Der Fall erschütterte die gesamte Wiener Club-Szene. Ein bekannter Techno-DJ sitzt seit nunmehr drei Monaten in Untersuchungshaft. Die Vorwürfe: Er soll mehrere Frauen gegen ihren Willen geküsst, begrapscht und eine 24-Jährige auf einer Toilette sogar vergewaltigt haben. Er bestritt stets und beteuerte, alles sei einvernehmlich geschehen. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Aufgekommen waren die Vorwürfe gegen den großgewachsenen 29-Jährigen durch einen Aufruf auf Instagram mit dem Titel "#TechnoMeToo", im Zuge dessen weitere Betroffene auspackten. Fünf von ihnen sagten als Zeuge vor Gericht aus. Der Finanzcontroller soll darüber hinaus mehrere Frauen im Zustand der Wehrlosigkeit nach Partys bei sich zu Hause missbraucht und eine Bekannte mit einem Griff unter das T-Shirt belästigt haben, so die Anklageschrift.
Bist du von Gewalt betroffen? Hier findest du Hilfe!
Frauenhelpline (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 222 555
Autonome Frauenhäuser: 01/ 544 08 20
Kriseninterventionszentrum Wien: 01/40 69 595
Weisser Ring - Verbrechensopferhilfe: 0800 / 112 112
Polizei-Notruf: 133
Der gebürtige Salzburger witterte eine Verschwörung im Zeichen der "toxischen Männlichkeit" und sei "fast vom Sessel gefallen", als er erstmals von den Anschuldigungen gehört habe. "Vielleicht war es ihr peinlich, weil sie ihren Freund mit mir betrogen hat", mutmaßte er über die 24-Jährige.
Der Prozess wurde nach den ersten Verhandlungen vergangene Woche am Freitag fortgesetzt, das Urteil mit Hochspannung erwartet. Gleich zum Start gab es einen regelrechten Knaller: Der DJ gestand plötzlich doch die Vergewaltigung ein. Als er die Aussage des Opfers hörte, habe er realisiert, dass er sich selbst angelogen und durch schweren Drogenkonsum die Kontrolle verloren habe.
Das Opfer hat bewusst auf eine abgesonderte Vernehmung verzichtet, damit ihr Peiniger ihr ins Gesicht blicken muss. Die mutige Strategie hatte Erfolg: Genau in diesen Momenten überkam ihn sein Gewissen. Das Geschehene tue ihm leid. Verteidiger Sascha Flatz übergab Opfervertreter Philipp Springer zudem 1.000 Euro. Das Urteil steht noch aus, es drohen zwischen zwei und zehn Jahren Haft.