Besuchte Hilfsverein

Bundespräsident tauschte nun Hofburg gegen Nähwerkstatt

Zu Sozialassistentinnen ausgebildete Migrantinnen helfen beim Verein "Nachbarinnen" anderen Frauen und ihren Familien aus der Isolation.

Wien Heute
Bundespräsident tauschte nun Hofburg gegen Nähwerkstatt
Bundespräsident Alexander Van der Bellen besuchte den Hilfsverein "Die Nachbarinnen" in Wien-Fünfhaus. 
Hanna Pribitzer

Die "Nachbarinnen" das ist ein Verein und ein ganz besonderes Integartionsprojekt in Wien. Hier werden seit zehn Jahren geflüchtete Frauen und ihre Familien von anderen geflüchteten Frauen beraten. Bei diesem Integrationsprojekt fungieren Migrantinnen als "Role Models", also als Vorbilder. Am Mittwoch (7.2.) besuchte Bundespräsident Alexander Van der Bellen nun eine Nähwerkstatt der Integrationsorganisation, in der migrantische Frauen an den lokalen Arbeitsmarkt andocken können. 

"Wertvoller Beitrag für Gesellschaft"

"Bei der Initiative, das steckt schon ein bisschen im Namen, geht es darum einander auf Augenhöhe zu begegnen. Diesen Zugang der 'Nachbarinnen', die mit ihrer Arbeit und ihrem Bemühen um gelungene Integration einen wertvollen Beitrag – nicht nur für das Leben ihrer jeweiligen Klientinnen, sondern für unsere Gesellschaft insgesamt – leisten, sollten wir uns alle zum Vorbild nehmen. Ich würde mir wünschen, dass wir alle einander, egal in welcher Situation, auf Augenhöhe begegnen und mehr miteinander als übereinander sprechen. So wie Nachbarinnen das tun!", so Bundespräsident Van der Bellen.

Schon 4.000 Familien unterstützt

Seit der Gründung der "Nachbarinnen" vor zehn Jahren konnten fast 4.000 Familien mit über 13.400 Hausbesuchen und fast 5.000 Amtswegebegleitungen auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben unterstützt werden. Tausenden Frauen wurde laut der Vereinsgründerin ein gewaltfreies und unabhängiges Dasein ermöglicht. Kinder seien mit fast 20.000 Lernhilfestunden gefördert worden. "Und das Schöne: All diese Schritte kommen nicht nur den MigrantInnen, sondern auch der gesamten heimischen Bevölkerung kulturell, finanziell und gesellschaftlich zugute", so Christine Scholten, Gründerin des Vereins.

Der Verein beschreibt sich so: Die Frauen sind Sozialassistentinnen, die ihren zurückgezogen lebenden Landsleuten auf Augenhöhe begegnen, um deren soziale Schieflage zu sortieren und zu verändern. Sie sitzen nicht in einem Amt, sondern arbeiten im öffentlichen Raum und besuchen die Menschen in ihren Wohnungen. Die ausgebildeten Assistentinnen bieten den betreuten Familien Methoden und Strategien zur positiven Veränderung der eigenen Lebensverhältnisse an. Und das in der eigenen Muttersprache. Ziel ist es die eigene Motivation durch Selbstermächtigung zu aktivieren. Integration, die durch professionelle Begleitung aus der eigenen Community wächst.

Österreich ist ohne Migration nicht zukunftsfähig
Christine Scholten
Gründerin des Vereins "Nachbarinnen"
Bundespräsident Alexander Van der Bellen und "die Nachbarinnen" in Wien-Fünfhaus.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen und "die Nachbarinnen" in Wien-Fünfhaus.
Hanna Pribitzer

"Österreich ist ohne Migration nicht zukunftsfähig – doch eine echte Chance haben wir nur dann, wenn alle mitmachen. Die 'Nachbarinnen' sorgen für Empowerment geflüchteter und migrantischer Frauen – das Zentrum jeder Familie – sie erreichen auf dem Weg auch die Kinder und Männer. Für Ihre Hilfe im neuen Land fordern sie viele Schritte in Richtung österreichischer Gesellschaft – gelebte Integration bedingt Bewegung aufeinander zu, von beiden Seiten", so Scholten. 

Selbstbestimmung als Ziel für Frauen

Das Arbeitsprinzip der "Nachbarinnen", sei Empowerment. Das Ziel sei Selbstbestimmung: "Die Nachbarinnen sind nicht nur Role Models für erfolgreiche Integration, sondern auch menschliche Bindeglieder zwischen den Kulturen", so Scholten. Denn die Frauen agierten als Brücke zwischen Frauen, Familien und dem System der Stadt Wien. Zusätzlich coachen sie die Familien in Sachen Alltagsbewältigung in Österreich, vom Schul- und Gesundheitssystem bis hin zu Arbeitsmöglichkeiten. "Wir haben gelernt, wie wichtig das für die Prävention von Isolation, Radikalisierung und Gewalt ist", so Scholten.

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