Wien
"Die Austrotürken wollen sicher keine Volksgruppe sein"
Die Debatte um den Volksgruppen-Status für Austro-Türken erhitzt die Gemüter.
Die Wiener Kleinpartei SÖZ fordert die von Austro-Türken als Volksgruppe in Österreich – das kommt für eine Mehrheit der hier lebenden, türkisch-stämmigen Menschen offenbar aber gar nicht in Frage. Das zumindest ist sei Ergebnis einer Umfrage der "Neuen Heimat Zeitung" ("Yeni Vatan Gazetesi") bei unabhängigen NGOs und "einflussreichen Persönlichkeiten aus der türkischen Community" in Österreich.
"Mehrheit voll intergriert"
"Es reicht. Wir sind kein Selbstbedienungsladen und möchten weder von einer Partei vertreten noch von Parteien und PolitikerInnen dämonisiert werden", kommentiert Birol Kilic in dem Blatt den Vorstoß von Martha Bißmann und Hakan Gördü (beide SÖZ) zur Wien-Wahl 2020.
"Die Mehrheit der Menschen in Österreich mit türkischen Wurzeln ist in allen Lebensbereichen voll integriert", so der Obmann der Türkischen Kulturgemeinde in Österreich. Zehntausende Unternehmer und Studenten seien "alle dankbar, in einem noch halbwegs gut funktionierenden, freiheitlich demokratischen und rechtsstaatlichen Land, nämlich der Republik Österreich, leben zu können."
Wunsch nach Chancengleichheit
Die türkische Community würde von der Politik und den Behörden in Österreich deshalb nur eines verlangen: "Chancengleichheit, Gleichbehandlung und keine institutionelle Diskriminierung".
Kilic argumentiert in der "Neuen Heimat Zeitung", dass die rund 450.000 Austro-Türken, obwohl sie "bereits durch eine 4. Generation in Österreich verwurzelt" seinen, keine autochthone Volksgruppe sind. "Deshalb sollte man die, aus dem 1. und 2. Weltkrieg auf einer traurigen Geschichte aufbauenden, Gesetze der Republik Österreich nicht strapazieren".
Alter Wein in neuen Schläuchen
Das offizielle Österreich müsse endlich erkennen, dass die reaktionären Kräfte aus den Herkunftsländern in neuen Kleidern erscheinen und mit jungen Personen in Erscheinung treten, "welche alten Wein in neuen Schläuche für ihre reaktionäre Agenda vermarkten".
Die Mehrheit der Austro-Türken setzte sich hingegen als Bürger für rechtsstaatlichen, freiheitlich demokratischen säkularen Republik ein und wolle "die mit schwersten Bedingungen, Schweiß und Tränen gewonnene soziale, säkulare und demokratische Ordnung schützen".