Rausch-Shampoos
Chefin feiert mit Top-Bewertungen eigene Produkte ab
Der Thurgauer Shampoo-Hersteller verärgert Galaxus-Kunden mit voreingenommenen Produktbewertungen. Die Chefin gelobt Besserung.
Der 134-jährige Shampoo-Hersteller Rausch aus Kreuzlingen steht im Wettbewerb mit den ganz großen Beauty-Firmen. Doch nun ging die Firma im Kampf um Aufmerksamkeit für einige zu weit. Im Onlineshop von Galaxus schrieben einige Angestellte Bestbewertungen über ein Anti-Schuppen-Shampoo von Rausch und schwärmten darüber, von der Laborleiterin bis zur CEO. Alle Kommentare erschienen nur wenige Tage, bevor das Produkt als Tagesangebot erhältlich war.
Kunden ärgern sich
"Achtung, lauter Fake-Bewertungen hier", warnte schließlich ein Mitglied der Galaxus-Community. Ein News-Scout ärgert sich und sieht das Vertrauen geschädigt. Erst habe er das Shampoo kaufen wollen, sagt nun aber: "Solche Aktionen und Firmen unterstütze ich definitiv nicht auch noch." Digitec-Galaxus-Sprecher Manuel Wenk sagt auf Anfrage, dass der Shop nach Hinweisen der Kundschaft die voreingenommenen Bewertungen umgehend gelöscht habe.
So erklärt die Rausch-Chefin die eigenen Bewertungen
Rausch-CEO Sandra Banholzer sagt gegenüber "20 Minuten", dass sie und ihr Mann – wie viele Angestellte – große Fans der Produkte seien und deshalb gern ihre Erfahrungen teilen würden. "Ich habe in der Bewertung geschrieben, dass ich im Winter mit Schuppen zu kämpfen habe und ich enthusiastische Nutzerin des Shampoos bin, weil es mir gegen die Schuppen hilft. Es war ein Statement, hinter dem ich stehen kann."
In Zukunft wolle sie aber auf Reviews verzichten, wie Banholzer im Interview sagt.
Warum haben die Angestellten von Rausch Produktbewertungen geschrieben?
Sandra Banholzer: Es war keine geplante Aktion. Die Fachabteilung hat die Mitarbeitenden ein paar Tage zuvor über die Möglichkeit informiert, Produktbewertungen bei Galaxus abzugeben. Da viele von uns große Fans unserer Produkte sind und wir gern unsere Erfahrungen teilen, haben wir mitgemacht. Es ist doch schön, wenn man für eine Firma arbeitet, hinter der man stehen kann.
Wie reagieren Sie darauf, dass Leser Ihnen vorwerfen, damit Ihrer Glaubwürdigkeit zu schaden?
Ich habe mit gutem Gewissen meine persönlichen Erfahrungen beschrieben und als Profilnamen meinen echten Namen verwendet. Als jemand unter meinem Kommentar schrieb, dass ich die CEO von Rausch bin, habe ich geantwortet, dass das korrekt ist, aber ich auch glückliche Nutzerin des Produkts bin. Ich möchte mich nicht verstecken.
Darauf hat Galaxus die Kommentare gelöscht. Verstehen Sie das?
Ja, das ist in Ordnung. Ich bin sehr spontan und enthusiastisch, das hat mich zum Kommentar bewogen, aber das können andere natürlich nicht wissen.
Was sind Ihre Lehren daraus?
Ich bin überrascht, welche Ausmaße das annehmen kann. Als CEO trage ich die Verantwortung für die Firma. Es war ein Einzelfall, aber ich habe mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besprochen, dass wir keine schriftlichen Produktbewertungen mehr schreiben. Aber ich lasse mich nicht verbiegen und werde auch weiterhin meine Meinung sagen, einfach nur noch mündlich.
Von Bewertungen der eigenen Produkte rät Markenexpertin Tanja Hollenstein von der Beratungsagentur Riverside ab. "Das ist nicht geschickt. Die Leute sind sensibel und durchschauen so etwas schnell", sagt Hollenstein. Klüger sei es, sich bei den Kundinnen und Kunden dafür einzusetzen, dass sie Bewertungen schrieben.
Da es nur auf einer Plattform war, geht Hollenstein davon aus, dass der Aufschrei nicht riesig sein wird. Aber die Firma müsse aufpassen: Wenn nun auch andere Themen aufpoppten, komme sie schnell in einen negativen Strudel.