Oberösterreich

"Den Tränen nahe": So dramatisch ist Lage in Spitälern

Keine Betten, keine Mitarbeiter: Kaum ein Tag vergeht ohne Hiobsbotschaft aus den Spitälern. "Heute" hat jetzt ein eindringlicher Hilferuf erreicht.

Tobias Prietzel
Eine Pflegekraft berichtet aus ihrem Krankenhaus-Alltag: "Druck in der Magengegend, es wird schlimm heute." (Symbolbild)
Eine Pflegekraft berichtet aus ihrem Krankenhaus-Alltag: "Druck in der Magengegend, es wird schlimm heute." (Symbolbild)
KUK

"Das Gesundheitssystem bricht zusammen", zeigte sich die Präsidentin des Österreichischen Gesundheits-und Krankenpflegeverbandes, Elisabeth Potzmann, vor kurzem alarmiert. Die Situation sei so dramatisch, dass sogar in Notfällen die Versorgung nicht gesichert sei.

Schon lange weise man auf dieses Horror-Szenario hin, es seien aber nicht rechtzeitig Maßnahmen gesetzt worden, kritisierte Potzmann. Der Personalmangel bei Krankenpflegern bringe das System an die Kippe.

Ihre Wahrnehmung bestätigt ein Augenzeugenbericht, der "Heute" vorliegt: Schon der erste Gedanke nach dem Aufstehen drehe sich um die Frage, was sie und ihre Kollegen an diesem Tag erwartet, so eine anonyme Pflegekraft. "Druck in der Magengegend, es wird schlimm heute."

Es seien zu wenig Mitarbeiter vorhanden, um die Patienten angemessen zu versorgen, heißt es weiter in der Schilderung. "Und die Angehörigen sind auch noch zu betreuen. Oh mein Gott!"

Da ein unerwarteter Notfall, dort eine Ausnahmesituation – alles verzögere sich im Tagesablauf. Das Fatale an der Gesamtsituation: "Die Fehlerquellen steigen. Haben wir alle Medikamente richtig ausgeteilt und eingeschachtelt?", heißt es weiter.

"Die Fehlerquellen steigen. Haben wir alle Medikamente richtig ausgeteilt und eingeschachtelt?" Eine verzweifelte Pflegekraft

Und schließlich: "Völlig überarbeitet neigt sich der Wahnsinnstag zu Ende." Was die Lage zusätzlich verschärft: Dienste, bei denen eingesprungen werden muss, würden mehr und mehr. "Den Tränen nahe und in Richtung Burn-out machen wir weiter. Wie lange noch?", fragt die Pflegekraft.

"Sinn stiften, ohne selbst draufzugehen"

Helmut Freudenthaler, Betriebsratschef am Med Campus des Linzer Kepler Klinikums (KUK), weist darauf hin, welch sinnvolle Tätigkeit eine Arbeit im Krankenhaus sein könne. Gleichzeitig schränkt der Arbeitnehmervertreter von Österreichs zweitgrößtem Spital ein: "Wenn die Arbeitsbedingungen passen."

Genau deshalb sei es wichtig, dass mehr Personen in Gesundheitsberufen ausgebildet werden, betont Freudenthaler. "Dann ist auch eine sinnstiftende Arbeit für die Bevölkerung möglich, ohne dabei selbst draufzugehen."

Investitionen in Kinderbetreuung

Angesichts der angespannten Lage am Linzer KUK verhandeln Geschäftsführung und Zentralbetriebsrat seit Monaten über Verbesserungen. Vor kurzem wurden erste Ergebnisse veröffentlicht.

So soll das Betreuungsangebot für Kinder von Mitarbeitern ausgebaut werden. Drei Maßnahmen sind vorgesehen: ab kommendem Jahr eine Betreuung im Sommer, zudem ein ganzjährig betriebener Kindergarten und bis zu dessen Fertigstellung in etwa zweieinhalb Jahren mehr Betreuung durch Tagesmütter.

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