Aus für VWA?
ChatGPT und Co – Lehrer fordern Änderungen bei Matura
Künstliche Intelligenz (KI) verbessert sich laufend, kann inzwischen brauchbare Texte produzieren. Lehrervertreter fordern daher ein Aus für die VWA.
Die sogenannte Vorwissenschaftliche Arbeit (VWA) ist seit 2014 ein verpflichtender Teil der AHS-Matura. Lehrervertreter fordern nun aber die Abschaffung der Arbeit – ein Argument dafür ist die Künstliche Intelligenz.
Arbeiten durch zusätzliche Prüfung ersetzen
Für die Lehrpersonen sei es schwer, einzuschätzen, ob eine Arbeit von der KI oder von den Schülern verfasst wurde, meint der Vorsitzende der Christgewerkschafter, Herbert Weiß. "Unser Ziel wäre, dass die Schülerinnen und Schüler selbst entscheiden können, ob sie eine Arbeit schreiben oder ob sie lieber eine zusätzliche schriftliche oder mündliche Prüfung haben wollen", so Weiß.
Wer sich trotzdem für eine Arbeit entscheidet, soll mehr persönlichen Bezug dazu haben, um die Verwendung von KI so zu verhindern. Unter solchen Bezügen könnte sich Weiß etwa die Betroffenheit in der Familie zum Beispiel bei Krankheiten vorstellen, wie der "ORF Steiermark" berichtet.
Schüler wollen VWA beibehalten
Die Landesschülervertreterin Felicitas Lackner spricht sich für eine Beibehaltung der VWA aus. Gerade wenn man vorhätte, studieren zu gehen, würde es Sinn machen, um sich zum ersten Mal intensiver mit einem Thema auseinanderzusetzen und etwas selbstständig zu erarbeiten. Das Schüler dabei KI einsetzen, streitet Lackner nicht ab. Der Einsatz könne aber auch sinnvoll sein, etwa "bei Satzstrukturierungen, bei Schreibblockaden, aber auch bei Informations- und Quellensuche", so die Schülervertreterin.
Daniela Kober ist Direktorin des BG/BRG Kirchengasse in Graz. Sie unterstützt die Ansicht, dass das Verfassen einer VWA eine wichtige Vorbereitung auf ein späteres Studium sei. Sie gibt aber auch zu, dass es für die Pädagogen immer schwerer zu unterschieden wird, was vom Schüler oder der KI geschrieben wurde.
KI-Leitfaden im Ministerium bereits erstellt
Sie fordert daher, die VWA weiterzuentwickeln und die Verwendung von KI deutlich zu kennzeichnen. "Es wird Bereiche geben, wo die Schüler nicht die Möglichkeit haben zu forschen oder das zu überprüfen – da wären sie ja überfordert –, und ich denke, dort kann man Sequenzen durchaus übernehmen, ich sehe das nicht negativ. Wichtig wird sein, das dann entsprechend zu zitieren und zu sagen, das hab ich mir dort geholt, da hab ich mir etwas ausgeliehen und das gebe ich an", schlägt die Direktorin vor.
Laut Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) sei eine Abschaffung der VWA ohnehin nicht geplant. Es sei bereits ein entsprechender Leitfaden erstellt, der klare Regeln zur Anwendung von KI-Tools enthält, so der Bildungsminister.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Lehrervertreter fordern die Abschaffung der Vorwissenschaftlichen Arbeit (VWA) in der Matura, da künstliche Intelligenz das Verfassen von Texten erleichtert
- Schülervertreter hingegen befürworten die Beibehaltung der VWA, während die Direktorin eines Gymnasiums die Weiterentwicklung und klare Kennzeichnung der KI-Nutzung vorschlägt, obwohl eine Abschaffung seitens des Bildungsministers nicht geplant ist