Tiroler Studie
Cholesterin – so wirkt die "Pille" bei jungen Mädchen
Tiroler Forscher haben untersucht, wie sich die "Pille" auf die Blutfettwerte bei sehr jungen Anwenderinnen auswirkt.
Bei Erwachsenen sind die Auswirkungen und die möglichen Nebeneffekte der Verwendung der "Pille" gut erforscht. Wie sich diese Effekte bei jungen Anwenderinnen auswirken, haben Innsbrucker Wissenschafter untersucht. Ein wesentliches Ergebnis: Die jungen Frauen weisen deutlich höhere Cholesterinwerte als Nicht-Benutzerinnen der oralen Kontrazeptiva, wie die "Pille" im Fachjargon genannt wird, auf.
"Orale Kontrazeptiva gehören zu den am weitesten verbreiteten Verhütungsmaßnahmen bei Erwachsenen und bei Jugendlichen. Trotzdem wurden die Effekte der oralen Kontrazeptiva auf die Blutfettwerte bei Jugendlichen noch nicht gut untersucht", schreiben die Wissenschafter unter der Leitung von Anna Staudt von der Innsbrucker Universitäts-Kinderklinik jetzt im "Journal of Adolescent Health". In Österreich verhüten 52 Prozent der weiblichen Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 20 Jahren mit der Pille.
Nur geringfügig höhere Blutdruckwerte
Im Rahmen der jetzt publizierten Untersuchung wurden die Blutfettwerte (Cholesterin, Triglyceride) von 828 jungen Frauen zwischen 14 und 19 Jahren mit und ohne Verwendung der "Pille" in den Jahren 2015 bis 2018 zweimal im mittleren Abstand von 22 Monaten erhoben. 317 (38 Prozent) gaben an, orale Kontrazeptiva (OCs) zu verwenden. "OC-Benutzerinnen hatten geringfügig höhere systolische und diastolische Blutdruckwerte (...) und rauchten öfter als Nicht-Benutzerinnen der oralen Kontrazeptiva", so die Wissenschafter.
Blutfettwerte
Signifikante Unterschiede gab es bei den Blutfettwerten: Die jungen Frauen, die die "Pille" verwendeten, wiesen im Mittel 179,6 Milligramm Gesamtcholesterin pro Deziliter Blut auf. Das war deutlich höher als die Probandinnen ohne "Pille" (162,4 Milligramm pro Deziliter Blut). Auch beim "bösen" LDL-Cholesterin zeigten sich mit 106,4 Milligramm pro Deziliter ("Pille"-Benutzerinnen) bzw. 94,6 Milligramm pro Deziliter (ohne hormonelle Empfängnisverhütung) deutliche Unterschiede. In etwa gleich waren hingegen die "guten" HDL-Blutfettwerte.
Blutfette spielen langfristig eine große Rolle für Gefäßerkrankungen (z. B. Atherosklerose) und daraus resultierenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Im Rahmen der zwei Untersuchungen bzw. Erhebungen waren schließlich Daten von 558 Probandinnen im Vergleich vorhanden und wurden ausgewertet. Dabei machten die Wissenschafter eine interessante Beobachtung: "Jene Teilnehmerinnen, die (dazwischen; Anm.) mit der Verwendung oraler Kontrazeptiva begannen, hatten zwischen Beginn und Nachfolgeuntersuchung im Durchschnitt um 15,4 Milligramm pro Deziliter höhere LDL-Werte und um durchschnittlich 36,2 Milligramm pro Deziliter Blut höhere Triglyceridwerte als Nicht-Benutzerinnen von OCs." Die Dauer der Einnahme der "Pille" veränderte die Blutfettwerte offenbar nicht mehr.
Junge Frauen sollten über Nebeneffekte Bescheid wissen
Junge Frauen sollten über diesen Nebeneffekt Bescheid wissen, so die Innsbrucker Wissenschafter: "(...) Diese Veränderungen sind besonders relevant für Jugendliche mit noch weiteren Risikofaktoren für Blutfett-Stoffwechselstörungen oder anderen Herz-Kreislauf-Risikofaktoren."
Auf den Punkt gebracht
- Die "Pille" hat bei jungen Frauen im Alter von 14 bis 19 Jahren signifikante Auswirkungen auf die Blutfettwerte, wie eine Studie von Tiroler Forschern zeigt
- Die Verwendung der oralen Kontrazeptiva führte zu deutlich höheren Cholesterinwerten im Vergleich zu Nicht-Benutzerinnen
- Besonders junge Frauen mit zusätzlichen Risikofaktoren sollten über diese Effekte informiert sein