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Deutsche Flutkatastrophe: 103 Tote, 1.300 vermisst
Die Zahl der Toten im Westen Deutschlands steigt auf bis zu 103, aber tausende werden nach wie vor vermisst. Und die Pegel steigen weiter.
Der Starkregen über Deutschland hat vielerorts aufgehört, strahlender Sonnenschein etwa über der Eifel. Doch so mancher Ort, der in der Schlinge eines kleinen Flusses lag, ist verschwunden. Autos liegen wie wild durcheinandergewürfelt auf den Straßen, Matsch steht meterhoch, Häuserfassaden wurden vom Wasser mitgerissen.
Vielerorts ist das Mobilfunknetz immer noch ausgefallen. Der Kreis Bad Neuenahr-Ahrweiler meldete deswegen die Zahl von 1.300 Menschen, die nicht erreichbar sind und deswegen als vermisst gelten. Alleine im Bundesland Rheinland-Pfalz verzeichnet man bisher 50 Tote, zahlreiche weitere Opfer werden auch im benachbarten Nordrhein-Westfalen und in Belgien befürchtet.
Rurtalsperre läuft über
Das könnte sich am heutigen Freitag noch weiter verschärfen. Kurz vor Mitternacht lief die Rurtalsperre über. Wenn auch mit niedriger Dynamik, ist nun mit der Überschwemmung weiterer Städte zu rechnen. Gegen 7 Uhr Früh sollte die Welle etwa die 90.000 Einwohner Stadt Düren erreichen.
Zu Besuch in der Katastrophenregion war selbstverständlich auch der Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens und möglicher Merkel-Nachfolger Armin Laschet. Er fand einerseits, dass Deutschland nun noch schneller aus der Kohle aussteigen müsse, um CO2 aus der Luft zu nehmen. Aber Deutschland müsse auch ein Industrieland bleiben.
Junge Frau
Nur wenig später folgt ein "Weil jetzt so ein Tag ist, ändert man nicht die Politik" im "Aktuelle Stunde"-Interview. Ob Laschet der zuvor Moderatorin Susanne Wieseler machohaft als "junge Frau" anspricht, um ihr zu widersprechen, oder ein rheinländisches "Entsculdijung, Frau..." anklingen lässt, wird in sozialen Netzwerken zum Eklat.
"Wir werden sie in dieser schwierigen, schrecklichen Stunde nicht alleine lassen und werden auch helfen, wenn es um den Wiederaufbau geht", sicherte Bundeskanzlerin Angela Merkel den Betroffenen zu. Dieser Wiederaufbau beginnt nun mancherorts bereits, während man in Richtung Norden mit weiteren Überflutungen rechnet. Weitere Häuser stürzen ein, die Zahl der Toten alleine in NRW steigt auf 31, die Bahnstrecke zwischen Köln und Dortmund ist überflutet und somit unbefahrbar.
Gefahr auch für Österreich
Ein Höhentief über Italien sorgt im Zusammenspiel mit einer straffen und extrem feuchten Nord- bis Nordostströmung für ein vielerorts nasses Wochenende auch bei uns. Schon jetzt sind manche Orte im Süden Deutschlands unter Wasser, das könnte sich am Wochenende weiter verstärken. Nach Angaben der Experten der Österreichischen Unwetterzentrale (www.uwz.at) kommen entlang der östlichen Nordalpen sowie lokal auch im Osten und Südosten Österreichs beachtliche Regenmengen zusammen, die für erhöhte Überflutungsgefahr sorgen werden.
"Entlang der Nordalpen vom Tiroler Unterland bis zum Wienerwald und dem Semmering-Wechsel-Gebiet zeichnen sich am Wochenende verbreitet 70 bis 150 l/m² Regen an" prognostiziert Manfred Spatzierer, Chefmeteorologe der Unwetterzentrale. Diese Mengen reichten in Deutschland mancherorts für die Katastrophe. "Hier sowie auch vom Marchfeld über Wien und das Burgenland bis in die Südsteiermark sind aber durch Schauerstraßen und stationäre Gewitter selbst binnen wenigen Stunden noch größere Regenmengen möglich" warnt der Meteorologe.