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Blinde können Emotionen dank Handy-Chip "sehen"

Heute Redaktion
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Zum ersten Mal kann nun Technologie blinden und sehbehinderten Menschen helfen, ein Lächeln zu "sehen". Huawei stellte dazu ein Pilotptojekt vor.

Huawei hat eine App entwickelt, die es blinden und sehbehinderten Menschen ermöglicht, Emotionen ihres Gegenübers zu "sehen" oder zu erleben. Dabei hilft der Künstliche-Intelligenz-Chip des Smartphones Huawei Mate 20 Pro. Er kann sieben unterschiedliche menschliche Emotionen in sieben einzigartige Klänge übersetzen.

Die dazu entwickelte App ermöglicht es Menschen mit Sehbehinderungen, "eine reichere Erfahrung und ein besseres Verständnis bei der Kommunikation mit ihren Liebsten" zu erleben, so Huawei. "Facing Emotions" nennt sich das Projekt. Mimik und Emotionen werden dabei von der Handy-Kamera und dem KI-Chip analysiert und in Töne übersetzt. So war es möglich, eine neue Sprache für Blinde zu kreieren und Unmögliches wahr zu machen: Emotionen "sehen" zu können.

Kamera identifiziert Emotion und sendet Klang

Die Kamera des Mate 20 Pro scannt das Gesicht der Person, mit der der blinde Mensch spricht und identifiziert die einzelnen Bereiche des Gesichts: Augen, Nase, Augenbrauen und Mund sowie deren Position im Verhältnis zueinander. Die KI verarbeitet dann die identifizierte Emotion in einen definierten Klang, der entweder direkt über das Smartphone oder die Kopfhörer gehört wird. Dies geschieht in Echtzeit und im Offline-Modus.

Während der App-Entwicklung stellte sich heraus, dass Menschen mit Sehbehinderungen im Idealfall eine zusätzliche Freisprecheinrichtung zur Verfügung steht, damit ihre Hände beim Gehen oder Halten des Langstocks frei bleiben. Der preisgekrönte Designer Janek Kochanski entwickelte aus diesem Grund einen speziellen 3D-Druck-Smartphonehalter, der es sehbehinderten Menschen erleichtert, ihr Smartphone und die App zu nutzen.

"Komplexeste System auf dem Planeten"

"Auch im Bereich der Prothesen gibt es bereits vielversprechende Anwendungen. Da das menschliche Hirn nunmal eines, wenn nicht das komplexeste System auf dem Planeten ist, können wir hier jede Form der Unterstützung gut gebrauchen", sagt Trendforscher Tristan Horx vom Zukunftsinsitut. Facing Emotions wurde in Kooperation mit einer Blindengemeinschaft und gemeinnützigen Organisationen entwickelt und in Wien präsentiert.

Huawei hat dazu mit dem polnischen Blindenverband zusammengearbeitet, der an jedem wichtigen Schritt der App-Entwicklung beteiligt war. Das Unternehmen hat blinde Gemeindevertreter zu ihren Bedürfnissen befragt und auf der Grundlage dieser Erkenntnisse Lösungen entwickelt, die von blinden oder sehbehinderten Menschen getestet wurden. Diese Erkenntnisse haben das Nutzererlebnis sowie die Funktionalitäten, Farben und Sounds mitgestaltet. In Kooperation mit dem Diakoniewerk wurden die Facing Emotion App schließlich vorgeführt. Als erster Schritt wird nun der Huawei Service Shop in Wien mit der Technologie ausgestattet. (red)