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Cannes präsentiert die Stars von morgen

Heute Redaktion
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Die Fans vor dem Roten Teppich bedauern das Fehlen großer Stars. Doch in den Kinos gibt es spannende Entdeckungen: Da könnten die Stars von morgen dabei sein.

Die Polin Joanna Kulig ist in der Filmwelt noch wenig bekannt. Die blonde Schauspielerin, die auch prächtig singen kann, hatte mal eine kleine Rolle als rothaarige Hexe in der Hollywood-Produktion "Hänsel und Gretel: Hexenjäger". Ansonsten spielte sie hauptsächlich in ihrer Heimat. Doch nun winkt ihr möglicherweise eine internationale Karriere.

Herbe Love Story als erster Favorit

Der Grund dafür: Eine melancholische Romanze. Joanna Kulig spielt die weibliche Hauptrolle in der herben Love Story "Cold War" des polnischen Oscar-Preisträgers Pawel Pawlikowski ("Ida"), die viele Festival-Besucher vor Begeisterung aus dem Sessel riss. "Cold War" gilt etlichen Insidern als bisher bester Film in der starken Startphase des Wettbewerbs um die Goldene Palme. Und niemand wäre der Jury um Cate Blanchett ernstlich böse, sollte Joanna Kulig den Preis für die beste Darstellerin nach Hause tragen.

Die Stars von morgen in Bildern:

Mit dem "Cold War" im Filmtitel ist der Kalte Krieg zwischen Ost und West gemeint, der der Romanze als Hintergrund dient. Die Leidenschaft hingegen lodert heiß, wenn aus der kessen jungen Sängerin Zula (Kulig) und dem sensiblen Dirigenten Wiktor (Tomaz Kot) ein Paar wird. Der Film, in elegantem Schwarz-Weiß gehalten, schildert die Geschichte einer unverbrüchlichen Liebe, der selbst größte Hindernisse nichts anhaben können. Und Hindernisse gibt es in der Zeit des Kalten Krieges (die beiden Protagonisten wagen mehrfach die damals so problematischen Ortswechsel zwischen Ost und West) genug.

Joanna Kulig begeistert mit einer Aura voller Lebenslust, Eigensinn, Humor und großem Gefühl.

Zhao Tao: Puppenhaft schön und überzeugend

Kulig ist aber nicht die einzige Schauspielerin, die sich Hoffnungen auf einen Preis in Cannes machen darf. Das gleiche gilt für die Asiatin Zhao Tao. Die fast puppenhaft schöne Chinesin ist im Drama "Ash Is Purest White" als Braut eines lokalen Gangster-Kapos zu sehen, die später für fünf Jahre ins Gefängnis geht, um ihren Freund nicht zu belasten. Die hochinteressante Story von Regisseur Jia Zhang-Ke macht dann den Sprung vom Gangsterfilm zum Charakterdrama, und Hauptdarstellerin Zhao Tao springt mit. Während der 142 Filmminuten fast ununterbrochen auf der Leinwand, beschreitet sie den Weg vom leichtlebigen jungen Mädchen zur ernsthaften erwachsenen Frau. Eine große Leistung, die auch internationalen Produzenten auffallen könnte.

Auf gute Filme folgen die Stars

Fazit: Das erste Cannes-Wochenende lieferte mitreißende Filme fernab des Mainstreams (auch das koreanische Spionage-Drama "The Spy Gone North" gehört hier dazu). In den kommenden Tagen wird man aber wieder mehr bekannte Gesichter auf dem Roten Teppich und auf der Leinwand sehen. Am Montag präsentiert US-Regisseur Spike Lee sein Rassismus-Drama "BlacKkKlansman" (mit Adam Driver und John David Washington, dem Sohn von Denzel Washington). Einen Tag später folgt dann der zweite US-Beitrag im Wettbewerb. Ex-Spider-Man Andrew Garfield spielt die Hauptrolle im Mystery-Drama "Under The Silver Lake" von Regisseur David Robert Mitchell.

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