Eva Dichand
Das Leben ist eine Kunst
Ob Zuhause, oder in der "Heute"-Redaktion: Eva Dichand ist von Kunst umgeben. Wie es dazu kam, lesen Sie hier.
Einmal, als Eva Dichand in New York war, nahm Leonard A. Lauder sie bei der Hand – der Milliardär managte früher das elterliche Imperium Estée Lauder Companies, nun betätigt er sich als Kunstmäzen. Eva Dichand war bei ihm zum Lunch eingeladen, danach führte er sie ins Schlafzimmer. Dort zeigte er auf ein Gemälde von Gustav Klimt, "Attersee" – kaum jemand konnte Wasser so einfangen wie der Wiener Jugendstilkünstler. "Schau", sagte Lauder, "das ist mein Lieblingsbild."
Vor rund 20 Jahren begann Eva Dichand zu sammeln, ihr Schwiegervater Hans Dichand, der sagenumwobene "Krone"-Gründer, hatte sie angesteckt. Es war ein Fieber, das nicht sofort in voller Wucht zu lodern begann, es kletterte gemächlich in die Höhe. Dichand kaufte auf der Art Basel eine Skulptur von Thomas Schütte – und vergaß darauf, das Werk wurden nie aufgestellt. Zur Hochzeit 2002 bekam sie eine Fotografie von Candida Höfer geschenkt; sie mochte das Kunstwerk nicht, es verkümmerte am Boden neben dem Fernseher.
"Kunst macht fröhlich"
Eines Tages kam ein Freund auf Besuch, er wies auf den Schatz hin, das Kunstwerk wurde aufgehängt und die Liebe dazu entbrannte. Von da an begann Eva Dichand zu sammeln, zeitgenössische Werke, hauptsächlich Amerikaner und Europäer. Zuerst kaufte sie alles, was ihr gefiel, später im Schnitt drei eher unbekannte Künstler im Jahr, manche wurden danach zu Stars, Miriam Cahn etwa, oder Rudolf Polanszky, auch Donna Huanca. "Great, great, great", geriet Dichand gegenüber Christie’s darüber in Ekstase.
Heute besitzt sie eine dreistellige Anzahl an Kunstwerken, die Sammlung repräsentiert einen gewissen Wert, für sie spielt das kaum eine Rolle. Sie verkauft selten etwas, die Kinder sollen einen Freund darin finden und eine Freude dafür entwickeln. "Kunst macht fröhlich", sagt Dichand. Sie arbeitet ohne Kurator, verfügt aber über ein weltweites Netzwerk, ist häufig bei privaten Sammlern eingeladen.
Im Büro von Vogue-Chefin Anna Wintour
Etwa bei Leon Blake, der 2012 für 112 Millionen Dollar eine Pastellvariante von Edvard Munchs "Der Schrei" gekauft hatte, oder bei Bernhard Arnault, laut "Forbes" mit einem Vermögen von 158 Milliarden Dollar der reichste Mensch der Welt 2022. Als Dichand 2016 ein Jahr in New York verbrachte, wurde sie durch die menschenleere Vogue-Redaktion geführt, beschnupperte das Büro der berühmt-berüchtigten Chefredakteurin Anna Wintour (der in "Der Teufel trägt Prada" ein spektakuläres Film-Denkmal gesetzt wurde) und urteilte: "Ein Sauhaufen, genauso wie meines." Das Büro von Dichand ist übrigens immer picobello.
Seit 2016 sitzt Dichand im Board des Metropolitan Museum New York, eine Art Stiftungsrat mit 66 Mitgliedern. Sie gehört in diesem Kreis eher zu den armen Schluckern, alles im Leben ist eben relativ. Der International Council trifft sich zwei Mal im Jahr, den Vorsitz hat der britische Finanzmanager Sir Paul Ruddock inne. Dagmar Dolby (5,6 Milliarden Dollar Vermögen), Ehefrau von Ray Dolby (Dolby Surround System), der Schweizer Verlagschef Michael Ringier, Annette de la Renta, Witwe von Oscar de la Renta, Leonard A. Lauder und seine Ehefrau gehören dem Board ebenfalls an.
Große Blume im Foyer, LaChapelle neben dem Aufzug
In der Welt, im Büro, daheim – Eva Dichand ist überall von Kunst umgeben. Allein im "Heute"-Verlagshaus hängen oder stehen derzeit 82 Kunstwerke, meist nur ein paar Monate lang. Dann werden sie umgehängt oder wandern an einen anderen Ort. Momentan wird man im Foyer, wenn man an der riesigen Blume von Petrit Halilaj & Álvaro Urbano vorbei ist, von einer großformatigen Fotografie empfangen: "Berlin Stories" von David LaChapelle. Der Künstler hatte 2009 in einer Serie von Bildern Maybach-Luxuslimousinen inszeniert.
Wer auf den Aufzug wartet, kann aktuell jeden Tag etwas Neues auf dem Bild entdecken. "Wirklich gute Kunst wird schöner, je öfter man sie betrachtet", meinte Eva Dichand gegenüber dem "Trend". "Mir hilft das, Kraft zu schöpfen, wenn die Alltagsgeschäfte einmal ermüdend sind."