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Das verbirgt sich unter Putins Luxusanwesen am Meer

Vor zwei Jahren veröffentlichte Alexei Nawalny ein Video der gigantischen Villa. Pläne geben Auskunft über die weitläufigen Anlagen unter dem Anwesen.

Das Anwesen umfasst drei Häuser, einen Skilift und ein Raketenabwehrsystem.
Das Anwesen umfasst drei Häuser, einen Skilift und ein Raketenabwehrsystem.
20min

Als der russische Oppositionspolitiker Alexei Nawalny vor zwei Jahren Aufnahmen einer Residenz am Schwarzen Meer veröffentlichte, verzeichnete das Video schon nach wenigen Stunden Millionen von Aufrufen. Denn die milliardenteure Residenz inklusive Shisha-Bar mit Stripstange, eigener Kirche und Casino soll dem russischen Präsidenten Wladimir Putin gehören. Putin wies die Anschuldigungen damals zurück.

Dass das Anwesen aber nicht nur für das "Dolce Vita" geplant wurde, zeigen Recherchen vom "Business Insider". Diese haben aufgedeckt, dass der Kremlchef in seinem extravaganten Palast in der russischen Region Krasnodar auch Vorbereitungen für den schlimmsten Fall getroffen hat.

Pläne waren im Netz frei einsehbar

Aus Plänen des inzwischen aufgelösten russischen Bauunternehmens Metrostil geht hervor, dass Putin zwei komplexe Tunnel unter der Anlage bauen liess. Diese Dokumente erschienen erstmals anfangs der 2010er-Jahre im Netz und waren mindestens bis 2016 sichtbar. Mit der Wayback-Machine, einer Plattform, die regelmässig Momentaufnahmen von Homepages erstellt, ist es aber nach wie vor möglich, die Pläne der Bunkeranlagen einzusehen.

Die Tunnel sind gut befestigt und mit allem ausgestattet, was man zum Überleben braucht, einschließlich einer ausreichenden Wasserversorgung, Belüftung und einem umfangreichen Kabelnetz. Mit dieser Ausstattung könnten Putin und seine potenziellen ausgewählten Gäste Tage oder sogar Wochen überdauern.

6.500 Quadratmeter Wohnraum – unter der Erde

Der Palast und seine unterirdischen Anlagen sind durch einen etwa 50 Meter tiefen Aufzug verbunden. Die beiden Tunnel befinden sich auf verschiedenen Ebenen, wobei es einen oberen und einen unteren Tunnel gibt. Sie sind etwa 40 bzw. 60 Meter lang und sechs Meter breit und bieten rund 6.500 Quadratmeter potenziell explosionssicheren Wohnraum.

Die Tunnelausgänge befinden sich sichtbar direkt unterhalb des Palastkomplexes auf dem kahlen Felsen, der sich vom Strand aus erhebt. Besonders auffällig sind die 16 Kabelkanäle, die in die Wand des unteren Tunnels eingelassen sind. Jeder Kanal ist etwa 30 Zentimeter breit und für die Aufnahme von Übertragungskabeln für Strom, Beleuchtung, Kupferdraht und Glasfaserkabel ausgelegt, die für einen Kommandoposten benötigt werden – Putin könnte also wohl auch aus dem Bunker die Führung aufrechterhalten.

Das Moskauer Unternehmen, zu dem Metro Style mittlerweile gehört, und Kreml-Sprecher Dmitri Peskow haben sich zu den Bunkeranlagen nicht offiziell geäußert. "Diese Tunnelanlage bietet alle Arten von Sicherheit und Schutz. Es gibt ein Feuersystem. Es gibt Wasser, es gibt Abwasserkanäle. Sie ist so konzipiert, dass jemand überleben oder entkommen kann", sagt derweil Thaddeus Gabryszewski, ein Fachmann im Bereich Verteidigungsanlagen, der die Pläne in Augenschein genommen hat.

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    Erstmals seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Putin die besetzten Gebiete des Nachbarlandes besucht.
    Erstmals seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Putin die besetzten Gebiete des Nachbarlandes besucht.
    HANDOUT / AFP / picturedesk.com

    Putin könnte sich schlimmstenfalls in Residenz verschanzen

    "Putin hat große Angst davor, kein vollkommen legitimer Führer Russlands zu sein", sagt Michael Kimmage, ein ehemaliger Beamter des US-Außenministeriums, der sich auf die Russland- und Ukraine-Politik spezialisiert hat. "Da er weiß, dass seine Legitimität durch Wahlen nicht vollständig gesichert ist, wird er versuchen, seine persönliche Sicherheit durch einen Komplex gut verteidigter Privatresidenzen zu maximieren."

    Sollte es in Russland zum Bruch oder zu Aufständen gegen die Regierung kommen, könnte sich Putin also schlimmstenfalls über Tage oder gar Wochen in seinem Bunker verschanzen. Dabei wäre die Residenz am Schwarzen Meer wohl bei weitem nicht der einzige mögliche Rückzugsort.

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      Helmut Graf
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