Wiener Wohnen

"Brauche Geld fürs Puff": Gemeindebau-Mafia vor Gericht

53 Angeklagte stehen vor Gericht, nur einer ist geständig. Der Hauptverdächtige soll ein Lotterleben geführt, Geld in Rotlicht-Bars verprasst haben.

Thomas Peterthalner
"Brauche Geld fürs Puff": Gemeindebau-Mafia vor Gericht
Prozess um Schmiergeld und Korruption am Wiener Landesgericht
Denise Auer

So voll ist die Anklagebank am Wiener Landesgericht nur selten: Gleich 53 Angeklagte nahmen am Montag (27.11.) wegen Bestechung vor dem Richter Platz – es geht um einen Schmiergeld-Sumpf in den Wiener Gemeindebauten, der nach langen Ermittlungen trockengelegt wurde. Der Gesamtschaden beträgt 170.000 Euro – wir berichteten. 

"War zu schwach, um nein zu sagen"

Der Hauptangeklagte soll eine Lücke im Meldesystem für Schadensfälle bei Wiener Wohnen ausgenützt haben. Die eigenen Mitarbeiter schrieben Schadensmeldungen, die Werkmeister von Wiener Wohnen erteilten ihnen ohne Kontrolle Reparaturaufträge – wurden dafür angeblich mit Gutscheinen und Bargeld "geschmiert". Alles wurde angeblich in Listen dokumentiert – ein gefundenes Fressen für die Ermittler. Am ersten Prozesstag gab es aber nur ein einziges Geständnis. Ein ehemaliger Angestellter des Hauptangeklagten bekannte sich zu allen Vorwürfen schuldig. Er sei in das System hineingeraten und "war zu schwach, um nein zu sagen". 

Der 58-jährige Hauptverdächtige führte ein Firmengeflecht aus Handwerksbetrieben, die für Wiener Wohnen tätig waren. Laut Verteidiger Martin Nemec komme ein Geständnis für ihn nicht in Frage. Auch wenn die Gutscheine für Wiener-Wohnen-Werkmeister dokumentiert seinen, wäre das noch kein Nachweis für eine Straftat. Hier werde von der Anklage "alles in einen Topf" geworfen. 

"Ich brauch' Geld fürs Puff"

Angeblich soll der Firmenchef in "Lotterleben" geführt haben und vor allem in Rotlicht-Lokalen viel Geld ausgegeben haben. Davon durfte die katholische Familie des Mannes nichts wissen. Die Schwester des 58-Jährigen war als Buchhalterin in dem Betrieb tätig, die Ausgaben wurden vor ihr geheim gehalten. "Er ist ein Hackler", so Nemec. "Mit Geld kann er nicht umgehen – und es kommt halt nicht so gut, der Schwester zu sagen: 'Ich brauch’ Geld fürs Puff'", so der Verteidiger. "Mit Geld kann er nicht umgehen." Das Gutschein-System habe es gegeben, um Mitarbeiter zu belohnen. Das habe aber mit Bestechung nichts zu tun. 

"Beweisproblem" 

Der Anwalt der angeklagten ehemaligen Werkmeister von Wiener Wohnen meinte, die Staatsanwaltschaft habe ein "Beweisproblem". Die Angeklagten hätten keine Gutscheine bekommen – der Prozess ist auf sieben Tage angesetzt, für die Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung. Am Dienstag (28.11.) geht es mit der Einvernahme der Werkmeister weiter.

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