Digital

Der Hooton Plan: Warum diese Verschwörung fasziniert

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: Reuters

"Da funktioniert der Hooton Plan ja prächtig" ist seit Monaten in allen möglichen Kommentarspalten im Internet zu lesen, wenn es Berichte über Flüchtlinge und das Asylwesen gibt. Was soll das sein, dieser Hooton Plan? Und warum wird die Verschwörungstheorie von relativ vielen Nutzern im Netz unhinterfragt begeistert geteilt? Hier sind die Fakten dazu.

"Da funktioniert der Hooton Plan ja prächtig" ist seit Monaten in allen möglichen Kommentarspalten im Internet zu lesen, wenn es Berichte über Flüchtlinge und das Asylwesen gibt. Was soll das sein, dieser Hooton Plan? Und warum wird die Verschwörungstheorie von relativ vielen Nutzern im Netz unhinterfragt begeistert geteilt? Hier sind die Fakten dazu.

Der Schöpfer

Earnest Albert Hooton (1887 - 1954), ein US-amerikanischer Hochschullehrer, hatte sich Zeit seines Lebens der "Rassenlehre" verschrieben. Für seine Zeit wurde seine Forschung als bahnbrechend angesehen, heute ist sie überholt. In Erklärungen propagandierte Hooton etwa, das "Eliminieren der Unbrauchbaren, Wertlosen, Degenerierten und Antisozialen jeder Rasse und jedes ethnischen Stammes", um die Vorzüge "überlegener Mitglieder" für die Allgemeinheit nutzen zu können.
Die Entstehung

1943, mitten im Zweiten Weltkrieg und zum Höhepunkt der Propagandawelle, veröffentlichte Hooton einen theoretischen Aufsatz mit dem Titel "Breed war strain out of Germans" (übersetzt so viel wie "Den Kriegs-Stamm aus den Deutschen herauszüchten") in dem wenige Jahre nach dem Krieg eingestellten "New York daily newspaper Picture Magazine", dem die Verschwörungstheorie entspringt. 
Die Theorie

Hooton schrieb in dem Propagandaartikel, dass man den "deutschen Nationalismus" und die "aggressive Ideologie" dadurch zerstören solle, indem man nicht-deutsche Bevölkerung in Deutschland ansiedle. Außerdem sollten die nach seiner Anschauung "biologisch begründeten und angeborenen, räuberischen Neigungen der Deutschen" dadurch "weggezüchtet" werden, indem Deutsche mit Vertretern anderer Völker "gekreuzt" werden. Die Deutschen sollten damit nach und nach durch eine höhere Geburtenrate verdrängt werden und leichter zu kontrollieren sein.
Der Hintergrund

Fremdenfeinde und Verschwörungstheoretiker stellen den Hooton Plan heute nicht als fiktiven, nie wieder erwähnten und von niemanden sonst vertretenen Propagandaartikel, sondern als historische Tatsache dar. In der Flüchtlingsbewegung sehen die Nutzer den Beweis für die Umsetzung des Plans - vor allem "männliche Nicht-Europäer" sollten für "Mixrassen" sorgen. Mittlerweile wird der Hooton Plan auf zahlreichen rechten und rechtsextremen Blogs als Beleg für einen globale Verschwörung wiedergegeben. Sogar eine Wikipedia-Adaption mit rechter Ausrichtung tut dies, allerdings ohne entsprechende Quellen.
Die Realität

Die Behauptung, dass die derzeitigen Flüchtlingsbewegungen eine weltweite Verschwörung sein sollen, ist zwar bizarr. Wie alle Verschwörungstheorien hat aber auch der Hooton Plan ein großes Plus für Fans und ein dickes Minus für Skeptiker. Das Minus: Eine solche Verschwörungstheorie lässt sich nicht anhand von Fakten widerlegen - wie soll man auch die Nichtexistenz von "Geheimpapieren", "finsteren Mächten" und "globalen Steuerungsregierungen" beweisen? Das Plus für die Fans: Dass eine dubiose, unüberprüfbare Theorie nicht widerlegbar ist, ist für sie Beweis genug, dass sie stimmt. Und wenn Politiker oder Behörden offiziell mit einem Dementi Stellung nehmen, dann ist es für sie im Gegenteil ein Beweis für die Existenz der angenommenen Verschwörung - und fasziniert damit noch mehr.