Wien

"Brauchen Systemänderung" – Experte macht Schul-Ansage

Der Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer plädiert für eine breite Debatte über die Zukunft der Bildung. Hintergrund ist ein akuter Lehrermangel.

Michael Rauhofer-Redl
In Österreich steht in den kommenden Jahren ein Lehrermangel bevor. (Symbolbild).
In Österreich steht in den kommenden Jahren ein Lehrermangel bevor. (Symbolbild).
Getty Images

In ganz Österreich werden Lehrer allmählich Mangelware. In Kärnten mussten gar schon Schulen im Notbetrieb geführt werden – coronabedingte kurzfristige Ausfälle taten ihr Übriges. Diesen Umstand nimmt Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) zum Anlass "die größte Lehrkräfteoffensive der Zweiten Republik" ins Leben zu rufen. Allein in den kommenden Jahren gehen rund 20.000 Personen in Pension. 

Ministerium setzt auf neue Kampagne

Ein weiteres Problem: In Österreichs Schulen arbeiten immer mehr Teilzeitkräfte. Eine Ursache dafür ist der Umstand, dass Bachelor-Absolventen verpflichtend auch den Masterabschluss brauchen. Viele von ihnen machen den nebenher. Auch die Coronavirus-Pandemie brachte zusätzliche Aufgaben für das Lehrpersonal mit sich. Unter dem Motto "Klasse Job" startet das Bildungsministerium nun eine große Personal- und Infrastrukturoffensive. 

"Der Lehrkräftemangel ist eine der größten Herausforderungen der Zukunft des Landes", sagte der Minister unlängst bei einer Pressekonferenz. 20.000 Lehrerinnen und Lehrer gehen in den kommenden Jahren in Pension, 4.000 neue Lehrkräfte pro Jahr werden künftig gebraucht.

Experte will breit angelegte Debatte

Am Donnerstag war Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer zu Gast im Ö1-Morgenjournal. Dort plädierte er für eine öffentliche Debatte über die Perspektiven des Lehrerjobs. Die Ausbildung sei ein wesentlicher Faktor, so Himmer. Ein Problem, dem Himmer beipflichtet, ist auch die Lohn-Frage. Speziell im naturwissenschaftlichen Bereich mangelt es an Lehrern. Diese Kräfte sind aber auch in der Privatwirtschaft sehr gefragt. "Wir wissen alle, dass eine positive Erzählung zu wenig ist", so Himmer. 

Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer (SP).
Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer (SP).
HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com

Am Ende des Tages wird man den Beruf nur attraktivieren, wenn das Bildungssystem als ganzes attraktiv ist. Man müsse sich insgesamt die Frage stellen, ob das gesamte Bildungssystem das richtige ist. Positiv bewertet der Wiener den Umstand, dass das Bildungsministerium auch die Bildungsdirektionen in den Bundesländern einbezieht. Ein wichtiges Ziel sei es jedenfalls Quereinsteiger abzuholen und langfristig für den Lehrerjob zu begeistern. 

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