"Heute"-Interview
Braunöder: "Ich wusste nicht, dass Hugh Grant da ist"
Matthias Braunöder stieg mit Como in die Serie A auf, kämpft aktuell um Einsatzminuten. Mit "Heute" sprach er über sein turbulentes Jahr.
Im Sommer stieg Como 1907 in die Serie A auf. Mittendrin: ÖFB-Legionär Matthias Braunöder. Im Oberhaus angekommen, jubeln dem italienischen Klub auf der Tribüne des nur 14.000 Fans fassenden Stadio Giuseppe Sinigaglia plötzlich Hollywood-Stars wie Hugh Grant, Kate Beckinsale, Adrien Brody und Keira Knightley zu.
Auch auf und neben dem Rasen tummeln sich Superstars. Trainiert wird der Verein von Ex-Welt- und Europameister Cesc Fabregas. Im Mittelfeld kickt Barcelona-Urgestein Sergi Roberto, im Tor steht Spanien-Legende Pepe Reina. Und Frankreich-Ikone Thierry Henry hat als Investor seine Finger im Spiel.
Was Braunöder, der heute im San Siro auf Marko Arnautovic trifft, vom VIP-Aufmarsch mitbekommt, wie ihm das "Dolce Vita" am Comer See gefällt und welchen Wunsch der 22-Jährige für 2025 hat, erzählt er im exklusiven "Heute"-Interview.
Herr Braunöder, Sie leben seit rund einem Jahr in Como. Wie haben Sie sich eingelebt, was gefällt Ihnen am italienischen Lifestyle?
"Ich fühle mich richtig wohl hier. Das mit der Sprache wird auch immer besser, obwohl man mit Englisch ganz gut durchkommt. Das Leben ist entspannt, in Como ist es eher ruhig, die Gegend ist ein Traum. Und das Essen taugt mir auch sehr. Spaghetti könnte ich jeden Tag essen.
Nehmen Sie Italienisch-Unterricht?
"Ich habe ein Mal pro Woche eine Lehrerin. Das meiste lernt man aber bei der Mannschaft oder generell im Alltag."
Sie spielen bei Como, einem kleinen, aber spannenden Klub. Wie lässt sich der Aufsteiger beschreiben?
"Der Verein ist wirklich sehr ambitioniert. Die Besitzer haben sehr hohe Ziele, denen wir alles unterordnen. Wenn wir hier so weitermachen, geht es in den nächsten Jahren noch steiler bergauf."
Was sind das für Ziele? Der Klub gehört einem reichen Brüderpaar aus Indonesien.
"Genau, aber das sind nicht die Hauptverantwortlichen. Der Plan war, dass man in sechs Jahren von der Serie D in die Serie A kommt. Das ist gelungen. Der Aufstieg war erst der Anfang, es geht jetzt erst richtig los."
Der Verein investiert viel Geld in bekannte Namen. Chefcoach ist Cesc Fabregas. Wie ist es, von einem Weltstar trainiert zu werden?
"Schon sehr cool, weil man viel lernen kann. Vor allem, weil ich auf einer ähnlichen Position wie er damals spiele. In den ersten Tagen und Wochen war es ganz speziell, irgendwann wird es zur Gewohnheit, wenn man sich täglich sieht. Ich kann wirklich sehr viel mitnehmen."
Hattet ihr schon Vieraugen-Gespräche? Was sagt Fabregas zu Ihnen?
"Hatten wir schon, ja. Er sagt, wo man sich verbessern kann, wie der aktuelle Stand ist. Es ist ziemlich locker mit ihm, man kann auf Augenhöhe mit ihm sprechen."
Sie hatten zuletzt wenig Einsatzzeit. Haben Sie Fabregas auch auf dieses Thema angesprochen?
"Ja. Es ist für mich ein bisschen bitter gelaufen. Als ich meine Chance bekommen habe, habe ich Gelb-Rot gesehen. Dann haben es zwei andere im Kader gut gemacht, deshalb muss ich mich jetzt hinten anstellen, muss auf meine nächste Gelegenheit warten."
