Täter ausgeforscht
Brutaler Raubüberfall auf Juwelier in NÖ geklärt
Vier maskierte Täter überfielen am 31. März 2023 ein Juweliergeschäft in Seitenstetten in Niederösterreich. Nun konnte der Raub geklärt werden.
Vier unbekannte und teilweise maskierte Täter verübten am 31. März 2023 gegen 15.45 Uhr in Seitenstetten (Bezirk Amstetten) im gemeinsamen Zusammenwirken bzw. im Rahmen einer kriminellen Vereinigung einen schweren Raub zum Nachteil einer dortigen Juwelierfiliale. Die Täter betraten das Juweliergeschäft über den Haupteingang und täuschten der allein anwesenden Geschäftseigentümerin, einer damals 46-jährigen Österreicherin, Kaufinteresse für Uhren vor.
Plötzlich und völlig unerwartet begannen die Täter mit den Fäusten von hinten auf das Opfer einzuschlagen, wodurch diese zu Boden stürzte und dabei ihre Sehbrille verlor. Danach zerrten die Täter das am Boden liegende und wehrlose Überfallsopfer in eine angrenzende Werkstätte, wo sie diese mittels Metallhandschellen fesselten und mit Bauklebeband knebelten.
Mit Umbringen bedroht
Das Klebeband wurde dem Opfer dazu mehrmals um den gesamten Kopf- bzw. Gesichtsbereich gewickelt, wodurch diese nichts mehr sehen und kaum atmen konnte. Zusätzlich rissen die Täter einen Stoffvorhang der Filiale aus einer Verankerung und fixierten damit die bereits bestehende Fesselung, wodurch sich das Opfer nicht mehr bewegen konnte.
Die unbekannten Täter forderten in der Folge in englischer Sprache die Herausgabe von Wertgegenständen und bedrohten die 46-Jährige mehrmals mit dem Umbringen. Dabei misshandelten die Täter das wehrlos am Boden liegende, geknebelte sowie gefesselte Opfer fortlaufend und wiederholt mit Fußtritten und Schlägen.
Opfer hilflos zurückgelassen
Die Täter durchsuchten den gesamten Verkaufsbereich nach Wertgegenständen, raubten letztlich Schmuck sowie Uhren in hoher Stückzahl und flüchteten danach vorerst zu Fuß aus der Filiale. Das Überfallsopfer ließen sie verletzt und hilflos zurück.
Die 46-Jährige wurde einige Zeit nach dem Überfall von einer zufällig vorbeikommenden Kundschaft vorgefunden, aus der Fesselung befreit und erstversorgt. Sie erlitt durch den Raubüberfall Verletzungen im Kopf-/Gesichtsbereich, am Oberkörper, sowie an den Händen (Prellungen, Hämatome, Kratz-/Schürfwunden) und wurde im Landesklinikum Steyr behandelt.
Das Opfer leidet bis heute an den Folgen des äußerst brutalen Überfalls und muss auch entsprechende psychotherapeutische Behandlungen in Anspruch nehmen. Die Ersterhebungen an der Tatörtlichkeit erfolgten durch Beamte der Polizeiinspektion St. Peter/Au. Die weitere Amtshandlung wurde von der Raub- und Tatortgruppe des Landeskriminalamtes Niederösterreich übernommen.
Vier Männer ausgeforscht
Infolge umfangreicher operativer Ermittlungs- und Fahndungsmaßnahmen, Spurenabgleichen und Überprüfungen im In- und Ausland durch Bedienstete des Landeskriminalamtes Niederösterreich, Ermittlungsbereich Raub, dem Bundeskriminalamt, Ermittlungsbereich Raub und Gewaltdelikte, sowie den Kriminaldienstgruppen der Polizeiinspektionen Waidhofen/Ybbs und Amstetten konnten vier rumänische Staatsbürger im Alter von 26, 27, 31 und 35 Jahren als dringend tatverdächtig ausgeforscht und gegen diese bei der Staatsanwaltschaft St. Pölten nationale Festnahmeanordnungen bzw. europäische Haftbefehle erwirkt werden.
Die Tatverdächtigen gehören einer aus Turda/Rumänien stammenden und international agierenden Tätergruppierung an und sind im In- und Ausland bereits wegen Gewalt-, Eigentums-, Betrugs- und Suchtgiftdelikten vorbestraft bzw. kriminalpolizeilich in Erscheinung getreten.
Im Zuge der umfangreichen Ermittlungen der Raubgruppe des Landeskriminalamtes Niederösterreich wurde festgestellt, dass der 27-jährige Beschuldigte (seit Jänner 2024) sowie der 31-jährige Beschuldigte (seit November 2023) bereits wegen anderer gerichtlich strafbarer Handlungen (Eigentumsdelikte) in der Justizanstalt St. Pölten inhaftiert waren. Im Zuge der anschließenden Vernehmungen zeigten sich beide Beschuldigten zum Tatverdacht des schweren Raubes auf das Juwelier-Geschäft in Seitenstetten geständig.
Beute nach Rumänien gebracht
Die Raubbeute sei unmittelbar nach der Tat nach Rumänien gebracht und dort veräußert worden. Der Erlös wurde zur Begleichung von Schulden und zur Bestreitung des Lebensunterhaltes verwendet.
Der 35-jährige Beschuldigte wurde am 22. Februar 2024 gemäß bestehender Festnahmeanordnung in Italien festgenommen und am 27. März 2024 nach Österreich ausgeliefert. Er verweigerte bei der Einvernahme durch die Raubgruppe des Landeskriminalamtes jegliche Angaben und wurde in die Justizanstalt St. Pölten eingeliefert.
Ein weiterer Beschuldigter, ein 26-jähriger rumänischer Staatsbürger, ist bis dato flüchtig, gegen diesen werden weiterhin gezielte Fahndungsmaßnahmen und operative Ermittlungsmaßnahmen im In- und Ausland durchgeführt.
Täterkleidung in Wald gefunden
Die von den Tätern im Zuge des Raubüberfalls getragene Bekleidung sowie weitere verwendete Tatutensilien (Fesselungs- und Knebelungsmaterial, Reisetasche zum Abtransport der Raubbeute) konnten in einem Waldstück im tschechischen Grenzgebiet vorgefunden und sichergestellt werden.
Gegen dieselbe Tätergruppierung werden seitens der Polizeiinspektionen Waidhofen/Ybbs und Amstetten weitere Ermittlungen zu Eigentumsdelikten geführt.
Auf den Punkt gebracht
- Vier unbekannte und teilweise maskierte Täter verübten einen Raub in einer Juwelierfiliale in Seitenstetten, bei dem sie die allein anwesende Geschäftseigentümerin brutal misshandelten und viele Wertgegenstände entwendeten
- Die Täter, rumänische Staatsbürger, wurden durch umfangreiche Ermittlungen der Polizei gefasst, wobei einer der Beschuldigten noch flüchtig ist
- Die erbeuteten Gegenstände wurden nach Rumänien gebracht und das gestohlene Geld zur Begleichung von Schulden verwendet