Tierische Studie

Deshalb sollte das Eichhörnchen kein Haustier sein

Die niedlichen Puschel waren nicht immer nur im Wald zu Hause, sondern sogar mal in unseren Wohnzimmern – mit fatalen Folgen.

Deshalb sollte das Eichhörnchen kein Haustier sein
"Ich war’s nicht!" Die niedlichen Puschel sollen an einer richtigen Epidemie Schuld gewesen sein.
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Natürlich gab es auch bereits im Mittelalter den Hund und die Katze als Haustier – doch nicht nur die. Auch die roten Eichhörnchen wurden gerne in den Burgen gehalten und gezüchtet, denn sie dienten als Nahrungsquelle und vor allem als Pelzlieferant. Unabhängig davon, dass wir uns natürlich heute der Effizienz halber fragen, wie viele Eichhörnchen wohl für einen Eintopf und für einen Mantel gebraucht würden, wollen Wissenschaftler jetzt auch herausgefunden haben, dass der Puschel große Mitschuld an einer bösen Krankheit hatte.

Die Nähe zu den Nagern könnte nämlich laut neuesten Erkenntnissen von Forschern der Universitäten Basel und Zürich sowie der University of Leicester dazu beigetragen haben, dass sich die Lepra damals ausbreitete.

Krankheitsträger

Das Team um die Paläogenetikerin Verena Schünemann hat nachgewiesen, dass britische Eichhörnchen bereits im Mittelalter Lepra-Bakterien in sich trugen. Da diese sehr nah verwandt waren mit Lepra-Erregern, die aus mittelalterlichen menschlichen Skeletten aus derselben Region isoliert wurden, konnte so zum ersten Mal ein mittelalterliches Tier als Wirt für eine Krankheit identifiziert werden.

Lepra:

Lepra – früher auch als Aussatz bekannt – ist eine chronische Infektionskrankheit, die durch Bakterien verursacht wird (Mycobacterium leprae). Der Name kommt aus dem Griechisch-Lateinischen und bedeutet so viel wie "schuppig" und "rau", was auf die Hautveränderungen hinweist, die Lepra auslöst.

Die Krankheit kommt heute noch vor allem in Indien, Südamerika und Südostasien vor. Jährlich werden mehr als 200.000 neue Fälle gemeldet. Auch in Florida soll Lepra endemisch sein.

Die gute Nachricht? Lepra wird mit einer Kombination verschiedener Antibiotika behandelt und ist dadurch heute heilbar. Wichtig ist eine frühzeitige Behandlung, um krankheitsbedingte Behinderungen zu verhindern.

Unbehandelt kann die Erkrankung zu schweren körperlichen Behinderungen und schweren Haut-, Augen- und Nervenschädigungen führen.

Austausch von Bakterien

Die internationale Forschungsgruppe hat für ihre Studie 25 menschliche und zwölf tierische Überreste genetisch analysiert. Die Proben stammten aus zwei archäologischen Stätten im südenglischen Winchester. Im Mittelalter verfügte die Stadt über ein sogenanntes Leprosorium, eine Art Spital speziell für an Lepra Erkrankte.

Zudem war die Stadt für den Pelzhandel bekannt. Die untersuchten Eichhörnchenknochen stammten aus einer ehemaligen Kürschnerwerkstatt. Die bei den Untersuchungen nachgewiesene "Ähnlichkeit zeigt uns, dass es wahrscheinlich einen Austausch der Bakterien zwischen Tier und Mensch zu dieser Zeit gab", sagt Verena Schünemann.

Wer steckte, wen an?

Das ist noch unklar. "Wir wissen nicht, ob die Eichhörnchen die Menschen ansteckten oder ob Menschen die Erkrankung zu den Tieren brachten", so Schünemann.

Die Erkenntnisse seien aber insgesamt auch für die künftige Bekämpfung von Lepra wichtig, denn auch heute weiß man nicht genau, wie sich die Krankheit ausbreitet. Man weiß bisher nur, dass sich Lepra relativ schwer durch Tröpfcheninfektion ausbreiten kann, es aber einen längeren Zeitraum braucht, um einen gesunden Menschen zu infizieren.

Das verantwortliche Bakterium vermehrt sich nämlich denkbar langsam, weshalb es auch erst nach Jahren zu einem Ausbruch der Krankheit kommen kann.

Und heute?

Zumindest in England, Irland und Schottland konnten zwei Erreger der Lepra bei Eichhörnchen nachgewiesen werden. Die Ansteckung ist aber denkbar gering, da auch kaum enger Kontakt zu dem kleinen Wildtier besteht und auch die Jagd meist verboten ist. Im Fachjournal "Current Biology" spricht man aber von einer unglaublichen Erkenntnis, da man bisher immer annahm, dass Lepra eine rein menschliche Krankheit sei.

Auf den Punkt gebracht

  • Forscher haben herausgefunden, dass Eichhörnchen im Mittelalter Lepra-Bakterien in sich trugen und somit als Wirt für die Krankheit dienten
  • Die genetische Analyse von menschlichen und tierischen Überresten aus archäologischen Stätten in England deutet darauf hin, dass es einen Austausch von Bakterien zwischen Mensch und Tier gab
  • Es ist jedoch unklar, ob die Eichhörnchen die Menschen angesteckt haben oder umgekehrt
  • Die Erkenntnisse könnten auch für die zukünftige Bekämpfung von Lepra relevant sein, da die Ausbreitungsmechanismen der Krankheit noch nicht vollständig verstanden sind
tine, 20 Minuten
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