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"Cyberpunk 2077: Phantom Liberty" im Test – Bombastisch

Nach einem holprigen Start für das gehypte "Cyberpunk 2077" klappt es mit der Erweiterung "Phantom Liberty" besser. Der DLC ist bombastisch gut.

Rene Findenig
"Cyberpunk 2077: Phantom Liberty" ist ein abgedrehter Spionage-Thriller, der das Beste des Hauptteils in sich vereint.
"Cyberpunk 2077: Phantom Liberty" ist ein abgedrehter Spionage-Thriller, der das Beste des Hauptteils in sich vereint.
CD Projekt RED

Die Versionen für PlayStation 4 und Xbox One waren lange Zeit praktisch unspielbar, die Auflösung dümpelte irgendwo bei 720p herum, die Framerate ging trotzdem ständig in den Keller. Bei unter 20 Bildern pro Sekunde war ein flüssiges Spielen einfach nicht möglich. Auf PS4 Pro und Xbox One X lief das Game zwar halbwegs, aber nur mit 30 Bildern pro Sekunde. Einzig auf PlayStation 5 (60 fps) und Xbox Series X (wahlweise 60 oder 30 fps mit leicht hochgeschraubter Grafik) war "Cyberpunk 2077" zu seinem Erscheinen ertragbar, auch wenn hier nur die Last-Gen-Variante mit einigen Verbesserungen statt eine wirkliche Next-Gen-Version lief. Die kam nämlich wie so einige Fehlerbehebungen und Updates erst viel später.

Abstürze, Grafik-Bugs, Glitches und Co. sind mittlerweile vergessen und die Macher von CD Projekt RED haben "Cyberpunk 2077" zu einem Open-World-Rollenspiel gemacht, das sich den Vorab-Hype wirklich verdient gehabt hätte. Da ist es beruhigend, dass es mit der neuen Erweiterung "Phantom Liberty" weitaus besser klappt – den DLC gibt es auch gar nicht mehr für die ältere Konsolengeneration, sondern nur für PC, PlayStation 5 und Xbox Series X|S. Das Hauptspiel müssen Interessierte zur Nutzung der Erweiterung besitzen, eine eigenständig spielbare Erweiterung ist "Phantom Liberty" nicht. Dafür aber eine Sammlung der besten Mechaniken und Element des Hauptspiels – für "Cyberpunk 2077"-Fans ist sie Pflicht!

Ausgemistet, umgebaut und völlig neu präsentiert

Dank des DLCs, aber auch durch das jüngst erschienene Update 2.0 hat sich nicht nur die Spielwelt von "Cyberpunk 2077" verändert, auch viele Mechaniken und das Gameplay zeigen sich ganz neu. So wurde der Skill-Tree übersichtlicher gestaltet und ausgemistet – bisher kaum merkbare Verbesserungen wurden gegen neue Fähigkeiten ausgetauscht, die sich nach dem Freischalten sofort bemerkbar machen, beispielsweise in Form von artistischen Sprüngen von Motorrädern oder der Gabe, Autos hacken zu können. Auch optisch darf man sich nun präsentieren, wie es Spielerinnen und Spielern gefällt, denn die Dutzenden Rüstungswerte und Anforderungen, um ein Ingame-Kleidungsstück überhaupt tragen zu dürfen, wurden entfernt.

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    Abstürze, Grafik-Bugs, Glitches und Co. sind mittlerweile vergessen und die Macher von CD Projekt RED haben "Cyberpunk 2077" zu einem Open-World-Rollenspiel ...
    Abstürze, Grafik-Bugs, Glitches und Co. sind mittlerweile vergessen und die Macher von CD Projekt RED haben "Cyberpunk 2077" zu einem Open-World-Rollenspiel ...
    CD Projekt RED

    Lobenswerte Ausnahmen stellen da jene Kleidungsstücke dar, die wirklich als Schutz dienen und nicht nur aus modischen Zwecken getragen werden sollen, etwa gepanzerte Westen – alternativ rüstet man sich seine Spielfigur mit kaufbaren Haut- und Knochenverstärkungen auf. Aber Achtung, weit wichtiger als zuvor ist nun das "Cyberware"-System, mit dem die Körper-Implantate und Betriebssystem-Erweiterungen manipuliert werden können. Generell gilt: Je stärker eine Verbesserung ist, die wir uns einsetzen, umso stärker belastet sie auch unsere Spielfigur. Das Abwägen zwischen Kosten und Nutzen bringt eine neue, taktische Komponente ins Spiel. Ebenso muss eine neue Sicherheitskräfte-Mechanik beachtet werden – anders als bisher stürmen bei verübten Verbrechen immer mehr und immer stärkere Einheiten heran, um uns dann Einhalt zu gebieten.

