Oberösterreich
Busfahrer-Personalnot – "Jeder 3. will Job wechseln"
Viele oberösterreichische Buslinien suchen verzweifelt nach Buslenkern. Ein drastisches Beispiel macht die Personalflucht deutlich.
Wie "Heute" berichtete, sucht beispielsweise der Oberösterreichische Verkehrsverbund (OÖVV) nach neuem Personal. Anfang Juni war auf der Anzeigetafel eines Busses zu lesen: "Bewirb DICH, Buslenker:in". OÖVV-Sprecher Klaus Wimmer sprach damals mit "Heute": "So wie vielen andere Branchen trifft der Personalmangel nun auch viele Verkehrsbetriebe."
Der aktuelle Personalstand sei positiv, mehr als 1.000 Buslenker sind für den OÖVV im Einsatz. Droht allerdings ein akuter Engpass bei den Fahrern, könne es laut Wimmer zu Ausfällen im Busverkehr kommen.
"16 Stunden gearbeitet, nur sieben davon bezahlt"
Die aktuelle Personalflucht in der Bus-Branche sei eine generelle "Problematik", sagt Helmut Woisetschläger, oberösterreichischer Landesvorsitzender der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft (vida), gegenüber "Heute".
In Tirol zeigt eine aktuelle Studie, dass jeder Dritte Busfahrer den Job wechseln möchte. "In Oberösterreich ist die Situation ähnlich", weiß Woisetschläger aus Gesprächen mit der Belegschaft.
Drastisches Beispiel
Woisetschläger schildert schließlich ein drastisches Beispiel eines Busfahrers, das zeigt, mit welchen Problemen die Belegschaft teilweise zu kämpfen hat: Ein Mühlviertler Postbus-Fahrer startet demnach seinen Dienstbeginn um 5 Uhr in der Früh, kommt um 7 Uhr in Linz mit seinem Bus an und hat dann eine unbezahlte Pause bis rund 16 Uhr. Um 21 Uhr hat er Dienstende.
"Das bedeutet insgesamt 16 Stunden Arbeit, davon sind aber nur sieben Stunden bezahlt, denn die restlichen neun Stunden sind unbezahlte Wartezeit", fasst der Linzer zusammen und betont: "Unter diesen Bedingungen bekommt man heute keinen neuen Mitarbeiter mehr."
"War angesehener Beruf"
"Der Sprit ist für alle Busunternehmen gleich, aber bei den Personalkosten wird dann oft die Billigschiene gefahren", kritisiert Woisetschläger niedrige Gehälter. "Doch ein Buslenker hat eine hohe Verantwortung", erklärt Woisetschläger, "er muss der deutschen Sprache mächtig sein, braucht ein Rettungskonzept für den Notfall, und muss auch ein soziales Gespür haben."
Heikel sei in diesem Beruf vor allem der Umgang mit manchen Fahrgästen: "Die Schwelle zur Aggressivität hat abgenommen. Ich kenne gestandene Männer, die sich das nicht antun wollen."
Laut Woisetschläger sei es wichtig "die Menschen im Beruf zu halten", er schlägt vor, "mehr Lehrlinge auszubilden und einen gewissen Anteil an über 50-Jährigen zu halten."
"Busfahrer war einmal ein angesehener Beruf", fasst der vida-Landeschef, von Beruf ein Eisenbahner, den Stellenwert dieses Berufsstandes zusammen.