Wien
Bruder von Bierwirt-Opfer spricht unter Tränen über Tat
Sechs Tage nach der erschütternden Bluttat an einer Krankenschwester in Wien spricht ihr Bruder in "Heute". "Sie hatte keine Chance", schluchzt er.
"Ich habe gehofft, dass sie es schafft, dass die Verletzungen doch nicht so schwer sind. Doch er hat ihr einfach in den Kopf geschossen. Sie hatte keine Chance." Immer wieder bricht Darko M. in Tränen aus. Aber er möchte stark sein und "Heute" unbedingt dieses Interview geben, seit er gelesen hat, dass der mutmaßliche Mörder seiner Schwester nach drei Jahren freigehen könnte – weil er nach der Tat drei Promille hatte.
Der Bruder des Toten im Video
Bluttat im Gemeindebau
Der Verdächtige? Albert L. Das ganze Land kannte ihn nur als jenen Bierwirten, der Sigi Maurer obszöne Nachrichten geschickt haben soll. Ein noch viel größeres Martyrium musste wohl Marija M. (36) in den vergangenen Jahren ertragen. Unlängst trennte sie sich endgültig vom Vater ihrer beiden kleinen Kinder, vergangenen Donnerstag wurde die Krankenschwester dann im Winarskyhof in der Wiener Brigittenau getötet. Es war der bereits neunte Frauenmord in Österreich in diesem Jahr.
"Er hat gewartet, bis die Tür aufging, die Kinder hinausgestürmt sind und dann auf sie geschossen", so Darko M. Der Bruder des Opfers fuhr dem Krankenwagen sofort ins AKH hinterher. "Man ließ mich nach langem Betteln hinein. Nach zwei Stunden kamen die Ärzte und sagten mir, dass sie es nicht geschafft hat."
„"Im AKH dachte ich nur: Es kann doch nicht sein, dass sie jetzt stirbt ..."“
Für den jungen Elektriker brach eine Welt zusammen: "Ich dachte nur, es kann doch nicht sein, dass sie jetzt einfach stirbt." Wie sich die entsetzliche Tat erklärt? "Er wollte nicht wahrhaben, dass sie ihn verlassen will. Sie hatte den endgültigen Entschluss gefasst und seine Sachen zusammengepackt. Das hat er nicht verkraftet."
Darko M. ist sicher, dass sich der Verdächtige (für ihn gilt die Unschuldsvermutung) erst nach der Tat den immensen Pegel angetrunken hat: "Er hat sich auf ein Bankerl gesetzt und den Nachbarn gefragt: 'Host ned an Schnops für mi?' Dann hat er sich zwei Flaschen auf ex reingehaut und gewartet, bis die Polizei kam, um ihn festzunehmen." Sollte der dringend tatverdächtige Killer deshalb vor Gericht Milde erfahren, könnte die Opferfamilie dies nicht akzeptieren: "Er verdient seine gerechte Strafe, schließlich werden auch wir lebenslang leiden."
„Star-Anwältin Astrid Wagner: "Das Wichtigste für meine Klienten ist, dass der mutmaßliche Täter seiner gerechten Strafe zugeführt wird."“
Dass der Verteidiger des Bierwirts bereits ausrichten ließ, seinem Klienten gehe es nicht gut, "schockiert uns", so Darko M. "Denn was glaubt er, wie es uns jetzt geht?" Die öffentliche Anteilnahme – unter anderem von Klimaministerin Leonore Gewessler – "berührt und hilft uns", sagt der 30-Jährige. Juristisch zur Seite steht seiner Familie und ihm nun die Wiener Star-Anwältin Astrid Wagner: "Sie nimmt uns vor dem Begräbnis am Donnerstag alles Juristische ab."
Wagner peilt "Höchstrafe" an
Wagner gibt sich kämpferisch: "Ich werde alles Nötige unternehmen, um die Rechte meiner Klienten durchzusetzen. Das Wichtigste ist jetzt natürlich, dass der mutmaßliche Täter seiner gerechten Strafe zugeführt wird – auch wenn die junge Frau dadurch nicht mehr lebendig wird." Ist etwas anderes als die Höchststrafe (also lebenslang) denkbar? Wagner: "Dafür sehe ich wenig Spielraum ..."