So inszeniert sich die Neue Rechte mit Fake-Profilen in den Sozialen Netzwerken.
x/sophiasworld_17
"Hier ist der Account der jungen Patriotin Sophia. Ich liebe Bildbearbeitung und meinen Hund." – so stellt sich die junge "Influencerin" Sophia in ihrer Profilbeschreibung auf X der Öffentlichkeit vor. Ähnlich klingt es bei Larissa Wagner, das sich in ihrem X-Profil als "Brandenburger Mädel" bezeichnet: "Ich bin einfach nur ein Mädchen von nebenan", heißt es in einem ihrer aktuellen Postings.
Hinweis auf KI-Einsatz fehlt
Was beide gemeinsam haben: Alle ihre Fotos sind KI-generiert, die Inhalte maßgeschneidert, um den deutschen Bundestagswahlkampf zugunsten der rechtspopulistischen und in Teilen rechtsextremen AfD zu beeinflussen. Ein Hinweis darauf, dass es sich um KI-generierte Inhalte handelt, fehlt bei beiden. Dass die geposteten Fotos nicht echt sind, ist auch nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen. Am ehesten geht das noch bei den Videos, wo die Lippen oft nicht mit dem gesprochenen Text synchron sind und die Stimme computergeneriert klingt.
Das neue "blonde, deutsche Mädel"
Das sind nur zwei Beispiele von vielen, die mittlerweile bekannt geworden sind. Dahinter stecke laut der Kommunikationswissenschafterin Anna Hilder eine gezielte Strategie der Neuen Rechten: Mithilfe von KI werde das Bild von "arischen, blonden, blauäuigen Deutschen" kreiert, um Frauen als Mitglieder anzuwerben.
Die Message, die dabei vermittelt werden soll, ist vorprogrammiert: Gegen Zuwanderung, gegen Islam, gegen "queer" und Wokeness – für "Remigration", für Donald Trump, für Alice Weidel und die AfD – und versucht einen Schulterschluss quer durch die Bevölkerungsgruppen vorzutäuschen. So schreibt etwa die vermeintliche Türkin Bilgin, ein mittlerweile nach viel Aufsehen gelöschtes KI-Profil: "Ich sag es ganz offen: Alice Weidel ist mein Vorbild. Sie leistet Widerstand gegen das Unrecht im Land. Für uns alle".
Computergenerierte Stimmen fallen auf
Etwas bekannter ist jedoch das Profil von Larissa Wagner. Sie verfügt sogar über so etwas wie einen Lebenslauf. Das "Brandenburger Mädel aus Senftenberg" nennt sich eine "gläubige Christin", deren Urgroßvater in der Wehrmacht kämpfte, wie die "Bild"-Zeitung zusammenfasst. Seit November mache sie ein Paktikum als Kolumnistin bei einer rechtsextremen Zeitschrift. Sie und die anderen Influencer verfügen meistens nicht nur über ein Profil auf X, sondern auch auf Instagram und TikTok. Wenn sie jedoch in einem Video spricht, merkt man doch recht schnell, dass hier eine Computerstimme verwendet wurde:
In ihren Postings nennt sie etwa die "Manipulation in den Unis" durch die "Links-Woke Bubble" einen "Staatsstreich" und zieht daraus die Schlussfolgerung: "Tino Chrupalla und Alice Weidel sind unsere einzige Hoffnung auf Besserung". Ihre Reichweite ist mit jeweils ein paar Tausend Followern zwar noch überschaubar, doch da die Profile ferngesteuert sind, werden sie auch dazu verwendet, sich gegenseitig durch Reposts und Likes zu pushen. Auch AfD-Politiker greifen zum Teil auf ihren Content zurück – und umgekehrt.
KI noch nicht sehr authentisch
Da die meisten KI-Influencerinnen noch recht wenig authentische Interaktionen mit anderen Nutzern aufweisen, schätzt die Kommunikationsexpertin Hilder im ARD-Interview den Einfluss auf die Wahl noch als eher gering ein. Die Kommentare würden jedoch zeigen, dass vielen Usern nicht bewusst ist, dass sie auf KI-Content reagieren. Zum Teil sei es ihnen auch schlicht egal, solange ihnen die Message gefällt, so Hilder.
Wer hinter den Accounts steckt, ist unklar. Dass sie aus dem politisch rechten Spektrum kommen, ist naheliegend. "Wir wissen, dass rechtsextreme Akteure, auch die AfD, sehr gezielt Agenturen einsetzen und mit Kommunikationsexperten und -expertinnen zusammenarbeiten", erklärt dazu Deborah Schnabel, Direktorin der Bildungsstätte Anne Frank, gegenüber der ARD-"Tagesschau".
AfD setzt auf Künstliche Intelligenz
Die AfD fiel zuletzt mehrfach mit KI-generierten Wahlspots auf. So postete etwa Parteichefin Alice Weidel ein Video, welches das Gesicht der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel mithilfe von KI negativ verfremdete. Die AfD Brandenburg veröffentlichte KI-generierte Videos, die SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach in Handschellen zeigen oder den Grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck beim Müllaufsammeln.
Noch ist es nicht verboten, KI-Profile als echte Menschen auszugeben. Der im Vorjahr beschlossene Artificial Intelligence Act der EU sieht erst ab 2. August 2026 eine Kennzeichnungspflicht für "täuschend echt" erscheinende Inhalte vor.
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