Österreich
Corona-Zahlen bei Schulkindern alarmierend hoch
Die Corona-Manager sind österreichweit alarmiert: Die 7-Tage-Inzidenz der 6- bis 14-Jährigen liegt schon bei 1.814 Fällen pro 100.000 Einwohner.
13.863 Infektionen verzeichneten die Gesundheitsbehörden im Zeitraum von 10. bis 16. November in der Altersgruppe der 6- bis 14-Jährigen. Damit weist diese Altersgruppe österreichweit die meisten Neuinfektionen und somit auch die höchste 7-Tages-Inzidenz pro 100.000 Einwohner (1813,5) im Altersgruppen-Vergleich auf. Alls das geht aus aktuellen AGES-Zahlen hervor, die "Heute" vorliegen. Auch darum wird der Lockdown-Druck auf Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) größer.
Die Zahlen sind besorgniserregend. Denn sie zeigen, dass das Coronavirus mittlerweile auch bei den Jüngsten angekommen ist und dort am stärksten verbreitet ist. Die Gruppe der 15- bis 24-Jährigen schlägt nämlich nocheinmal mit 12.223 Infektionen im Vergleichszeitraum zum Buche. Und selbst bei den ganz Kleinen (unter 6-Jährige) infizierten sich 2.110 Kinder.
Blickt man auf die Impf-Statistik, erkennt man den Grund. So stehen die Alterskohorten der 12- bis 24-Jährigen und der 25- bis 34-Jährigen am schlechtesten da, was die Immunisierung betrifft.
Ringen um offene Schulen beginnt
Angesichts der hohen Infektionszahlen bei den Jungen hat am Donnerstag auch wieder das Ringen um offene Schulen begonnen. Die türkis-grüne Bundesregierung hat zwar betont, Schulen unter allen Umständen offen lassen zu wollen. Zumindest in Salzburg wird das nun als Teil des mit Oberösterreich abgestimmten Lockdowns infrage gestellt, Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) versucht das abzuwenden. Unterdessen machen sich auch einzelne Lehrervertreter für eine Umstellung auf Fernunterricht stark.
"Ich sehe keine andere Möglichkeit, als auch die Schulen zu schließen", sagte Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer im Ö1-"Mittagsjournal". Dass er nun doch einen Lockdown befürwortet, begründete der ÖVP-Politiker mit der "aggressiven" Zahlenentwicklung. "Wir können leider nicht länger zuwarten." Die Schließung der Schulen sei nötig, weil Schülerinnen und Schüler wegen der vielen Neuinfektionen in dieser Altersgruppe auch die Eltern anstecken. Er wolle die Maßnahme jedenfalls im Gleichschritt mit Oberösterreich ergreifen, betonte ein Sprecher auf Nachfrage gegenüber der APA. In Oberösterreich hieß es wiederum gegenüber der APA, dass die Frage, ob im Zuge des geplanten Lockdowns auch die Schulen geschlossen werden, noch in Abstimmung sei.
Faßmann gegen Schließungen von Schulen
Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) lehnt Schulschließungen jedenfalls weiterhin ab. Noch könnte man etwas tun, um das Zusperren verhindern, betonte er. Stattdessen plädierte er für Verschärfungen in anderen gesellschaftlichen Bereichen. Salzburgs Landeshauptmann könne zwar die Schulen selbstständig nach dem Epidemiegesetz schließen. Das würde allerdings auch bedeuten, dass dort keine Betreuung angeboten werden kann und damit Probleme auch für jene Eltern entstünden, die man gerade etwa im Gesundheitsbereich dringend brauche. Mit einer Schließung der Schulen falle zudem das systematische Testen der Schüler samt indirekter Testung ihres Umfelds weg, warnt das Bildungsministerium gegenüber der APA.
Das Ressort schlägt stattdessen für Salzburg und Oberösterreich eine durchgängige Maskenpflicht für alle Schüler vor, bei den Jüngeren mit Mund-Nasen-Schutz, bei den Älteren mit FFP2-Masken - freilich unter Einhaltung von Maskenpausen. Unterdessen mehren sich bei den Lehrerinnen und Lehrern Stimmen für eine Schließung der Schulen. Nach den Unabhängigen LehrergewerkschafterInnen (ÖLI-UG), die gestern eine zweiwöchige Umstellung auf Distance Learning eingemahnt haben, hat am Donnerstag auch der Sozialdemokratische LehrerInnenverein (SLÖ) ein Ende des "Zweckoptimismus" an den Schulen gefordert: "Wenn die Politik Zustände wie in Salzburg und Oberösterreich den anderen Bundesländern ersparen möchte und den allgemeinen Lockdown verordnet, darf die Schule als derzeitiges Hochrisikogebiet nicht ausgespart werden, auch wenn wir immer den Präsenzunterricht präferiert haben."