Klimaschutz und Nachhaltigkeit

Brit-Rocker Coldplay wollen den Planeten kühlen

Ab Mittwoch will die Band Coldplay den Fans im Happel-Stadion so richtig einheizen – und gleichzeitig das Klima kühl halten. Geht sich das aus?

Bernd Watzka
Brit-Rocker Coldplay wollen den Planeten kühlen
Coldplay haben sich auf ihrer Tournee zur Nachhaltigkeit verpflichtet.
REUTERS/Mario Anzuoni

"Als wir die 'Music Of The Spheres Tour' im Jahr 2021 erstmals ankündigten, verpflichteten wir uns, unsere direkten CO2-Emissionen (Showproduktion, Fracht, Reisen der Band und Crew) um mindestens 50 Prozent zu reduzieren", so Coldplay vollmundig auf ihrer Website.

"Wir freuen uns, berichten zu können, dass die direkten CO2-Emissionen der ersten beiden Jahre dieser Tour im Vergleich der einzelnen Shows um 59 Prozent niedriger sind als bei unserer vorherigen Stadiontour (2016 bis 2017)", so das Resümee. Was ist dran an den Jubelmeldungen?

Umweltschützer kritisieren "Greenwashing"

Das Problem: Für die Tournee über die Kontinente liefert der finnische Ölkonzern Neste das Agrokerosin – also Flugbenzin, das auf Basis landwirtschaftlicher Produkte erzeugt wird anstatt aus fossilem Erdöl. Doch Umweltschützer sind mehr als skeptisch.

"Neste benutzt Coldplay zynisch, um den eigenen Ruf grünzufärben", so Carlos Calvo Ambel von der Brüsseler Umweltorganisation "Transport & Environment". Die Ernsthaftigkeit der Musiker beim Klimaschutz stellt er dabei nicht infrage – er geht davon aus, dass sie hereingelegt wurden.

Partnerkonzern Neste nutzt Palmöl

"Neste ist ein Unternehmen, das bekannt für die Nutzung von Palmöl ist, was das Ergebnis schlechter macht als die fossilen Kraftstoffe, wenn man an die damit verbundene Abholzung denkt."

Laut einer Studie sollen Palmölzulieferer von Neste in Indonesien und Malaysia mehr als 10.000 Hektar Wald gerodet haben. Das heißt, dass für das Agrokerosin ein wichtiger natürlicher CO2-Speicher sterben musste – der positive Klimaeffekt des Produkts wäre dahin.

Die einzig "wirklich saubere Lösung" fürs Fliegen sei demnach synthetisches Kerosin, das mithilfe von grünem Wasserstoff und aus der Luft gefiltertem CO2 hergestellt wird.

CO2-Fußabdruck der Band nicht entscheidend

"Letztlich dürfte es für den CO2-Fußabdruck der Coldplay-Tournee gar nicht so entscheidend sein, wie die Bandmitglieder sich nun fortbewegen", meint Dietrich Brockhagen vom CO2-Kompensationsunternehmen Atmosfair.

Keiner hat gesagt, dass es einfach werden würde.
Coldplay-Sänger Chris Martin
im Song "The Scientist"

Klimafreundliche An- und Abreise der Fans

"Das Wichtige sind die Fans", so der Experte. Von denen reisten schließlich Millionen zu den Auftritten der Band. Die Veranstaltungsbranche brauche da unbedingt klimafreundliche Standards, fordert Brockhagen.

"Zum Beispiel sollte sie für Mitfahrbörsen sorgen oder für Kombi-Tickets für Konzert und öffentlichen Verkehr." Eine weitere Stellschraube sei der Ökostrom vor Ort. "Das ist für den einzelnen Künstler schwer einzurichten, denn nicht jede Konzerthalle hat einen Ökostrom-Vertrag."

Umwelt-Engagement von Coldplay ist glaubwürdig

"Wir haben versucht, Nachhaltigkeit ins Zentrum dieser Tournee zu stellen, eine andere Option gibt es für uns nicht", sagt Coldplay-Sänger Chris Martin zu den Diskussionen.

Fakt ist: Das Engagement der Band in Sachen Nachhaltigkeit ist glaubwürdig, allerdings sollte man seine Kooperationspartner genauer unter die Lupe nehmen. Doch wie sagt Coldplay-Frontman Chris Martin im Song "The Scienist"? "Keiner hat gesagt, dass es einfach werden würde."

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    Auf den Punkt gebracht

    • Die britische Band Coldplay setzt sich während ihrer "Music Of The Spheres Tour" für den Klimaschutz ein, indem sie ihre CO2-Emissionen um 59 Prozent reduzierte
    • Allerdings wird ihr Einsatz von Umweltschützern kritisiert, da der Partnerkonzern Neste Palmöl nutzt, was den positiven Klimaeffekt des Agrokerosins beeinträchtigt
    • Experten betonen, dass es für den CO2-Fußabdruck der Tournee entscheidender ist, wie die Fans zu den Konzerten an- und abreisen
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