Box-Comeback mit 46
"Das Blutgerinnsel im Kopf ist ein Risiko"
Thaibox-Legende Fadi Merza kehrt zehn Jahre nach seinem Rücktritt in den Ring zurück – als Boxer. "Ich bin auch ein Masochist", sagt er "Heute".
"Ich liebe es, Kinnhaken auszuteilen. Ich bin aber auch ein Masochist, sonst würde ich nicht noch einmal in den Ring steigen."
Fadi Merza nippt in seiner Box-Akademie im dritten Wiener Gemeindebezirk an einem Espresso. Den Kaffee trinkt er ohne Zucker beim "Heute"-Gespräch. 20 Kilo ist er leichter als noch vor drei Monaten.
Mit 46 Jahren kehrt der mehrfache Welt- und Europameister im Thaiboxen zehn Jahren nach seinem Rücktritt zurück in der Ring – als Boxer!
"Ich habe mich selbst aus den Augen verloren. Im Ring zu stehen, ist wie nach Hause kommen", sagt Merza. "Kämpfen ist das, was ich am besten kann."
Eigener Sohn als Motivator
Bei der "Bounce Fight Night" trifft er am Samstagabend im Hotel Intercontinental in Wien auf Kenan Catic. "Er ist wild, 20 Jahre jünger. Das könnte mein Sohn sein. Es wird nicht leicht."
Merzas Sohn Michel wird neun Jahre alt. Er ist ein Grund für das Comeback. "Als ich mit dem Boxen aufgehört habe, war meine Frau im vierten Monat schwanger. Ich will ihm meinen Weg zeigen, Vorbild sein. Michel ist begeisterter Fußballer, aber nicht der Fleißigste. Ich bin überzeugt, dass es prägt, wenn ich um 4 Uhr joggen gehe und er mich nach dem Aufstehen verschwitzt sieht. Im Leben muss man sich alles erarbeiten."
„Mein Sohn und meine Frau dürfen nicht zusehen. Sie würden das nicht ertragen“
Merza ist das gelungen. "Ich war ein Problemkind, komme aus armen Verhältnissen. Die meisten Weggefährten haben den falschen Weg eingeschlagen und sind straffällig geworden. Ich wollte diesen Weg nicht gehen. Der Sport hat mich gerettet."
Beim Comeback-Kampf darf Merzas Sohn - so wie seine Frau - nicht zusehen. "Sie würden das nicht ertragen. Mein Sohn hat mir gesagt: ,Papa, mach das, aber tu dir nicht weh.' Das fand ich lustig."
20 Kilos weniger
Von 92 auf 72 Kilos hat Merza abgespeckt. Die meisten Kilos purzelten im Lumpinee-Zentrum in Bangkok. Dort feilte er schon als Thaiboxer an seiner Form.
"Jetzt flog ich mit einem Neujahrsvorsatz hin: Ich wollte Kilos verlieren. Tagwache in Thailand war um sechs Uhr, dann das Training mit wilden Fightern. Die erste Woche war richtig hart. Ich habe meinen Körper nicht mehr gespürt. Nach drei Wochen fühlte ich mich plötzlich wohl und wie 20. Ich spürte ein Feuer in mir lodern. Und ich wusste, das muss raus."
„Habe beim Thaiboxen gelernt, der Härtere zu sein“
Merza war als Thaiboxer Weltklasse. In 155 Kämpfen feierte er 127 Siege, davon 53 durch K.o. "Ich habe beim Thaiboxen gelernt, der Härtere zu sein. Boxen ist aber anders. Es ist mehr Gentleman-Sport und passt besser zu meinem Alter", grinst er. "Es geht um Ausweichen und Kontern. Das habe ich unterschätzt und musste ich neu lernen, obwohl ich mit 17 Wiener Meister im Boxen war."
„Geht alles gut, war das nicht mein letzter Kampf“
Merzas Füße tänzeln jetzt im Ring, sie treten nicht. Er weiß, dass es ein Risiko ist, wenn er am Samstag in den Ring steigt. "Boxen ist nicht Schach. Ich hatte vor zwei Jahren ein Blutgerinnsel im Kopf und war 14 Tage im Spital. Es passierte beim Sparring. Ärzte meinten, eine alte Narbe ging durch einen Schlag auf."
Merza überlegt kurz, sagt dann. "Es ist ein Risiko dabei. Ich muss das aber ausblenden. Der Weg ist eingeschlagen, ich ziehe das jetzt durch. Geht alles gut, war das nicht mein letzter Kampf."
Auf den Punkt gebracht
- Thaibox-Legende Fadi Merza kehrt mit 46 Jahren in den Ring zurück, diesmal als Boxer, nachdem er zehn Jahre zuvor zurückgetreten war
- Sein Comeback wird von persönlichen Zielen und dem Wunsch, ein Vorbild für seinen Sohn zu sein, angetrieben, obwohl er ein Blutgerinnsel im Kopf als potenzielles Risiko anerkennt