Szene
Das letzte Interview mit Künstler Arik Brauer
Mit Arik Brauer starb am Sonntagabend einer der bedeutendsten österreichischen Künstler. "Heute"-Kolumnist Gerald Matt traf Brauer 2019 zum Interview.
Er war Maler des Phantastischen Realismus und Grafiker, und er gilt als einer der Väter des Austropop. Der als Erich Brauer 1929 in Ottakring geborene Spross einer jüdisch-russischen Familie überlebte den Zweiten Weltkrieg versteckt in Wien. Brauer im Gespräch mit Gerald Matt 2019 über…
…seinen Namen Arik
"Meine Frau ist Hebräerin, und die Hebräer können ein E nicht aussprechen. Sie hat mich einfach Arik genannt – und das ist geblieben."
…seine Kindheit in Wien
"Der Antisemitismus war in allen Bevölkerungsschichten präsent, vor allem gegen Juden aus dem Osten. Auch unter den Juden."
…ob er Angst hatte
"Da war mehr Demütigung als Angst."
…sein Leben nach dem Anschluss
"Ich war das einzige jüdische Kind, war mit anderen Kindern sehr befreundet und durfte nicht mehr mit ihnen reden. Das waren schmerzhafte Einschnitte."
…die KPÖ-Mitgliedschaft
"Ich war fünf Jahre in der Jugendbewegung aktiv. Das habe ich mir den Rest meines Lebens vorgeworfen. Als die Russen in Budapest einmarschierten, hat es mir gereicht…"
…seine jüdische Identität
"Ohne Hitler wär ich kein 'Jud'! Was ist ja überhaupt der Jude? Ich bin nicht religiös, mein Vater kam aus Litauen. Ich erinnere mich, dass meine Mutter, die gebürtige Wienerin, anders sprach als mein Vater."
…seine Autobiografie "Die Farben des Lebens"
"Ich wollte keine Autobiografie schreiben, das ist ja inflationär. Aber ich wollte über Menschen schreiben, die ich kennenlernte, spannende Menschen, die typisch waren für meine Zeit. Ich habe das Glück gehabt, so viele Leben zu leben!"