Szene

Das Geld im Hintern, der Klassiker im Genick

Safeknacker Papillon wagt die Flucht aus einer höllischen Strafkolonie. Neuverfilmung des Dramas aus den Siebzigern.

Heute Redaktion
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Paris, 1931: Für einen Mord, den er nicht begangen hat, fasst Henri Charrière, genannt Papillon (nach dem französischen Wort für Schmetterling, den er als Tattoo auf seiner Brust trägt), eine lebenslange Freiheitsstrafe aus. Zu verbüßen ist diese in einem Arbeitslager in Französisch-Guyana, am anderen Ende der Welt.

Prügel und sexuelle Übergriffe stehen in der Strafkolonie an der Tagesordnung, die bevorzugte Foltermethode des Direktors ist jedoch eine andere. Wer zu entkommen versucht, wird zwei Jahre lang in Einzelhaft gesteckt und zu völligem Schweigen verdammt. Das vermag Papillon jedoch nicht abzuschrecken. Mit unbändigem Freiheitswillen plant er seine Flucht. Dabei soll ihm das Geld seines Zellengenossen Louis Dega helfen, den Papillon vor den Übergriffen der anderen Gefangenen beschützt.

Der Trailer von "Papillon" (2018):

Grauslichkeiten

Der echte Henri Charrière büchste 1944 aus und schrieb seine Erfahrungen schließlich in einem Roman nieder, der mit Steve McQueen und Dustin Hoffman verfilmt wurde. Der Streifen aus dem Jahr 1973 gilt als Klassiker - ein schweres Erbe für jedes Remake, in diesem Fall aber keine unmögliche Aufgabe. Die Geschichte handelt von den Grauslichkeiten, zu denen der Mensch imstande ist; vom barbarischen Urzustand, in den er zurückkehrt, sobald der hauchdünne Anstrich der Zivilisation abblättert. Ein zeitloses Thema, das es sich aus den verschiedensten Perspektiven zu beleuchten lohnt.

Die Neufassung verbindet die Beklemmung des Originals mit einer Körperlichkeit, die dem Kino vor 45 Jahren nicht gestattet war. Lockert der Durchfall das Holzröhrchen mit den Überlebens-wichtigen Geldscheinen im Hintern eines Gefangenen, wandert es eben zum nächsten Häftling. Passt der nicht auf, wird es ihm mit dem Messer durch die Bauchdecke entfernt. Nackte Männer prügeln sich unter der Dusche halbtot (die heftigste Szene dieser Art seit "Eastern Promises") oder lenken ihre Wärter mit sexuellen Gefälligkeiten ab.

Der Trailer von "Papillon" (1973):

Gut dosiert

Blutig statt eindringlich, werden viele Fans der Erstverfilmung urteilen - und dem Remake damit Unrecht tun. Der dänische Regisseur Michael Noer will die Angst nicht nur im Kopf entstehen, sondern sie dem Publikum auch in die Knochen fahren lassen. Er dosiert die Gewalt mit viel Fingerspitzengefühl, ohne jemals ins Ultrabrutale abzuschweifen.

Einen Kritikpunkt muss sich "Papillon" im Vergleich mit dem klassischen Vorgänger aber gefallen lassen: Charlie Hunnam und Rami Malek machen ihre Sache gut, die zwingende Leinwandpräsenz von McQueen und Hoffman haben sie aber nicht.

"Papillon" startet am 26. Juli 2018 in den österreichischen Kinos.

(lfd)