Oberösterreich

Das steckt hinter Parte für Frau, die 400 Jahre tot ist

Eine Todesanzeige für eine Frau, die schon 400 Jahre tot ist, sorgte für Verwunderung. Wir sprachen mit dem Mann, der sie in den OÖN aufgegeben hat.

Armin Bach
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Anna Engl starb vor mehr als 400 Jahren, ein Nachfahre gab jetzt eine Todesanzeige auf.
Anna Engl starb vor mehr als 400 Jahren, ein Nachfahre gab jetzt eine Todesanzeige auf.
OÖN

Fast eine Viertelseite ist sie im Original groß, die Parte, die am 30. Juni in der Salzkammergut-Ausgabe der Oberösterreichischen Nachrichten erschien. Darin wird die Bestattung von "Anna Engl von Wagrain, geb. Furtin von Furtenburg, am 2. Juli 2021 in der Familiengruft zu Maria Schöndorf in Vöcklabruck" bekanntgegeben.

48 Jahre sei Anna Engl alt geworden, kann man der Parte entnehmen. Das Kuriose allerdings: Sie ist schon seit mehr als 400 Jahren tot, starb 1620 im Schloss Lyzelberg.

Ein Streit als Hintergrund

Was steckt hinter der Todesanzeige für eine Frau, die im 17. Jahrhundert starb? Wir haben mit dem gesprochen, der sie in den OÖN geschalten hat. Georg Spiegelfeld-Schneeburg (64), ein Nachfahre von Anna Engl.

Im Grunde geht's um einen Streit. Spiegelfeld-Schneeburg hat die Parte aufgegeben, weil er "ziemlich grantig ist", wie er gestern im "Heute"-Telefonat sagte. Und zwar auf die Landes-Kultur GmbH, bzw. deren Chef Alfred Weidinger.

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    Vor über 400 Jahren verstarb Anna Engl, jetzt erschien diese Todesanzeige in den Oberösterreichischen Nachrichten.
    Vor über 400 Jahren verstarb Anna Engl, jetzt erschien diese Todesanzeige in den Oberösterreichischen Nachrichten.
    OÖN

    Die Vorgeschichte: Ein Gräberfund in Litzlberg bei Seewalchen am Attersee (Bez. Vöcklabruck) hatte im März des Vorjahres bei Grabungsarbeiten für ein Wohnhaus für Aufsehen gesorgt. Damals waren Knochen, Holzbretter und ein Metallsarg gefunden worden. Es war eine kleine Sensation, denn: "Der Fund bestätigt erstmals, dass sich im 17. Jahrhundert an dieser Stelle ein protestantisches Bethaus samt Friedhof befunden hat", so die Landes-Kultur GmbH im April 2020.

    Gräberfund bei Bauarbeiten

    Lange wurde dann gerätselt, um welche Tote oder welchen Toten es sich bei den gefundenen Überresten in dem Metallsarg handeln könnte. Eine Kupferplatte, die man computertomografisch an der FH in Wels untersuchen ließ, löste schließlich das Rätsel: Es handelte sich um eine Frau – die 1620 verstorbene Anna Engl.

    Was Georg Spiegelfeld-Schneeburg in den Folgemonaten eben so "grantig" machte, wie er sagt, war der Umgang mit den sterblichen Überresten seiner Vorfahrin. "Was da passiert ist, ist eine Störung der Totenruhe!"

    "Ring vom Finger gerissen"

    Deshalb schreibt er auch in der Parte: "Ihre irdischen Überreste wurden durch unsachgemäße Freilegung der Grabstätte mit schweren Baumaschinen und Zertrümmerung ihres Sarges nur durch göttliche Fügung nicht vollkommen ausgelöscht." Und weiter: "In pietätloser Vorgangsweise wurde (…) ihre Kleidung entzogen und der (…) ihr vom Ehemann mitgegebene Totenring vom Finger gerissen und genommen."

    Der Hintergrund dazu: Georg Spiegelfeld-Schneeburg bekam die sterblichen Überreste seiner Vorfahrin, die Kleidung – ein Seidenkleid – und den Ring am Finger durfte der Baumeister behalten, der den Sarg ausgegraben hatte.

    Aber was hätte er sich denn gewünscht? "Dass Anna Engl mit Kleid und Ring wiederbestattet werden kann", so Spiegelfeld-Schneeburg. Weil das aber nicht möglich war, musste er sie Freitagvormittag nun ohne Ring und Kleid in der Familiengruft beisetzen.

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