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Die EU will jetzt alle Autos automatisch ausbremsen
Die EU geht Temposündern an den Kragen: Ab 2022 sollen alle Neuwagen mit Tempobremsen ausgestattet sein. Die erste Hürde hat der Vorschlag genommen.
Haben Blitzer und Geschwindigkeitskontrollen bald ausgedient? Geht es nach der EU, lautet die Antwort ja. Denn in Zukunft sollen Autos selbst dafür sorgen, dass sich Autofahrer an Geschwindigkeitsbegrenzungen halten. Möglich machen soll das ein neues Assistenzsystem, das ab Mai 2022 alle Hersteller in ihre Neuwagen einbauen müssen.
Der European Transport Safety Council (ETSC) hat bereits alle Autohersteller dazu aufgerufen, den sogenannten Intelligent Speed Assistant (ISA) in Neuwagen zu integrieren. Das Assistenzsystem bremst das Auto zwar nicht direkt ab, reduziert jedoch automatisch die Motorleistung, sobald gegen das herrschende Tempolimit verstoßen wird.
Wie bei einem Tempomaten
Der Intelligent Speed Assist nutzt dafür eine Kamera, um Schilder mit Tempolimits zu erkennen, plus die Daten aus dem GPS. Der Fahrer wird dabei auf die Geschwindigkeitsbegrenzung aufmerksam gemacht, und die Motorleistung wird automatisch reduziert.
Zu Beginn soll der Assistent noch überstimmt werden können. Dafür müssen Autofahrer ähnlich wie beim Tempomaten bloß etwas stärker auf das Gaspedal drücken. So sollen Fahrer auch kurzfristig beschleunigen können, um beispielsweise Hindernissen ausweichen zu können. Wird jedoch zu lange Gas gegeben, blinken die Warnleuchten erneut auf, und der Assistent bremst das Auto wieder ab.
Hintergrund dieser Neuerung ist ein ambitioniertes Ziel, denn die Anzahl der Unfälle soll innerhalb der nächsten 15 Jahre um 30 Prozent reduziert werden. 2017 kamen laut der EU-Kommission über 25.000 Menschen auf Europas Straßen ums Leben. 90 Prozent aller Unfälle führte man auf menschliches Versagen zurück. Die Brüsseler Behörde hatte daraufhin Vorschläge für Hightech-Fahrhilfen vorgelegt, um die Zahl der Unfälle zu reduzieren – "Heute.at" berichtete.
"So bedeutend wie die Gurtenpflicht"
Die automatische Tempobremse ist nur eine von vielen Maßnahmen, die demnächst umgesetzt werden sollen. Rund 30 Hightech-Assistenten sollen in Autos künftig serienmäßig installiert werden. Neben dem ISA-Limiter zählen dazu auch Kontrollsysteme, die etwa bei übermäßigem Alkoholkonsum den Start des Autos blockieren. Oder Warnsysteme, die den Fahrer bei Müdigkeit oder Ablenkung alarmieren. Einige dieser Systeme sind in Premium-Modellen bereits eingebaut. Künftig sollen sie aber in jedem Neuwagen serienmäßig eingebaut sein. Auch Datenrekorder für Unfälle sollen, ähnlich wie die Blackbox in Flugzeugen, in Zukunft zur Pflicht werden.
Was für viele noch wie Science-Fiction klingen mag, dürfte bald Realität werden. Am Dienstag haben Unterhändler des Europaparlaments und der EU-Staaten in Brüssel den Vorschlägen zugestimmt. Das grüne Licht für die neuen Vorschriften im September sieht ETSC-Direktor Antonio Avenoso als reine Formsache – und vergleicht den Schritt mit der Einführung der Anschnallpflicht: "In den letzten 50 Jahren gab es nur wenige Meilensteine in Sachen Verkehrssicherheit. Die Einführung der Gurtenpflicht gehört dazu, und diese Maßnahmen werden auch einer sein." (srt)