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Corona sorgt für Beauty-OP-Wahn unter Jugendlichen

Währen der Corona-Zeit kommt es bei Jugendlichen vermehrt zu Ess- und Körperwahrnehmungsstörungen. Dabei spielt auch Social Media eine große Rolle.

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Beauty-OPs werden in sozialen Netzwerken beworben.
Beauty-OPs werden in sozialen Netzwerken beworben.
TikTok

Seit das Arbeiten von zu Hause aus und das Tragen von Masken im öffentlichen Raum sich weiter ausgebreitet haben, erleben Schönheitskliniken einen regelrechten Boom. Aber nicht nur im realen Leben, sondern auch im Online-Raum, sind auf den sozialen Medien mehr Informationen zu Schönheitsoperationen zu finden als je zuvor. Diese landen aber nicht immer nur dort, wo sie eigentlich hingehören.

So haben Schönheitskliniken und -Chirurgen Apps wie TikTok für sich entdeckt, um ihre Angebote und Resultate bei einer breiteren Gemeinschaft anzupreisen. Die App TikTok besteht nach Schätzungen zu einem Drittel aus Nutzerinnen und Nutzern, die jünger als 19 Jahre alt sind. Die "New York Times" wagt sogar die Annahme, dass rund ein Drittel aller User unter 14 Jahre alt sein könnte. So genau lässt sich das nicht erheben, denn laut den AGB der App dürfen unter 13-Jährige die App gar nicht benutzen. Dass viele Kinder dennoch einen Account kreieren und bei der Angabe ihres Alters lügen, ist nicht auszuschließen.

"Suggeriert, dass man einen Makel hat"

Wie der "Business Insider" während eines Experiments herausgefunden hat, geht es nur rund acht Minuten, bis einem 14-jährigen Mädchen auf TikTok ein Werbe-Video für eine Schönheits-OP angezeigt wird. Für Jugendpsychiaterin Dagmar Pauli ist dieser Schönheits-OP-Wahn ein großes Problem. "Jugendliche befinden sich in einer Phase, in der sie ohnehin verstärkt an Selbstzweifel leiden und diese an ihrem Äußeren festmachen." Diese Zweifel werden dann von solchen Bildern oder Videos nur noch verstärkt.

Dazu komme, dass die Jugendlichen solchen Bildern aus Social-Media-Plattformen den ganzen Tag lang ausgesetzt seien. "Auch am Abend alleine im Bett sehen sie noch immer solche Posts, die suggerieren, dass man einen Makel hat, der weg muss. Sei das ein Buckel auf der Nase, kein Abstand zwischen den Oberschenkeln oder ein zu kleiner Penis."

Diese Repetition mache die Situation nicht besser. "Aus der Forschung wissen wir, dass eine Fokussierung auf einen bestimmten wahrgenommenen Makel dazu führt, dass dieser mit der Zeit immer schlimmer erscheint. Wer also glaubt, dass er eine große Nase habe und jeden Tag mehrmals die Nase genaustens inspiziert, wird eine immer größere Nase wahrnehmen."

Mehr Essstörungen während Corona

Problematisch ist aber nicht nur, dass die Jugendlichen ständig solchen Bildern ausgesetzt sind, sondern auch, woher diese Bilder stammen. "Auf Social Media sind es häufig gleichaltrige oder nur wenig ältere Influencer, die vorzeigen, wie viel besser ihr Leben nach der OP ist. Was nicht erwähnt wird: Viele dieser Stars werden von Kliniken bezahlt, über ihre Resultate zu sprechen."

Dass dies insbesondere in Zeiten von Corona zu einem immer größeren Problem geworden ist, erlebt Pauli bei ihrer täglichen Arbeit. "Wir haben in der Klinik vermehrt mit Essstörungen und Körperwahrnehmungsstörungen zu tun. Die Jugendlichen sind im Lockdown häufiger zu Hause und beschäftigen sich mehr mit sich selbst. Da kommen Selbstzweifel und depressive Gedanken auf, die sich nicht gut mit dem gleichzeitig erhöhten Konsum von Social Media mischen."

Was kann man dagegen tun?

Dem entgegenzuwirken, sei nicht einfach. "Wer sich durch die ständigen Inputs aus dem Internet gestresst oder traurig fühlt, sollte versuchen, einen Schritt zurück zu machen. Grundsätzlich rate ich, keine Vergleiche mit Influencern anzustellen oder sich für Ratschläge besser an Personen aus dem realen Leben anstatt an Influencer zu wenden." Außerdem könne man versuchen, sich beim Blick in den Spiegel weniger auf die wahrgenommenen Makel und viel eher darauf konzentrieren, was man an sich selbst mag und die Person als Ganzes betrachten.

Dagmar Pauli ist Chefärztin und stellvertretende Klinikdirektorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Psychiatrischen Universität Zürich. Außerdem ist sie Autorin des Buchs "Size Zero", das sich mit Schönheitsdruck, Schlankheitswahn und Essstörungen bei jungen Personen befasst.

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