Doch kein Anschlag?

Brisante Wende im Fall der Amokfahrt von München

Nachdem er mit seinem Auto in eine Menschenmenge gerast war, kursierten über Farhad N. viele Gerüchte. Mittlerweile korrigierten sich die Behörden.
Newsdesk Heute
14.02.2025, 10:12

Am Donnerstagvormittag spielten sich in der Münchner Innenstadt dramatische Szenen ab. Wie "Heute" berichtete, fuhr ein 24-jähriger Afghane mit einem Mini Cooper in eine Verdi-Demonstration. Dabei verletzte er mindestens 30 Menschen, einige davon auch schwer.

Kurze Zeit nach der Tat wurde er festgenommen – noch am Freitag soll er einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden. Was nun zurückbleibt, sind viele offene Fragen. Was den Mann zu seiner Amokfahrt trieb, bleibt weiterhin unklar.

Gerüchte und Falschinformationen

Schnell kursierten viele Gerüchte und Falschinformationen zu dem tatverdächtigen Afghanen. Kurze Zeit nach der Amokfahrt erklärten Bayerns Innenminister Joachim Herrmann und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (beide CSU) vor den Journalisten, dass der Täter polizeibekannt wäre. Es wurde erklärt, dass er durch Ladendiebstähle und Drogendelikte auffällig geworden war. Zudem wurde impliziert, dass er längst hätte ausreisen müssen und somit "ausreisepflichtig" gewesen sei.

Noch am Donnerstagabend wurden diese Aussagen korrigiert. Söder stellte klar, dass der Mann nicht ausreisepflichtig war. Er hatte trotz abgelehnten Asylantrags einen gültigen Aufenthaltstitel. Die Ablehnung wurde 2020 zwar gerichtlich bestätigt, doch da Farhad N. in München eine Schule besucht und eine Ausbildung machte, durfte er im Lande bleiben.

Auch die Aussage Herrmanns, dass der Afghane bereits polizeibekannt war, entsprach nicht ganz den Tatsachen. In früheren Ermittlungsverfahren tauchte der Name des Mannes zwar auf, jedoch war er im Zuge seiner vorherigen Tätigkeit als Ladendetektiv lediglich als Zeuge angeführt. In einem ZDF-Interview bestätigte Söder, dass kleinere Verfahren gegen N. eingestellt wurden. Somit sei er nicht vorbestraft.

Suche nach Motiv

Auch die Frage nach dem Motiv ist weiterhin offen. Söder sprach nach der Tat von einem "Anschlag". Hinweise zu einem islamistischen oder extremistischen Hintergrund liegen den Ermittlern bis dato nicht vor. Das bestätigte auch der bayerische Ministerpräsident. Den Verfassungsschützern war der Mann bisher nicht als Extremist bekannt.

Aktuell werden auch die Social Media Profile des 24-Jährigen überprüft. Vor allem auf Instagram und TikTok soll N. aktiv gewesen sein. Inzwischen seien die Profile nicht mehr abrufbar. Laut einer Recherche der "Süddeutschen Zeitung" sei auf den ersten Blick nicht zu erkennen, was auf einen islamistischen oder extremistischen Hintergrund schließen lässt. Der Mann habe offenbar eine Leidenschaft für teure Kleidung, Schmuck und Bodybuilding gehegt. Er soll auch bei einigen Wettkämpfen teilgenommen haben. Besonders brisant: Ein Foto zeigt ihn auf der Motorhaube des Amokfahrzeuges sitzend.

Das weiß man sicher

Gegen 10.30 Uhr fuhr der Mann in seinem Mini Cooper hinter dem Demonstrationszug her, überholte einen Polizeiwagen, beschleunigte seinen Wagen und fuhr in die Demonstration, an der sich auch Eltern mit ihren Kindern beteiligten, hinein. Bei der anschließenden Festnahme fiel auch ein Schuss in seine Richtung.

Organisiert wurde die Demonstration von der Gewerkschaft Verdi. Als das Auto in die Menge raste, befanden sich rund 1.500 Menschen auf dem Weg zur Schlusskundgebung am Königsplatz. Am Tatort wurden im Laufe des Abends Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet, während Spezialkräfte bis in die Nacht Spuren sicherten.

Unweit des Tatorts findet am Freitag die Münchner Sicherheitskonferenz statt. Mehr als 60 Staats- und Regierungschefs und mehr als 100 Minister werden erwartet. Ob der Vorfall Auswirkungen auf die Sicherheitskonferenz haben wird, ist indes noch unklar.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 14.02.2025, 10:37, 14.02.2025, 10:12
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