beseitigen", so der Leiter der Gruppe Sofortmaßnahmen und Stadtservice Wien Walter Hillerer.

Oft helfe es, sich vorab über die Angebote der Stadt zu informieren, die Experten des Stadtservice würden hier eine Schlüsselrolle einnehmen und über Hilfeleistungen der Stadt beraten. So könne gehandelt werden, bevor "aus einem kleinen Problem, ein Großes wird“, so Wien Walter Hillerer.

Screeningtermine
19. April von 9 – 16 Uhr; Mobilbüro Stadtservice am 15., Leopold-Mistinger-Platz
26. April von 9 – 16 Uhr, Mobilbüro Stadtservice am 10. Viktor Adler Platz
Nach den beiden Erstterminen werden die bisherigen Maßnahmen evaluiert. Auf dem gewonnenen Erfahrungsschatz aufbauend werden weitere Schwerpunkttermine folgen.

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