Weihnachts-Coup schlug fehl
Bote wollte Packerl stehlen – "Geschenk für Tochter"
Ein Amazon-Auslieferer soll in Wien-Liesing versucht haben, einen Staubsauger zu entwenden. Der Mann wurde auf frischer Tat ertappt, kam vor Gericht.
Jeder hat sein Packerl zu tragen – manche täglich Hunderte: Einem ehemaligen Paketboten, der im Auftrag von Amazon im Wiener Umland Bestellungen zustellte, wurde Dienstagvormittag am Wiener Landl 113-facher gewerbsmäßiger Diebstahl vorgeworfen. Der 36-jährige Ungar soll zwischen 14. April 2023 und 24. Februar 2024 in Wien und Niederösterreich Paketinhalte vor der Auslieferung ausgetauscht und so insgesamt 11.371 Euro erbeutet haben – er bestritt.
Amazon verzeichnete viele Beschwerden
"Ich habe von Kollegen gehört, dass so etwas passiert. Aber ich würde das nie machen", beteuerte der Beschuldigte, der den Grund für – laut Amazon-Manager "ungewöhnlich häufige" – Kundenbeschwerden auf seinen Routen anderswo ortete. "Ich habe schlampig gearbeitet", räumte er ein. "Sonst wäre ich jeden Tag erst um 23 Uhr fertig geworden."
Ein einziges Mal habe er das Gesetz gebrochen, gestand der geschiedene Familienvater. Wegen Zeitdrucks werden Pakete oft vor Haustüren abgestellt. Und am 4. Dezember 2023 stapelten sich an einem Eingang in Kaltenleutgeben (NÖ) bereits zahlreiche Packerl, als er mit seiner Lieferung ankam. Gelegenheit macht bekanntlich Diebe – da wollte der Ungar unbemerkt einen der Kartons stehlen. Der Inhalt: Ein Staubsauger um 550 Euro.
Doch der Sohn des Adressaten erwischte den Boten auf frischer Tat und ging dazwischen, erstattete Anzeige. "Ich habe gedacht, wenn ich eines nehme, fällt es nicht auf", stammelte der Angeklagte. "Wenn ein Staubsauger um 500 Euro fehlt, wird das in der Regel schon bemerkt", belehrte ihn der Richter und wollte wissen, warum er sich ausgerechnet mit dem Sauger aus dem Staub machen wollte.
Weihnachtsgeschenk für Tochter (6) als Motiv
"Es war kurz vor Weihnachten und ich wollte meiner Tochter ein Geschenk kaufen. Aber das Geld reichte mir leider nicht", so der Angeklagte. Was eine Sechsjährige mit einem Staubsauger anfangen solle, wollte der Richter wissen? "Ich wollte den Inhalt verkaufen und schnappte einfach das größte Paket", bot der Bote eine Erklärung an.
Bezirksgericht nun zuständig
Der Richter machte kurzen Prozess: Mangels an Beweisen gab es einen glatten Freispruch von den Vorwürfen des gewerbsmäßigen Diebstahls. Der versuchte Staubsauger-Coup hingegen wird an das zuständige Bezirksgericht ausgeliefert – die Unschuldsvermutung gilt.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Ein ehemaliger Amazon-Paketbote wurde beschuldigt, 113-fachen Diebstahl begangen zu haben, indem er den Inhalt von Paketen vor der Zustellung ausgetauscht und eingesteckt hat
- Er wurde auf frischer Tat ertappt, als er versuchte, einen Staubsauger im Wert von 550 Euro zu stehlen, den er angeblich als Geschenk für seine Tochter verkaufen wollte
- Der Richter sprach ihn vom gewerbsmäßigen Diebstahlsvorwurf frei, aber der versuchte Staubsauger-Coup wird vor dem Bezirksgericht behandelt