Szene
Buhlschaft Caroline Peters über Muslime und Pornos
In "Womit haben wir das verdient?" (Freitag, 5.6., 20.15 Uhr, ORF1) spielt Caroline Peters eine Mutter, deren Teenager-Tochter plötzlich Kopftuch trägt. Im Interview erzählt Peters "Heute", wie sie zum Islam steht, aber auch, warum sie Instagram-Fan ist und warum man sie weder in einem Porno noch im Dschungelcamp jemals sehen wird.
Womit haben wir das verdient?
Die erfolgreiche Chirurgin Wanda (Caroline Peters, selbst Feniministin und Atheistin), packt es gar nicht als ihre Tochter Nina plötzlich mit Kopftuch bei der Familientherapie erscheint. Der Teenager ist online zum Islam konvertiert, ihre geschiedenen Eltern (Peters und Simon Schwarz) wollen ihr den neuen Glauben erst ausreden. Schließlich will Wanda wenigstens wissen, worauf sich ihr Sprössling einlässt. Spätestens als sie in der Moschee auftaucht, krachen die Kulturen aufeinander ...
Heute: Sie haben in der Coronazeit Instagram neu entdeckt. Was fasziniert Sie an dem Medium?
Caroline Peters: Ich fand diese Live-Funktion so super. Das hat mich total begeistert. Dass man live mit so vielen Menschen kommunizieren kann und dass man eine kleine Bühne hat, die man sich selber gestaltet.
Heute: Hatten Sie Probleme mit negativem Feedback?
Caroline Peters: Bis jetzt noch nicht, aber ich rechne immer damit. Ich glaube, dass kann man nicht vermeiden. Palina Rojinski hat ja bei Joko und Klaas die Penis-Bilder ausgestellt, die sie geschickt bekommt. Sowas ist mir Gott sei Dank noch nicht passiert. Ich fand das einen super Beitrag, dass man da mal zurückinformiert. Ihr informiert mich über eure Genitalien und ich informier mal die ganze Fernsehwelt da draußen, dass ihr das macht.
Heute: Bekamen sie zu ihrem Film "Womit haben wir das verdient?" auch Feedback von Muslimen?
Caroline Peters: Eva Spreitzhofer (Regisseurin, Anm.) und ich waren bei Filmvorführungen, zum Beispiel mit Schulklassen, sehr direkt im Austausch. Das Feedback war sehr positiv. Die muslimischen Mitbürger mit denen wir gesprochen haben waren alle total froh, dass sie dargestellt werden, wie sie sich empfinden. Nämlich als muslimische Mitbürger und nicht als potenzielle Selbstmordattentäter, potentielle Frauenhasser, potentielle ISIS-Angehörige und Synagogen-in-die-Luftsprenger oder Krieger.
Im Film wird zur Tochter gesagt "hättest du nicht katholisch werden können? Das wär‘ für mich schlimm genug gewesen". Die Frage mit der starken Religiosität ist für mich der zentrale Punkt. Nicht, welche Art Glauben sich die Tochter anschliesst, sondern DAS sie sich so fest einem Glauben anschliesst. Es gibt religiöse Zugänge, die für eine demokratische offene Gesellschaft schwer zu verhandeln sind.
Heute: Der Film ist schon zwei Jahre alt. Ist er heute noch genauso aktuell?
Caroline Peters: Der Film ist November 2018 ins Kino gekommen. Seitdem hatte sich bis Corona nicht so rasend viel verändert. Im Moment sind all diese Themen - Wie halten wir es mit dem Kopftuch? Wie halten wir es mit der Religionsfrage? verdrängt, weil wir diese andere Frage klären müssen - Wer glaubt an Corona und wer nicht? Das Verhältnis zur Religion verändert sich in der Generation nach uns. Ich bin in keinem religiösen Umfeld aufgewachsen. "Ich geh‘ zur Konfirmation oder zur Kommunion wegen der Geschenke" und alle fanden das OK, dass man das sagt. Da gab's keine Eltern, die sagten "Was, wie kannst du das denn sagen, du musst da richtig dran glauben. Das wurde gar nicht von uns verlangt. Das ist ganz merkwürdig im Nachhinein. Damals war das normal und heute ist was Neues normal, nämlich, dass Kinder und Jugendliche sich wieder nach einer starken religiösen Anbindung sehnen, während sie Eltern haben, die da gar nichts beizutragen haben, weil sie selbst denken "Häh? Wieso?"
