Szene
Die perfekte Heldin für das 21. Jahrhundert
Taff, integer und hochintelligent baut Molly Bloom (Jessica Chastain) ein Pokerimperium auf - und steht schließlich dafür vor Gericht.
Vom strengen Vater (Kevin Costner) zur Spitzenathletin getrimmt, tritt Molly in der Qualifikation für die Olympischen Winterspiele in Salt Lake City (2002) an. Ein Horrorcrash auf der Buckelpiste beendet ihre sportliche Laufbahn mit einem Schlag. Die junge Powerfrau muss ihr Leben überdenken.
Vor dem vom Vater angeordneten Jus-Studium zieht es Molly nach Los Angeles, wo sie für den Immobilienmakler Dean Keith (Jeremy Strong) jobbt und dessen halblegale, prominent besetzte Pokerturniere organisiert. Sofort erkennt sie das Potential der Testosteron-geladenen Events: Den reichen Zockern geht es nicht um's Gewinnen, sie wollen mit Film- und Rockstars Karten dübeln, um sich im Ruhm der Celebrities zu sonnen.
Mit Hilfe des (anonymisierten) Hollywood-Promis "Player X" (Michael Cera) macht sich Molly selbstständig und stellt in kürzester Zeit die berühmt-berüchtigsten Pokerspiele des Landes zusammen. Dass auch Mitglieder der Mafia an ihrem Tisch sitzen, erkennt sie erst, als das FBI sie einkassiert. Der Anwalt Charlie Jaffey (Idris Elba) soll ihr aus ihrer Misere helfen.
Trailer von "Molly's Game":
Die Vorlage
Die Gründe, aus denen der echte Fall Bloom enormes Aufsehen erregte, machen die Geschichte auch für's Kino attraktiv. Zum einen fraßen die einflussreichsten Männer der USA einer jungen Frau aus der Hand - und das abseits von Sexskandalen und Freunderlwirtschaft. Zum anderen weigerte sich diese junge Frau sowohl in ihrem Prozess (2016), als auch in ihren, zwei Jahre zuvor veröffentlichten Memoiren ("Molly's Game: The True Story of the 26-Year-Old Woman Behind the Most Exclusive, High-Stakes Underground Poker Game in the World"), die Namen ihrer Kunden zu verraten.
Die Vorzeige-Heldin
Drehbuchautor Aaron Sorkin ("The Social Network", "Moneyball", "Jobs") ist auf diese Art "realer Helden" spezialisiert. Er macht die Filmfigur Molly Bloom (diesmal auch als Regisseur) zur schnurgeraden selbstbewussten, unnachgiebigen Kämpferin, zum tragischen Champion mit Stehauf-Qualitäten, brillantem Verstand und eisernem Gewissen.
Typisch für Sorkin bietet der Film ein verbales Feuerwerk, sprich rasante, ausschweifende Dialoge, die dem Publikum hohe Konzentration abfordern, es aber auch mit grandiosen Einzeilern unterhalten (etwa wenn ein Richter über die "Spuckdistanz" zwischen Gerichtsgebäude und Wall Street sinniert). Jessica Chastain rockt die Titelrolle, Idris Elba passt perfekt als sympathischer Aufputz, und Sorkin ist für das beste adaptierte Drehbuch Oscar-nominiert.
"Molly's Game" startet am 2. März 2018 in den österreichischen Kinos.