Ukraine-Krieg

Die "Hexen von Butscha" lehren Putin das Fürchten

Nach dem Massaker in Butscha greifen Frauen zu den Waffen. In einer weiblichen Freiwilligeneinheit schießen sie russische Drohnen ab.

Die "Hexen von Butscha" lehren Putin das Fürchten
Nach dem Massaker in Butscha bilden ukrainische Frauen eine freiwillige Kampfeinheit.
REUTERS

Sie sind Lehrerinnen, sie sind Ärztinnen, sie sind Mütter – zwischen 19 und 64 Jahren und kommen aus verschiedenen sozialen Schichten. Zusammen sind sie "die Hexen von Butscha" und schießen russische Drohnen vom Himmel. Noch immer angetrieben von der Wut und Verzweiflung über das Massaker, das russische Truppen bei der Eroberung der Stadt Butscha verübt haben. Sie füllen die Lücken, die durch den Massenmord russischer Soldaten an Zivilisten entstanden sind.

Im Frühjahr 2022 wurden laut dem ukrainischen Reportagemedium "Frontliner" fast alle Männer im Alter von 18 bis 60 Jahren, die die Stadt nicht verlassen konnten, getötet. Insgesamt waren es mehr als 600 Menschen, ganze Familien, die ermordet, gefoltert und vergewaltigt wurden. Butscha wurde zum Sinnbild russischer Kriegsverbrechen. Die Männer, die nach der Befreiung übrig blieben, gingen an die Front – und die Frauen wollten nicht länger tatenlos zusehen.

"In mir kocht die Wut"

"Mein Mann und sein Bruder wurden im März 2022 getötet, unsere Wohnung zerstört", erzählt die freiwillige Kämpferin und ehemalige Reiseleiterin "Tayana" (Rufname) in einem Video von ntv. Ihre Mutter sei aufgrund der ständigen Stressbelastung durch die Kämpfe gestorben. Die 41-Jährige selbst ist Mutter einer 14-jährigen Tochter. "In mir kocht die Wut über die Invasoren. Wenn ich nur eine Drohne vom Himmel schieße, habe ich mein Ziel in dieser Welt erreicht."

Neben Einsatz betreuen sie Kinder und arbeiten oft Vollzeit

"Tayana" ist Teil der lokalen Freiwilligeneinheit "Hexen von Butscha", die fast nur aus Frauen besteht. Der Name spielt auf die nächtlichen Aktivitäten der Freiwilligen an. Wenn es dunkel wird, versuchen sie iranische Shahed- und russische Geran-Drohnen von Russland vom Himmel zu holen. Diese sind jeweils mit Sprengstoff beladen und bewegen sich in Schwärmen von mehreren Dutzend Maschinen mit 150 Kilometer pro Stunde.

Zusammen trainieren die Frauen im Wald und absolvieren ihre wochenlange Kampfausbildung. Sie lernen, Gewehre auseinanderzunehmen und zusammenzubauen, klettern in voller militärischer Montur auf Bäume und üben auf der Ladeflächen von Pick Ups das Abschiessen von Shahed-Drohnen mit Maschinengewehren. Eine schwierige Aufgabe, wie sich anhand der Quote der "Hexen" zeigt: Seit dem Sommer haben sie laut eigenen Angabe drei Drohnen abgeschossen.

Und dennoch: Die Frauen wollen dem Krieg nicht untätig zusehen. Viele von ihnen hatten zuvor nichts mit dem Militär zu tun. Alle drei Tage gehen sie laut "Frontliner" in Kampfeinsatz. Wenn sie gerade nicht im Freiwilligendienst sind, gehen sie ihrem zivilen Leben nach, arbeiten weiterhin in ihren Berufen und sorgen für ihre Kinder. Bezahlt werden die Frauen für ihren Dienst nicht, lediglich die Ausrüstung und Munition werden bereitgestellt.

BILDER: So zerstört ist Ukraine-Frontstadt Wuhledar

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    Eines der letzten verfügbaren Satellitenbilder vor dem Fall: Die Frontstadt <strong>Wuhledar</strong> in der Oblast Donezk am 29. September 2024.
    Eines der letzten verfügbaren Satellitenbilder vor dem Fall: Die Frontstadt Wuhledar in der Oblast Donezk am 29. September 2024.
    Planet Labs Inc. via REUTERS

    "Kam zur Einheit, um meine Angehörigen zu schützen"

    Auch die beiden Freundinnen "Mala" (ukrainisch die Kleine) (26) und "Forash" (ukrainischer Titel des Films "Fast & Furious”) (27), wie sie mit Kampfnamen heißen, sind zusammen der freiwilligen Kämpferinnentruppe beigetreten, wie "Frontliner" berichtet. Mala ist Maschinengewehrschützin. Ihre Waffe, ein Maschinengewehr aus dem Zweiten Weltkrieg, nennt sie "Maximka".

    Die 27-jährige "Forsash" hat zusammen mit ihrer Freundin "Mala" für den Dienst gemeldet. Auch sie arbeitet sonst in einem Krankenhaus. Ihr Ziel ist es, durch ihren Einsatz, ihre Angehörigen zu schützen. Forash ist Ladeschützin und Fahrerin. Sie kam zur Einheit, um ihre Angehörigen zu schützen. "Niemand möchte, dass seine Wohnung von einer Rakete getroffen wird. Ich habe hier meine Brüder, Schwestern, Freunde, Pateneltern und Patenkinder in Butscha", erzählt sie dem Medienportal. Wenn sie keine russischen Drohnen abschießen, arbeiten die beiden tagsüber in einem Krankenhaus.

    Der Stabschef mit Kampfnamen "Weles" kommentiert die Arbeit der Frauen wie folgt: "Ein Kämpfer zu sein, bedeutet, mehr als Mann oder Frau zu sein. Dann ist man ein Mensch, der Verantwortung für sich selbst, für das Land und für die Menschen übernimmt, die er verteidigt."

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      Linz AG / fotokerschi.at

      Auf den Punkt gebracht

      • Nach dem Massaker in Butscha haben sich Frauen zu einer Freiwilligeneinheit zusammengeschlossen, um russische Drohnen abzuschießen
      • Diese Gruppe, bekannt als die "Hexen von Butscha", besteht aus Frauen verschiedener Berufe und Altersgruppen, die trotz ihrer zivilen Verpflichtungen und ohne Bezahlung für den Schutz ihrer Stadt kämpfen
      red, 20 Minuten
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