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"Der Pate" war Vorbild von letztem großen Mafioso

Nach seiner Festnahme wird immer mehr über das Leben und Leiden des Mafia-Bosses Denaro bekannt: Auch über seine wenig überraschenden Filmvorlieben. 

Ein Poster von Marlo Brando als "Der Pate" prangt von den Wänden des Mafioso-Verstecks.
Ein Poster von Marlo Brando als "Der Pate" prangt von den Wänden des Mafioso-Verstecks.
Carabinieri

Nachdem die italienischen Behörden sich 30 Jahre lang bei der Suche nach Matteo Messina Denaro die Zähne ausbissen, konnte der letzte große der sizilianischen Mafia-Bosse Anfang der Woche gefasst werden. Er soll dutzende brutale Morde begangen haben und verbrachte die letzten Jahrzehnte versteckt – wobei es ihm an nichts fehlte. Nun wurden zwei weitere Unterschlüpfe des Mafioso ausgehoben, die weitere Einblicke in das Leben des Langgesuchten geben. 

Bereits am Mittwoch haben die Carabinieri ein zweites Versteck in Campobello di Mazara gefunden. Im ersten Stock des Hauses gelangt man über einen begehbaren Schrank in ein gepanzertes Zimmer: Vermutetet wird, dass der Mafioso dort wichtige Dokumente und Luxusgüter gebunkert hat. In einem dritten Versteck fanden die Behörden schriftliche Notizen und Dokumente, die bis ins Jahr 2016 zurückreichen. Doch vor allem der Fund eines Posters passt ins Bild des Vollblut-Mafiosos. 

"Der Pate" als Vorbild? 

Von der Wand der Wohnung, in der sich Messina Denaro versteckte, prangt ein Filmposter: Er scheint Fan des legendären Mafia-Films "Der Pate" mit Marlon Brando als Vito Corleone zu sein.

Die Ermittler fanden in den Verstecken auch Telefonnummern. Nun versuchen sie, damit Helfer und Komplizen ausfindig zu machen. Messina Denaro als letzter großer Boss der Cosa Nostra fungierte als Bindeglied zur kalabrischen ‘Ndrangheta, die dick im Kokaingeschäft steht. Daher erhoffen sich die Behörden von ihm, dass er zum Kronzeugen wird. Andernfalls erwarten ihn schwere Haftbedingungen. 

Tochter nie kennengelernt 

Wie "Heute" berichtete, leidet der 60-Jährige an Dickdarm-Krebs, was ihm schlussendlich auch zum Verhängnis wurde: Die Ermittler spürten ihn über die Krebskranken-Liste einer Privatklinik in Palermo auf. Abgesehen davon dürfte er ein Leben im Luxus geführt haben. Dennoch gibt es etwas, das der Mafioso bereut. 

Er litt offenbar darunter, seine mittlerweile 26 Jahre alte Tochter nie kennengelernt zu haben. Lorenza Alagna kam auf die Welt, als Messina Denaro bereits auf der Flucht war. Dennoch wurde sie nach seiner Großmutter benannt. Durch mitgeschnittene Telefongespräche und verschlüsselte Botschaften war den Ermittlern bekannt, dass der Mafia-Boss ihr Vater war: Daher wurde Lorenza ständig überwacht – in der Hoffnung, ihr Vater würde sich blicken lassen. 

"Ich will nichts von ihm wissen"

Doch er tat es nicht: Bis heute erkannte er Lorenza auch nie offiziell als seine Tochter an. Dennoch schien er darunter zu leiden: "Ich kenne meine Tochter nicht. Ich habe sie nie gesehen. Das Schicksal wollte es so. Ich hoffe, das Leben nimmt alles von mir, um es ihr zu geben. Es ist gegen die Natur, seine Kinder nicht zu kennen", entnehmen die Behörden einem Schreiben des Mafioso an "Svetonio" alias Antonino Vaccarino, den ehemaligen Bürgermeister von Castelvetrano.

Nachdem sie Castelvetrano mit 18 verließ, kehrte sie nach einigen Jahren wieder zurück, gemeinsam mit ihrem Freund und ihrem Sohn. Im Zuge seiner Verhaftung sprachen sie Journalisten auf ihren Vater an – sie findet harte Worte: "Ich will nicht im Rampenlicht stehen. Es reicht, ich bin eine normale junge Frau wie alle anderen. Ich will nichts von ihm wissen, lasst mich in Ruhe, ich weiß nichts".

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    Italiens meistgesuchter Mafia-Boss Messina Denaro bei seiner Verhaftung.
    Italiens meistgesuchter Mafia-Boss Messina Denaro bei seiner Verhaftung.
    via REUTERS