Heute: Glauben Sie, dass Corona Auswirkungen auf die komplette Gesellschaft haben wird?
Caroline Peters: Ganz sicher, wir wissen nur noch nicht welche. Jetzt demonstrieren ja alle wegen dem Klimawandel und das wäre die Gelegenheit. Hoppen wir jetzt nicht mehr zehnmal im Jahr fürs Wochenende auf einen anderen Weihnachtsmarkt in einer anderen Stadt, wo wir doch selbst einen in der Stadt haben. Wir müssen doch nicht nach Nürnberg fliegen von Wien aus, um da Nürnberger Würstchen zu essen. Das ist doch nicht notwendig. Die totale Freiheit besteht nicht nur aus dem totalen Konsum.
Heute: Was wären Ihre persönlichen Konsequenzen?
Caroline Peters: Da muss man jetzt Sachen ändern, ich seh‘ das schon so. Es gab eine Zeit, in der sehr viele Schauspieler hin- und hergeflogen sind und mal da gespielt haben und mal da, das muss man einfach verringern. Das muss nicht in dieser Schlagzahl stattfinden. Auch die Besuche bei der Familie in Deutschland, die muss man nicht immer mit dem Flugzeug machen. Das hat Auswirkungen auf meine Bequemlichkeit und auf meinen Komfort und auf meine beruflichen Möglichkeiten. Es wird Konsequenzen haben, aber vielleicht zum Teil auch sehr positive.
Heute: Haben Sie bei der Vorbereitung zum Film Neues gelernt?
Caroline Peters: Auf jeden Fall. Ich hatte mich mit dem Islam nicht so intensiv beschäftigt. So wie ich zum Beispiel viel über den christlichen Alltag weiß. Über die Messe oder die Andacht oder die Hostie und die Riten und Rituale, die mit der katholischen oder evangelischen Kirche verbunden sind. Vom Islam wusste ich so etwa vage, dass es Ramadan gibt, aber das wars eigentlich schon. Und wie der genau aussieht hatte ich schon nicht parat. Das waren alles Sachen, die ich dazugelernt habe. Das Interessanteste war für mich, dass das alle Auslegungsfragen zu sein scheinen. Der eine Moslem versteht das Wort des Propheten so und der andere versteht es halt so. Man kann den Glauben selbst gestalten. Die einen tragen Kopftuch, die anderen nicht.
Heute: Glauben Sie, dass es schwer ist, dieses Thema lustig rüberzubringen?
Caroline Peters: Ich glaube tatsächlich, dass uns das gelungen ist, das Thema lustig rüberzubringen. Ich habe eigentlich nur mit Leuten geredet, die wirklich herzhaft lachen mussten. z.B in den Film-Vorführungen, bei denen ich anwesend war, habe ich das beobachtet (u.a. Zürich, Berlin, Wien) . Vor allem am Ende, als Simon Schwarz und ich im Nikab versuchen unsere Tochter zu finden. Und dann mit dem Gewand überhaupt nicht zurechtkommen. Weil dieses starke Symbol auch eine praktische Komponente hat: Man muss mit so viel Stoff am Körper erst mal klar kommen.
Heute: Sie sind 2020 zum Jubiläum der Salzburger Festspiele die Jahrhundert-Buhlschaft. Gab's schon Proben?
Caroline Peters: Die hätten auch in der Nicht-Corona-Welt erst Ende Juni begonnen. Wir sind noch ganz normal im Zeitplan.
Heute: Sie würden nie Porno, Reality-TV oder Daily Soaps machen. Was wäre am schlimmsten für Sie?
Caroline Peters: Porno.
Heute: Eher Dschungelcamp als Sexfilm?
Caroline Peters: Auch das wäre ein wahnsinniges Desaster für mich. Grauenvolle Vorstellung. Ich fand schon das Schullandheim (Schullandwoche, Anm.) grauenvoll. Und das jetzt noch unter Erwachsenen, die sich gegenseitig Geld abjagen wollen. Das ist ein Albtraum. Ein Albtraum. Das muss nicht sein. Ich glaub auch nicht, dass das sie einzige Möglichkeit ist, Menschen zu unterhalten. Es geht auch anders. Es ging auch früher anders, da gab's sowas ja eh nicht. Ich verschließe vor dieser Art von Parallelwelt die Augen, so wie andere sie vor der Kultur verschließen.
Heute: Viel Erfolg mit der Buhlschaft, ich bin schon sehr gespannt!
Caroline Peters: Ich auch!