Szene
Von Katzenjammer und Katerstimmung keine Spur
"Cats", eines der erfolgreichsten Musicals aller Zeiten, wurde nun in einer CGI-Version für die Kinoleinwand adaptiert.
Zugegeben, anfangs wirkte die Idee, den Musical-Film mit echten Menschen zu drehen, die dann dank modernster Computer Generated Imagery-Techniken in humanoide Katzen verwandelt werden, irgendwie creepy und schräg.
Cats - Trailer
Dementsprechend groß war der Verriss, den der erste Trailer von "Cats" nach sich zog. Doch der erweist sich nach Sichtung des ganzen Films als völlig unberechtigt. Denn erstens steht bei einem Musical die Musik im Vordergrund und zweitens handelt es sich um eine Geschichte, in der Katzen sprechen und singen. Wie sonst soll man das optisch umsetzen? Und drittens hat man einen Star-gespickten Cast, der in der jüngeren Filmgeschichte seinesgleichen sucht.
Plot
Wer das Musical "Cats" gesehen hat, der kennt die Story. Für alle anderen, hier die kurze Zusammenfassung. Jedes Jahr versammeln sich in London zahlreiche Katzen, um den Jellicle-Ball zu feiern. Dabei müssen sie mit Show-Auftritten für Eindruck sorgen, denn am Ende wird eine Katze zur Jellicle-Katze gekürt. Ein neues Katzenleben ist der Preis, der dem Sieger winkt.
Mitten in die Aufregung kurz vor der Veranstaltung verschlägt es auch das ausgesetzte Kätzchen Victoria (Francesca Hayward) in die finsteren Gassen Londons. Sofort wird sie von einer ganzen Muschi-Gang, angeführt von Munkustrap (Robert Fairchild), in Empfang genommen. In zahlreichen Songs stellen sich nach und nach die Hauptakteure des Jellicle-Balls vor. Jennyanydots (Rebel Wilson), Rum Tum Tugger (Jason Derulo) und Bustopher Jones (James Corden) schinden mit ihren Auftritten Eindruck.
Memories
Emotional am meisten mitgenommen wird Victoria allerdings von Grizabella (Jennifer Hudson), dem gefallenen Katzen-Star, als sie einsam und von allen verstoßen ihr Lied ("Memories", den Musical-Song schlechthin) auf dem nassen Kopfsteinpflaster singt.
Der Jellicle-Ball wird von Schurken Macavity (Idris Elba) sabotiert. Er möchte unbedingt gewinnen und entführt nach und nach die Konkurrenz. Auch während der Veranstaltung, die vom Showbiz-Veteranen Gus (Ian McKellen) eröffnet wird, sorgt Macavity für Ärger. Zuerst lässt er Skimbleshanks (Steven Rae) und danach die Schirmherrin des Jellicle-Balls, Old Deuteronomy (Judi Dench) verschwinden.
Nur der Magier Mr. Mistoffelees ( Laurie Davidson) kann den Tag mit seiner Zauberei noch retten.
High-End CGI
Die optische Umsetzung ist, wie oben schon angemerkt, Hauptangriffspunkt der Kritiker. Doch wie ebenfalls weiter oben schon besprochen, ist sie (ACHTUNG - subjektive Meinung) absolut gelungen. Mit welchen Vorstellungen geht jemand in einen Musical-Film über sprechende und singende Katzen, wenn er dann eine fast makellose Darstellung der selben anprangert? Was wäre besser zu machen? Die Antwort darauf bleiben die Kritiker schuldig. Und wer macht sich bitte ernsthaft Gedanken darüber, warum manche Katzen Schuhe und Hosen tragen, andere wiederum "nur" mit ihrem Fell bekleidet sind?
Die Musik
Bei einer Musical-Verfilmung steht, nona, die Musik absolut im Vordergrund. Und da hat Komponist Andrew Lloyd Webber beim Original ganze Arbeit geleistet. Mit "Memories" wurde ein Song für die Ewigkeit geschaffen, der auf einem Level operiert, das er nur mit einer Handvoll anderer Titel teilt. Und in "Cats" lässt man diesen Über-Titel nun von niemand geringerem als Jennifer Hudson singen, die für ihre Rolle in "Dreamgirls" schon einmal einen Oscar gewonnen hat. Mit Taylor Swift (Bombalurina) und Jason Derulo hat man zwei Popstimmen von Weltformat im Cast. Swift hat gemeinsam mit Andrew Lloyd Webber auch den Titel "Beautiful Ghosts" geschrieben, der im Film als wunderschönes Gegenstück zu "Memories" fungiert. Dafür gab es auch eine Nominierung bei den Golden Globes als Bester Film. Auch James Corden, Dame Judi Dench und Sir Ian McKellen dürfen in ihren Rollen singen und machen ebenfalls eine recht passable Figur.
Fazit
Der ganze Katzenjammer und die Katerstimmung, die im Vorfeld der Premiere von der internationalen Presse verbreitet worden sind, entpuppen sich nach Sichtung des Gesamtwerkes als ein Haarballen, den die "Cats"-Katzen mühelos wieder ausspucken. Musical-Liebhaber kommen ab dem 25. Dezember fix auf ihre Kosten, alle anderen, die gerne in eine fiktive Katzen-Castingshow-Welt eintauchen wollen, dürfen sich ebenfalls ins Kino setzen. Kleiner Tipp - unbedingt auf Englisch und im Bedarfsfall mit Untertiteln anschauen. Die wunderbar klangvollen britischen Akzente sind sonst leider lost in translation.