Österreich
Darum müssen bald alle Stromkunden mehr bezahlen
Selbst wer Sonnenenergie, Wind- oder Wasserkraft nutzt, muss für Strom mehr brennen. Das liegt am heimischen Markt – und der funktioniert so.
Der Ukraine-Krieg hat die Preise im Energiesektor in die Höhe schnellen lassen. Nicht nur Gas, auch Strom ist vom massiven Preisanstiegen betroffen – das bereitet nicht nur dem AMS-Chef Johannes Kopf Kopfzerbrechen: Tausende Stromkunden sind von den jüngsten Erhöhungen von Österreichs größtem Stromanbieter – dem Verbund – betroffen.
Auch Wasserkraft betroffen
Und das, obwohl der Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stammt.Das bringt viele Kunden zum Kochen. "Wind und Wasser haben wir auch ohne Russland. Wieso kommt es dann zu solchen Preiserhöhungen?", wollte eine Strombezieherin wissen.
"Markt für Preisanstieg verantwortlich"
An der Erhöhung sei der liberalisierte Strommarkt schuld, erklärte der Verbund der Kundin: "Aus rechtlichen Gründen haben sowohl die konzerninterne als auch die externe Beschaffung von Energie zu Marktpreisen zu erfolgen", heißt es. Dadurch wird eine Bevorzugung von Anbietern mit Eigenproduktion verhindern und ein fairer Wettbewerb zwischen den Energieanbietern gewährleistet. "Die Entwicklung der Weltmarktpreise für Primärenergie (Gas und Kohle) wirkt sich auch auf unsere Endkundenpreise aus", so der Verbund weiter.
Die Erhöhung wird mit dem am Stromgroßmarkt geltenden Merit-Order-Prinzip begründet. Täglich bestimmt das letzte zugeschaltete Kraftwerk, das benötigt wird um den prognostizierten Gesamtstromverbrauch zu decken, den Preis. Es werden dazu auch Kraftwerke benötigt, die mit teurem Gas betrieben werden. Dadurch steigt für alle der Preis an.
Rekordgewinn für Stromanbieter
Was aber auch stimmt: Der Verbund konnte als effizienter Wasser-Kraft-Anbieter heuer einen Rekordnettogewinn von zwei Milliarden Euro einfahren. "Wir sind nicht schuld, dass der Strompreis so hoch ist. Als Unternehmen mit sehr wettbewerbsfähigen Erzeugungskosten sind wir jetzt in einer vorteilhaften Situation", verteidigte sich Verbund-Chef Michael Strugl dafür kürzlich im "Standard"-Interview.
Eine Kundin fasste es so zusammen: "Der Verbund hat also keine höheren Kosten, schlägt aber aus Solidarität zu den anderen Unternehmen am Markt und zur Maximierung des eigenen Gewinnes ebenfalls auf!" Sie muss wohl oder überl durchschnittlich rund 21 Euro mehr im Monat für Strom zahlen. Im Schnitt wird der Strom um 20 Prozent, je nach Vertrag bis zu 50 Prozent teurer werden.
"Andere haben schon früher erhöht"
Die Preisanpassung musste jetzt nach der Heizsaison gemacht werden, erklärte der Verbund-Chef – damit es mit der Beschaffungsstrategie des Unternehmens zusammengeht. Andere hätten schon früher erhöht, meint der Manager. Weitere werden folgen, befürchten alle Abnehmer.