Szene
Die Cholesterin-Lüge
Land: CDN, Genre: Dokumentation
Die Ablagerungen an den Arterienwänden, dort, wo der Herzinfarkt entsteht, enthalten Cholesterin. Menschen mit Herzerkrankungen haben häufiger hohe Werte des "bösen" LDL-Cholesterins. Diese Werte senken zu wollen, gilt bis heute als sinnvoll. Doch so eindeutig, wie die Lage erscheint, ist sie nicht: Etwa 50 Prozent derjenigen, die mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert werden, haben normale Cholesterin-Werte. Viele Menschen mit hohen Cholesterin-Werten haben gesunde Herzen. Es sind große Fortschritte erzielt worden im Kampf gegen Herzerkrankungen, unklar ist jedoch, inwiefern die massenhafte Verordnung von Statinen dazu beigetragen hat. Statine sind die am meisten verkauften Substanzen in der Geschichte der Pharmaindustrie. Im Gegensatz zu anderen Cholesterin-Senkern weiß man von Statinen, dass sie für Menschen mit Herzerkrankungen das Risiko zu sterben signifikant senken. Dennoch glaubt eine wachsende Zahl von Kritikern, dass Statine den Millionen von Menschen, die sie trotz niedrigem Risiko verschrieben bekommen, keinen Schutz bieten. 50 bis 70 Prozent der Patienten, die Statine einnehmen, erleiden dennoch einen Herzinfarkt. Hat sich die Medizin möglicherweise zu lange auf Cholesterin-Senker wie Statine verlassen? Es ist an der Zeit, dass sich Wissenschaftler erneut der Frage stellen: Was wissen wir wirklich über Cholesterin? Und: Was löst Herzerkrankungen aus? Die Dokumentation zeigt, wie eine biologische Substanz zum Staatsfeind Nummer 1 werden konnte - und ob Rehabilitation in Aussicht ist. An der Stanford University legt Christopher Gardner die fragwürdige wissenschaftliche Datenbasis offen, die hinter der Verteuflung von Fett und Cholesterin in Nahrungsmitteln steht. Seit Jahrzehnten schon sollen wir Nahrungsmittel wie Eier wegen ihres hohen Cholesteringehalts meiden. Doch wie stark beeinflusst das Cholesterin in der Nahrung die Cholesterinwerte in unserem Blut? Das meiste davon wird vom menschlichen Körper selbst hergestellt. Welche unbeabsichtigten Risiken und Nebenwirkungen hat der Krieg gegen das Fett? In Harvard untersucht der renommierte Kardiologe Paul Ridker Entzündungsprozesse im Körper eine Reaktion des Körpers, die normalerweise hilft zu heilen, aber auch entscheidend dazu beitragen könnte, Herzerkrankungen zu entwickeln. Möglicherweise definiert die Beobachtung von Entzündungsprozessen das Risiko für Herzerkrankungen deutlich genauer als die Messung der Cholesterinwerte. An der Cleveland Clinic stellt Stanley Hazen weit verbreitete Informationen über den Zusammenhang zwischen dem Verzehr von rotem Fleisch und Herzerkrankungen infrage. Er glaubt, dass wir noch immer nicht richtig verstehen, wie unsere Darmflora beeinflusst, ob Nahrung unsere Gesundheit beeinträchtigt oder nicht. Und in einem kleinen Dorf in Norditalien haben die Bewohner seltsam gesunde Herzen trotz alarmierend hoher LDL-Cholesterinwerte. Liegt der Grund hierfür in ihrem Erbgut, in ihrer DNA? Und was können die Wissenschaftler daraus für die Herzkranken lernen? Redaktionshinweis: In 3sat steht der Donnerstagabend im Zeichen der Wissenschaft: Um jeweils 20.15 Uhr beleuchtet eine Dokumentation relevante Fragen aus Natur- und Geisteswissenschaften, Kultur und Technik. Im Anschluss, um 21.00 Uhr, diskutiert Gert Scobel über ein verwandtes Thema.