Allerdings kursiert das Gerücht, Ex-Tottenham-Star Dele Alli könnte im Winter kommen. Ein weiterer Konkurrent.
"Ich habe auch gelesen, dass er bei uns mittrainieren könnte. Er hat viel Qualität, ist eine Spur offensiver als ich. Auf diesem Level muss man sich so oder so dem Konkurrenzkampf stellen."
Sie sprechen die interne Konkurrenz an: Auch Ex-Barcelona-Star Sergi Roberto spielt im Como-Mittelfeld.
"Man kann sich schon viel abschauen von einem Spieler wie ihm, kann über Situationen reden. Gerade auf meiner Position haben wir viele gute Leute. Man kann viel lernen und muss versuchen, sich durchzusetzen."
Denken Sie an eine Leihe, falls die Einsatzzeiten nicht mehr werden?
"Nein, aktuell nicht. Letztes Jahr habe ich sowieso gespielt, heuer am Anfang auch. Mein Plan ist, bei Como zu bleiben und mich durchzusetzen."
Thierry Henry ist Investor bei Como. Haben Sie ihn schon gesehen?
"Im täglichen Geschäft ist er nicht aktiv. Er war bei der Aufstiegsfeier da, da hat er mit uns gesprochen. Sonst haben wir Spieler nicht mit ihm zu tun."
Bei euren Heimspielen sitzen immer wieder Hollywood-Stars auf der Tribüne, feuern euch an. Hugh Grant, Keira Knightley, Kate Beckinsale und Adrien Brody waren schon da. Wie stehen Sie zu den eingekauften Promi-Fans? Kommen euch die dann auch in der Kabine besuchen?
"Nein, wir haben mit denen gar nichts zu tun. Ich bekomme das oft erst nach dem Spiel mit, sehe Instagram-Beiträge, wer schon wieder da war. Schauspieler sind allerdings ohnehin nicht mein Spezialgebiet, da kenne ich mich zu wenig aus."
In Italien ist die Winterpause kurz, ihr spielt beinahe durch. Eine Umstellung?
"Es ist definitiv etwas anderes, wenn man weiß, dass die Kollegen in Österreich schon Urlaub haben. Aber es stehen coole Spiele an."
Am Montag gegen Inter zum Beispiel.
"Sicher ein Highlight, im San Siro zu spielen vor 70.000 Fans. Das ist etwas Besonderes für einen Fußballer."
Ihr Ex-Klub Austria ist heuer Titelkandidat. Überrascht Sie das?
"Dass sie souverän Zweiter sind, hätte ich auch nicht erwartet. Es ist schön zu sehen. Ich bin gespannt, wie es im Frühjahr weitergeht. Sie surfen auf der Erfolgswelle, bringen Ergebnisse drüber, auch wenn sie mal ein nicht so gutes Spiel haben. Wenn man über einen so langen Zeitraum vorne dabei ist, ist es aber kein Glück mehr, dann hat man es verdient."
Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Welchen Vorsatz haben Sie für 2025?
"Mein großes Ziel ist, Stammspieler in der Serie A zu werden."
Wie und wo wird Weihnachten gefeiert?
"Ich fliege am 24. in der Früh in die Heimat und am 25. schon wieder retour. Es wird ein Kurzbesuch. Geschenke abliefern – und hoffentlich auch welche bekommen." (lacht)
Auf den Punkt gebracht
- Matthias Braunöder, ÖFB-Legionär bei Como 1907, spricht im Interview über sein Leben in Italien, den ambitionierten Klub und seine Erfahrungen mit prominenten Teamkollegen und Trainern wie Cesc Fabregas.
- Trotz interner Konkurrenz und wenig Einsatzzeit bleibt er optimistisch und hat das Ziel, Stammspieler in der Serie A zu werden.