    Großes Game-Kino und unglaublich gute Hintergrund-Storys

    Zusätzlich gibt es durch das Update 2.0 noch die Möglichkeit, gewählte Outfits zu speichern und sich nicht immer wieder neu einkleiden zu müssen, wenn man mit dem Look der Spielfigur experimentiert. Und damit sind erst die Neuerungen durch das Update 2.0 abgehandelt. Was bringt dann die Erweiterung "Phantom Liberty"? Diese lässt sich mit dem selbst erstellten und hochgelevelten Charakter starten, mit dem man das Hauptspiel bestritten hat – mehr Spaß hat man aber, wenn man nicht bereits völlig ausgerüstet und vorbereitet ist. "Phantom Liberty" entführt euch in den Teil von Night City, der als gefährlichster Bezirk überhaupt gilt: Dogtown. Bisher war Spielern am Eingang des Riesen-Stadions der Weg in dieses Gebiet versperrt.

    Bei der Handlung darf man nicht allzu viel verraten, ohne den Spaß am Game vorwegzunehmen. So spult "Phantom Liberty" eine solide Thriller-Handlung rund um die Gangs und Gangster des neuen Spielwelt-Bezirks ab, die sich durch Intrigen, Verrat und Eskalationen so weit hochschaukelt, dass man sich schließlich in einer Rettungsmission wiederfindet, in der man die Präsidentin der New United States of America vor Terroristen und ihren blutigen Plänen in Sicherheit bringen muss. Ihr dürft dabei wieder nicht nur ganz großes Game-Kino erwarten, sondern auch unglaublich gute Hintergrund-Geschichten zu bereits bekannten "Cyberpunk"-NPCs verfolgen. Alleine durch seine Story lässt uns die Erweiterung Night City ganz neu erleben.

    "Cyberpunk 2077: Phantom Liberty" im Test – Bombastisch

    Was die Erweiterung sogar noch besser als der Hauptteil kann, ist den zahlreichen Nebenfiguren mehr Platz zu geben und sie in den Mittelpunkt zu stellen. In dieser grandiosen Form schafften das bisher nur ganz, ganz wenige Games. Beim Gameplay wiederum ist "Phantom Liberty" noch einmal abgedrehter als "Cyberpunk 2077" – die Explosionen sind riesiger, die Feuergefechte herausfordernder und zahlreicher, die Kämpfe brutaler. Und auch das Setting des Bezirks wurde intensiver herausgearbeitet: Dass hier Verbrecher und Verfolgte eine sichere Zuflucht gefunden, aber gleichzeitig nach der Nase des militärischen Anführers Kurt Hansen und seiner schwerbewaffneten Söldner tanzen, spürt man an jeder Straßenecke.

    Zum größten Teil ist "Phantom Liberty" ein erzählerischer Inhalt, der eine neue, noch düsterere Optik in die Spielwelt bringt. War Night City ein neonbeleuchteter Sündenpfuhl voller Verlockungen und Ablenkungen, geht es in Dogtown mit vermüllten Straßen und schäbigen Spelunken finsterer, aber dennoch optisch extrem ansprechend daher. Beim Gameplay gibt es nur kleinere Neuerungen, die sich aber dennoch summieren: Viele neue Waffen, dynamischere Kämpfe dank neuer Kombos, Relikt-Fertigkeiten wie Sprungangriffe mit Mantis-Klingen, ein um 20 Level erhöhter Cap, weitere Mods und Quickhacks. "Cyberpunk 2077: Phantom Liberty" übertrifft sogar den Hauptteil und spielt sich bombastisch – ein Muss für jeden Fan!