Oberösterreich
"Bunkerstimmung" – darum wird so wenig eingekauft
Die Teuerung kennt keine Gnade: Der Spardruck schränkt die Österreicher weiter massiv ein. Eine Studie enthüllt nun, warum so wenig eingekauft wird.
Vorübergehende Erleichterung: Nach einem Anstieg im August ist die Inflationsrate im September wieder gesunken: von 7,4 auf 6,1 Prozent.
Österreich zählt in Europa dennoch zu den negativen Rekordhaltern: In Deutschland ging die Teuerung laut Schnellschätzung auf 4,5 Prozent zurück. In der Euro-Zone lag sie zuletzt bei 5,2 Prozent.
Das Konsumklima erholt sich angesichts der anhaltend hohen Preise kaum. Darunter leidet vor allem der Einzelhandel: In 60 Prozent der Haushalte ist das Budget für Einkäufe in den vergangenen drei Monaten kleiner geworden. Das hat das Institut für Handel, Absatz und Marketing an der Linzer Johannes Kepler Universität erhoben.
Die Situation hat sich damit weiter verschärft. Denn in einer Erhebung der Uni vom April hatten lediglich 52 Prozent der Konsumenten ab 18 Jahren mit sinkenden Einkaufsbudgets zu kämpfen.
Teures Wohnen
Was sind die Gründe fürs Sparen beim Shoppen? Für 43 Prozent der Befragten sind es die Mehrausgaben fürs Wohnen. 25 Prozent nannten die Verkehrskosten, also u.a. teures Tanken. 14 Prozent haben nach eigener Aussage weniger Einkommen zur Verfügung.
Acht Prozent gaben höhere Ausgaben für Urlaub und Freizeit an. Sechs Prozent nannten Gastronomie und Events. Gleich viele erklärten, dass sie mehr Geld zur Seite legen.
Kaum Entspannung
Die Kaufzurückhaltung hat sich in den vergangenen Monaten kaum entspannt: Im April und September 2022 sowie im April 2023 konsumierten jeweils 30 Prozent weniger Einzelhandelsprodukte. Aktuell sind es immer noch 27 Prozent.
Deutlich mehr als die Hälfte der Kunden – 59 Prozent – greifen auf günstigere Produkte zurück. Der Wert ist aber etwas zurückgegangen: Im September des Vorjahres waren es 64 Prozent.
Und: Der Großteil der Österreicher achtet beim Einkaufen verstärkt auf Aktionen. 72 Prozent halten bewusst nach Schnäppchen Ausschau.
"Bei den Konsumenten schleift sich bereits über Monate hinweg eine nachhaltige Bunkerstimmung ein", analysiert Institutsvorstand Professor Christoph Teller. "Die einzelhandelsrelevanten Haushaltsbudgets versickern in der Fixkostenfalle rund um Wohnen sowie Mobilität."
„"Den Terminus 'Gewinn' müssen Händler mittlerweile im Fremdwörterbuch nachschlagen." Professor Christoph Teller von der Linzer Kepler Universität“
Der Einzelhandel leide unter einem toxischen Cocktail aus sinkenden Absatzvolumina bei gleichzeitig höheren Kosten. Die Umsätze im Einzelhandel würden zwar weitgehend nominell steigen, die realen Entwicklungen aber querbeet on- und offline im roten Bereich feststecken, so Teller. "Den Terminus 'Gewinn' müssen Händler mittlerweile im Fremdwörterbuch nachschlagen."
Warnung vor Nahversorger-Sterben
Die Wirtschaftskammer hat dieser Tage vor einem Nahversorgersterben wegen der hohen Energiepreise gewarnt. Sie fordert sofort finanzielle Hilfe von der Regierung.
Die Unternehmensvertreter warnen vor einer traurigen Entwicklung: Sie schätzen, dass rund 200 Nahversorger als "direkte Folge der anhaltenden Energiekrise" dichtmachen werden.