Darum ist er Wladimir Putins Mann für Schoigu-Erbe

Es ist eine der größten Polit-Beben, das Russland unter seinem Langzeit-Präsidenten Wladimir Putin in den letzten Jahren erlebt hat: Wie der Kreml am Sonntag gegenüber staatlichen Nachrichtenagenturen bestätigt, ist Sergej Schoigu nicht länger russischer Verteidigungsminister. Dies habe Putin nach Beginn seiner fünften Amtszeit beim Föderationsrat beantragt – angesichts der enormen Macht Putins war die Zustimmung der 85 Mitgliedstaaten wohl nur eine Formalität.

Für seinen Nachfolger Andrej Remowitsch Beloussow dürfte die Ernennung zum Verteidigungsminister derweil ein Karriere-Höhepunkt sein. Bei der Ernennung geht es laut dem Kreml-nahen Polit-Experten Sergei Markow darum, dass Putin angesichts des sich hinziehenden Ukraine-Krieges mehr Kontrolle über militärische Angelegenheiten ausüben will. "Beloussow ist Putin gegenüber persönlich loyal und wird das alles regeln", so Markow gegenüber dem Magazin "Time". "Denn es gab zu viele persönliche Interessen."

Das ist Andrei Beloussow

Der 65-jährige Beloussow ist studierter Wirtschaftswissenschaftler und startete seine Polit-Karriere als stellvertretender Wirtschafts-Minister im Jahr 2006. Er sorgte im Jahr 2018 mit dem Plan, die Gewinne von Rohstoff- und Chemieunternehmen dem Staat zu geben, für Aufsehen – nur zwei Monate zuvor forderte er noch, die russische Wirtschaft investitionsfreundlicher zu machen.

Schoigu zu Sicherheitsrat-Sekretär degradiert

Sergei Schoigu, der seit 2012 russischer Verteidigungsminister war und auch den Einmarsch in der Ukraine mitverantwortete, landet zwar nicht ganz auf dem politischen Abstellgleis.

Trotzdem kommt die Ernennung zum Sekretär des Sicherheitsrates für den engen Vertrauten Putins, der schon seit 30 Jahren einen Ministerposten in der Russischen Föderation innehat, einer Degradierung gleich. Dass Schoigu als Generaloberst nun durch einen Zivilpolitiker mit einem Wirtschafts-Hintergrund ersetzt wird, sehen viele russische Experten als Zeichen, dass Wladimir Putin den seit zwei Jahren andauernden Angriffskrieg in der Ukraine mittels anhaltender Aufrüstung gewinnen will.

Denn Wladimir Putin dürfte in Belousow genau den Mann gefunden haben, den er sucht: Laut Experten war der Politiker eine der Schlüsselfiguren bei der Umstellung der russischen Wirtschaft in den Kriegs-Zustand. Er ist für seine harte Haltung gegenüber Unternehmen und der Wirtschaft bekannt – im Gegensatz dazu sieht sich ein Angestellter von Vorgänger Schoigu mit einem Korruptionsverfahren konfrontiert. Mit der Ernennung zum Sekretär des Sicherheitsrates, der sowieso von Wladimir Putin abhängig ist, dürften die goldenen Polit-Jahre des ehemals so eng mit dem Präsidenten vertrauten Schoigu vorbei sein.