Wien
Deutsche sollen nun Wiens Kinderpsychiatrie retten
Um die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Wien sei es schlecht bestellt, warnen Ärzte. Nun sucht die Stadt Wien in Deutschland nach Personal.
Akuter Personalmangel, massiv erhöhtes Patientenaufkommen und eine "schier unerträgliche Situation": Darauf wiesen elf Ärzte der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Klinik Hietzing im Februar hin – wir berichteten. Ihr Hilferuf in Form einer "Gefährdungsanzeige" sorgte für Diskussionen zum Thema Ärztemangel – nicht zuletzt aufgrund der verschärften Situation durch die Corona-Pandemie.
Der Personalmangel in Hietzing ist aktuell so akut, dass die Öffnungszeiten ab Sommer geändert werden müssen und die Abteilung künftig nur noch unter der Woche geöffnet sein wird. Eine drohende Sperre soll dank eines Dienstpools mit übergreifenden Fachärzten vom Tisch sein.
Koordinator für Psychiatrie: "Unkonventionelle Maßnahmen notwendig"
Nun wird im Nachbarland nach Personal gesucht, berichtet der "ORF". Am Kongress der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Magdeburg war auch der städtische Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen, Ewald Lochner, zu Gast und präsentierte Wien als attraktiven Arbeitsort für junge Psychiater. Der Druck in der Kinder- und Jugendpsychiatrie habe sich seit Beginn der Pandemie verschärft, Angsterkrankungen und depressive Symptomatik seien deutlich angestiegen. Deshalb seien nun unkonventionelle Maßnahmen notwendig, die zu einer raschen Abfederung der fehlenden Personalressourcen führen. In Magdeburg habe man "interessante Gespräche geführt und spannende Inputs erhalten". Gespräche mit vier potenziellen Kandidaten habe es bereits gegeben – man fahre mit einem positiven Gefühl zurück.
Appell: Niedergelassene Ärzte sollen sich solidarisch zeigen
"Aktuell herrscht im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie ein besorgniserregender Mangel. Wir müssen alles dafür tun, die psychosoziale Versorgung für unsere Kinder und Jugendlichen nicht nur aufrechtzuerhalten, sondern weiterhin zu verbessern. Deshalb gehen wir über Stadt- und Landesgrenzen hinaus", so Lochner. Er appelliert zudem an die Solidarität der niedergelassenen Ärzte, Dienste im stationären Setting zu übernehmen, um die Diensträder zu sichern. Wer den hippokratischen Eid ernst nehme, solle dem Appell folgen. Lochner bedankte sich bei all jenen, die dies bereits getan haben. Auch das Projekt Home Treatment – Betroffene werden zuhause betreut – soll in einem weiteren Schritt ausgebaut werden.