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"Der Unsichtbare": Terror-Kino in Zeiten von #MeToo

Die Neuverfilmung versteht sich weniger als Wissenschafts-Albtraum, sondern viel mehr als Parabel auf häusliche Gewalt.

Heute Redaktion
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Seit mehreren Jahren versucht Universal Pictures, ihre hauseigenen Schreckgespenster wie "Draula", "Frankenstein" oder "The Wolfman" in einem eigenen Film-Universum neu zu beleben. Als aber 2017 "Die Mumie" bei Kritikern und Publikum gleichermaßen durchfiel, entschied man sich für einen radikalen Kurswechsel: Künftig sollten die Filme als allein stehende Werke funktionieren.

Den ersten Film unter dieser neuen Prämisse darf Leigh Whannell mit "Der Unsichtbare" abliefern. Und der meistert diese Aufgabe souverän und zeitgemäß: Anders als bei den bisherigen Verfilmungen rückt seine Interpretation nicht einen Wissenschaftler ins Zentrum des Geschehens, sondern eine tapfere Frauenfigur. Denn in Zeiten von #MeToo und der Time's Up-Bewegung lauert der Horror nicht etwa in der anmaßenden Vorstellung, sich über die Natur stellen zu können, sondern vielmehr in den Abgründen einer nach außen hin intakten Beziehung.

© Universal Pictures

Cecilia (Elisabeth Moss) flieht aus ihrem gewalttätigen Verhältnis mit Adrian (Oliver Jackson-Cohen), einem brillanten Forscher. Mit Hilfe ihrer Schwester Alice (Harriet Dyer) taucht sie bei ihrem Jugendfreund James (Aldis Hodge) und dessen Tochter Sydney (Storm Reid) unter. Aber nachdem ihr brutaler Ex Selbstmord begeht und ihr eine große Summe überlässt, beschleicht die traumatisierte Frau die Gewissheit, dass Adrian seinen Tod nur vorgetäuscht hat und auf Rache sinnt. Verzweifelt versucht sie zu beweisen, dass ihr Leben und das ihrer engsten Vertrauten von einer unsichtbaren, aber unaufhaltsamen Gefahr bedroht wird.

Kraftvolles Spiel, effektives Terror-Kino

Die Rolle der Cecilia ist Hauptdarstellerin Elisabeth Moss wie auf den Leib geschneidert. Die Schauspielerin, die vorwiegend in TV-Produktionen wie "The Handmaid's Tale" oder "Top of the Lake" starken weiblichen Figuren die gehörige Kraft verleiht, enttäuscht auch in ihrer ersten Kino-Hauptrolle nicht. Ihr gehetztes Spiel macht die schleichende Bedrohung spürbar und die Art, wie diese Paranoia in Szene gesetzt wird, ist lupenreines Terror-Kino.

Immer wieder rückt man Moss in die Bildmitte, gibt ihr zu beiden Seiten zu viel Raum, um sie noch verwundbarer und isoliert erscheinen zu lassen. Ein anderes Mal reicht es aus, dass die Kamera nur für ein paar unangenehme Sekunden zu lange in einer stillen Totalen bleibt, um zusätzlich Suspense zu erzeugen. Wenn sich das Grauen schließlich entlädt, geht der Schrecken durch Mark und Bein. Einzig der finale Vergeltungsschlag kostet Cecilia ein paar Sympathiepunkte, weil man annimmt, sie würde nach dieser Tour de Force über der Gewalt stehen.

"Der Unsichtbare" hält Gesellschaft Spiegel vor

Abgerundet wird die Inszenierung von einem bemerkenswerten Sound-Design, stimmiger Musik (Benjamin Wallfisch, "It") und fein dosierten Referenzen an die Vorgänger-Filme von James Whale oder Paul Verhoeven. Damit hat es Leigh Whannell nicht nur geschafft, H.G. Wells literarische Vorlage mitreißend aus dem 19. ins 21. Jahrhundert zu transportieren, sondern auch die dunklen Flecken einer Gesellschaft sichtbar zu machen, bei denen zu oft weggeschaut wird.

"Der Unsichtbare" startet am 27. Februar 2020 in den österreichischen Kinos.

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