Wirtschaft
Credit Suisse in Finanznot – 50 Milliarden Euro Hilfe
Skandale, Geldabflüsse und ein verhängnisvolles Interview: Die Credit Suisse-Aktie stürzte komplett ab. Nun gibt es Milliarden-Hilfe für den Konzern.
Erstmals seit der Finanzkrise 2008 erhält eine weltweit systemrelevante Bank maßgeschneiderte Hilfe einer Nationalbank: Die Credit Suisse (CS) befindet sich aktuell in einer tiefen Vertrauenskrise und nimmt nun bis zu 50 Milliarden Euro von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) auf, um ihre mangelhafte Liquidität zu stärken. Das teilte das Unternehmen in der Nacht auf Donnerstag mit.
Zahlreiche Skandale führten dazu, dass sich die Credit Suisse aktuell in einem tiefgreifenden Umbau des Konzerns befindet – es geht um Milliarden, 9.000 Stellen werden abgebaut. Das Ziel des Umbaus besteht darin, vom riskanten Investmentbanking primär auf das Geschäft mit Millionären und Milliardären umzusatteln. Doch gerade hierfür ist Vertrauen eine grundlegende Voraussetzung. Dieses Vertrauen will der Konzern nun zurückgewinnen.
Großaktionär kann nicht aushelfen
Die Aktien waren bereits auf dem Sinkflug, als sie am Mittwoch in der Spitze um bis zu 30 Prozent einbrachen. Das Allzeittief von 1,55 Franken steht im Zusammenhang mit dem Kollaps der kalifornischen Silicon Valley Bank (SVB). Die dadurch ausgelösten Schockwellen auf den Finanzmärkten nährten Sorgen, dass die ohnehin schon schwächelnde Credit Suisse weiter in Bedrängnis kommen könnte.
Erschwerend kam am Mittwoch ein Interview des neuen Großaktionärs Saudi National Bank mit Reuters hinzu. Präsident Ammar al-Chudairi sprach davon, aus aufsichtsrechtlichen Gründen nicht mehr als zehn Prozent der Anteile halten, also keine frischen Mittel einschießen zu können. Die Saudi-Bank wurde im Rahmen einer Kapitalerhöhung im Herbst 2022 mit rund zehn Prozent zur neuen Großaktionärin der Credit Suisse.
Sorge um weitere Banken
Daraufhin hat die SNB der Bank Unterstützung angeboten, da sie die die dafür erforderlichen Bedingungen bezüglich Kapital und Liquidität erfülle. Gemeinsam mit dem Schweizer Finanzministerium wolle man die Finanzstabilität sicherstellen. Die Bank löst die ihr unterbreitete Option nun ein – Bankchef Ulrich Körner dankt der SNB für das Vertrauen und versichert: "Mein Team und ich sind entschlossen, rasch voranzukommen, um eine einfachere und stärker auf die Kundenbedürfnisse ausgerichtete Bank zu schaffen."
Neben der CS stürzten am Mittwoch jedoch auch weitere Bankenwerte ein, darunter mit der UBS auch die größte Schweizer Bank, um acht Prozent. Reuters verweist jedoch darauf, dass es sich dabei weniger um systemische und mehr um hausgemachte Probleme handeln dürfte. Die Schweizer Tochter der Credit Suisse kämpft laut "Tagesanzeiger" wohl mit milliardenschweren Geldabflüssen: "Innerhalb eines Jahres haben Kundinnen und Kunden rund 28 Prozent ihrer Einlagen von der Großbank abgezogen."
Erholung der Aktie nur von kurzer Dauer
Das Jahr 2022 war mit einem Verlust von 7,3 Milliarden Franken eines der schwächsten in der 167-jährigen Geschichte des Instituts. Vor allem die massiven Abzüge von Kundenvermögen schwächen das Kreditinstitut. Auch dieses Jahr erwartet der Konzern einen signifikanten Vorsteuerverlust. Doch zumindest an der Börse gab es kurzzeitig Positives zu vermelden.
Am Donnerstagmorgen war die Aktie der CS demnach vorbörslich mehr als 30 Prozent mehr wert. Eine Aktie kostete 2,27 Franken. Am Mittwoch schloss die Aktie nach einem neuen Tiefststand von 1,55 Franken bei 1,70 Franken. Kurz nach Börseneröffnung kostete eine CS-Aktie 2,17 Franken – und damit 28 Prozent mehr als am Vortag. Kurz nach zehn Uhr der erneute Schock: Die Aktie fiel wieder unter 2 Franken. Nun hat der Schweizer Bundesrat für Donnerstag eine außerordentliche Sitzung einberufen.