Szene
"Frauen haben weniger Vertrauen in die Liebe"
Cesár Sampson meldet sich am Freitag mit seiner neuen Single "Stone Cold" zurück in der heimischen Musiklandschaft.
Nach seinem großartigen dritten Platz beim Eurovision Song Contest 2018 in Lissabon war es musikalisch etwas ruhiger um den 35-jährigen Linzer geworden. Doch hinter den Kulissen werkte er an neuer Musik.
Die ersten, süßen Früchte dieser Arbeit werden der Weltöffentlichkeit nun in Form der Single "Stone Cold" präsentiert. Zur Feier des Tages erzählte uns Cesár Sampson die Geschichte hinter "Stone Cold", warum man erst jetzt wieder was vom ihm zu hören bekommt und was er so für die nähere Zukunft geplant hat.
Heute: Es gibt endlich wieder neue Musik von Cesár Sampson in Form der Single "Stone Cold". Können Sie uns etwas darüber erzählen?
Sampson: Ich kann sogar sehr viel darüber erzählen. "Stone Cold" ist mein Kommentar zur männlichen Seite der Beziehungstragödie. Man kennt die Geschichte eher umgekehrt. Die Frau versucht den Mann irgendwie aufzuweichen, zu ihm vorzudringen, und er tut sich schwer, seine Gefühle zu zeigen. Aber immer mehr beobachte ich eigentlich das andere Szenario, dass Frauen nach und nach weniger Vertrauen in die Liebe haben und die Männer jetzt bereit wären, ihre sensible Seite zu zeigen und eher auf eine kühle Frau treffen. Dieser Song ist eine Geschichte über so ein Dilemma und zeigt auch auf unterhaltsame Weise den inneren Monolog eines Mannes. Er kann nicht raus aus der Beziehung, sie erfüllt ihn nicht genug und ist auch ein bisschen toxisch. Eine heißkalt Story. Es ist jetzt aber nicht autobiografisch.
Heute: Die Geschichte beruht also nicht auf einer wahren Begebenheit?
Sampson: Ich beobachte das oft. In den letzten Jahren kriegt man mehr und mehr diese Stories von Freunden erzählt. "Die wollt nur das eine", zum Beispiel. Und das hat man früher nie gehört. Dass die Frau von vornherein sagt: "Du ich will eigentlich nur das, das passt mir gut ins Konzept" und der Typ steht irgendwie vor verschlossenen Türen. Das kommt jetzt immer mehr. Eine Gegenwelle, die wahrscheinlich ein Teil der Natur ist. Wir haben es Jahrzehnte, Jahrhunderte wahrscheinlich gemacht und jetzt kommen die Frauen und sagen: "Okay, ich brauch nicht unbedingt eine Beziehung für meine Erfüllung".
Heute: Der Titel "Stone Cold" beschreibt also diese "Gefühlskälte" der Frauen?
Sampson: Genau, diese Erlebnis des modernen Mannes, der jetzt eigentlich bereit wäre, seine männliche Dominanz zurückzustellen und auch seine sensiblen Seiten zum Ausdruck zu bringen, und die Frau das aber absolut nicht appreciated.
Heute: Warum hat es ein dreiviertel Jahr gedauert, ehe Sie nach Ihrem erfolgreichen Abschneiden beim ESC wieder musikalisch aktiv werden?
Sampson: "Nobody But You" war sehr gut, sehr langlebig, wo jetzt kein Druck da war, dass man sofort etwas nachschieben muss. Der Song hat auch mehrere Male in verschiedenen Ländern einen Frühling erlebt. In Spanien hat er erst verpätet gehittet. Wir hätten schon eher releasen können, doch wir wollten auf den richtigen Zeitpunkt warten. Außerdem, und das ist nur meine Überlegung, ist es gar nicht so schlecht, wenn ein bisschen Zeit vergeht zwischen Cesár Sampson Song Contest und Cesár Sampson Neu, abseits vom Song Contest.
Heute: Hängt Ihnen der Song Contest noch als Stigma nach?
Samspon: Naja, es kann nur in zwei Fällen ein Stigma sein. Wenn man einerseits mit etwas angetreten ist, was nicht für einen steht., musikalisch. Und zweitens, wenn man zwar angetreten ist mit etwas, das für einen steht, dabei aber sehr schlecht abgeschnitten hat. Dann eine Art Schamgefühl selber mitbringt in dieser Story. Ich glaube nicht, dass der ESC einem Künstler etwas nachhängen lässt, es kann aber individuell so gesehen werden. Speziell wenn man zu hohe Erwartungen hat und dann nicht einmal ins Finale gekommen ist, kann es sein, dass das ein Denkzettel für die Künstlerseele ist.
Bei mir trifft keines von beiden zu, bei mir war das genauso, wie ich mir das vorgestellt hab. Es hat keine unerwarteten, negativen Nebenwirkungen gegeben. Das einzige, wo ich sage, dass es gut ist, ein bisschen Abstand zu haben. Man darf nicht vergessen, ich hab den Song für die Eurovision geschrieben. Ich hab mich an meine Vrgaben gehalten, hab mich aber auch gewissen Regeln angepasst. Das passt dort einfach, das würde ich vielleicht so nicht machen. Ich, außerhalb vom Song Contest, ist einfach ein bisschen breiter gefächert. Ein bisschen freier, und muss jetzt nicht alle 30 Sekunden einen Höhepunkt liefern.
Heute: Gibt es neben "Stone Cold" noch weiteres Material, das in Bälde auf die Welt losgelassen wird?
Sampson: Ja, es gibt einige Song, die im Zuge der letzten Studiosession entstanden sind, die wir fertigmachen werden oder auch schon fertig sind. Wir haben eine extrem effiziente Produktionsphase jetzt hinter uns.
Heute: Liegt Ihr Fokus nun total auf Cesár Sampson oder gibt es nebenher noch ein paar Süppchen am Köcheln?
Sampson: Der ESC wird dieses Jahr einmal nicht priorisiert. Auch nicht von Seiten des Teams. Wir haben jetzt eine fünfjährige Erfolgsstory hinter uns, wo wir einen Platz erreicht haben, den man erreichen will. 2019 muss ich mich ein bisschen auf mich fokussieren, sonst zerreißt es mich irgendwann.
Heute: Gibt es schon konkrete Pläne für 2019?
Sampsons: Wir sagen mal Single, Single, Single. Wenn die Zeit reif ist, dann schließen wir diese ganze Serie mit einem Album ab. Man muss aber auch sagen, dass es ein bisschen ein Luxus ist, ein Album aufzunehmen heutzutage. Wenn es nicht perfekt reinpasst in die Planung, dann lässt man es lieber.
Heute: Gibt's Live-Pläne?
Sampson: Es gibt Live-Pläne. Wir konstruieren gerade meine Tour. Da kann ich aber noch nichts Genaueres sagen, weil die noch immer wächst. Die wird aber sicher nicht nur in Österreich sein. Die wird in Europa stattfinden.
Cesár Sampson beim ESC