Szene
Noch zählen Coldplay nicht zu den Rock-Dinosauriern
Zur Live-Präsentation ihres neuen Albums "Everyday Life" luden Chris Martin und seine Band ins naturhistorische Museum nach London.
Normalerweise bäckt man bei Coldplay keine kleinen Brötchen mehr. Unter einem seit Monaten ausverkauften Stadion gibt es die Band in kaum einem Land zu bewundern. Am Montag war allerdings ins Sachen Publikum radikale Entschleunigung angesagt.
Für die Live-Präsentation des am 22. November erschienen Albums "Everyday Life" spielte man vor knapp 1.000 glücklichen Fans und nicht wie sonst üblich vor einer Crowd jenseits der 50.000er-Marke.
Hope wachte über das Konzert
Unter dem riesigen Blauwal-Skelett mit dem Namen Hope, das als Blickfang in der eindrucksvollen Eingangshalle des Natural History Museum im Herzen Londons hängt, gab es das neue Material erstmals in der Heimat der Band zu hören.
"I said, when we launch our new album can we play a gig near whales? And look what happened", scherzte Sänger Chris Martin zu Beginn des rund anderthalb Stunden dauernden Konzertes über den imposanten Deckenschmuck, nachdem die Band zu den Klängen von "Sunrise", dem Opener von "Everyday Life" auf die Bühne gekommen ist.
Wer Coldplay schon einmal live gesehen hat, der weiß, dass die Band mit ihrer Musik im Stande ist, eine verträumte, fast schon magische Atmosphäre zu erzeugen, die ihresgleichen sucht. Im "absolut unkonventionalen" (O-Ton Martin) Ambiente des naturhistorischen Museums kam dieser Zauber irgendwie noch besser zur Geltung.
Coldplay - Fix You
Die Tracks der neuen Platte wurden chronologisch heruntergespielt, gespickt allerdings durch die Überhits "Fix You", "Viva La Vida" und "Sparks". Speziell beim Song "Fix You" herrschte kollektive Gänsehaut-Atmosphäre.
Das Publikum war von der ersten Minute an von den Socken. Von den strengstens limitierten Tickets konnten nur jene Fans träumen, die sich "Everyday Life" schon vor dem Release-Date vorbestellt hatten. Der Preis war mit 75 Pfund recht angemessen. Alle Einnahmen, auch die vom exklusiv für diesen Anlass produzierten Merchandise, gingen an "Clientearth", einer NGO von Umweltanwälten.
Unter die Fans mischte sich auch Hollywood-Prominenz. "Wonder Woman" Gal Gadot und ihr Ehemann Yaron Versano genossen den einmaligen Auftritt der Ausnahmeband gemeinsam mit den anderen Glücklichen. Obwohl die Show unter Hope von zahlreichen Kameras für die Nachwelt konserviert worden ist, filmten und fotografierten fast alle Anwesenden permanent mit ihren Smartphones. So ein Konzert bekommt man schließlich nicht alle Tage zu sehen.
Und geht es nach den Aussagen von Chris Martin, dann wird es noch ein wenig dauern, ehe es überhaupt wieder Coldplay-Shows geben wird. Denn um das Klima zu schonen, verzichtet man vorerst auf großangelegte Konzertreisen rund um den Globus.