Wien

Blanker Hass – Spuck-Attacke auf Klima-Kleberin Krumpec

Zuerst Beschimpfungen, dann Tritte – und nun auch noch Spuck-Attacken. Die Reaktionen auf die Klima-Kleber in Wien werden immer aggressiver.

Rene Findenig
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Bekommt Hass und Gewalt zu spüren: Die prominente Klima-Kleberin Martha Krumpeck.
Bekommt Hass und Gewalt zu spüren: Die prominente Klima-Kleberin Martha Krumpeck.
Heute

Den fünften Tag in Folge legten Klima-Aktivisten der "Letzten Generation" am Freitag eine wichtige Verkehrsader in Wien lahm. Dieses Mal wurde die Ecke Getreidemarkt/Wienzeile blockiert – eine der wichtigsten Straßenrouten der Stadt überhaupt. Ganz vorne mit dabei: Martha Krumpeck, Mitbegründerin und prominentestes Gesicht der Aktivisten. Und ihr schlägt für den Klima-Protest immer mehr Hass entgegen. So prasselten am Freitag schon nach wenigen Sekunden nicht nur Beschimpfungen blockierter Autofahrer auf sie ein, eine Person spuckte der Klima-Kleberin auch mitten ins Gesicht.

Seit Montag ist Krumpeck im Klebe-Dauereinsatz. Bereits am Montagabend lieferte sich Krumpeck mit Jugend-Staatssekretärin Claudia Plakolm (VP) einen Schlagabtausch im ZiB2-Gespräch mit ORF-Star Armin Wolf – "Heute" berichtete. Plakolm warf den Aktivisten der "Letzten Generation" "respektloses Verhalten" den Einsatzkräften und den Steuerzahlern vor. Auch, weil die Aktionen nicht angemeldet sind. "Aktionen anmelden bringt nichts", spielte Krumpeck den Ball zurück. "Wir wollen die Menschen aufrütteln, und zwar so wie ein Feueralarm auf einer brennenden Erde. Es ist eine Schande, dass Klebe-Aktionen notwendig sind, damit die Bevölkerung endlich aufwacht."

Man setze auf die "primitivsten Maßnahmen", hieß es. Nach einem Schlagabtausch über die Sinnhaftigkeit eines Tempolimits von 100 km/h war Krumpeck dann den Tränen nahe. Es sei unvorstellbar, "in welche Katastrophe wir hier schlittern", so die Aktivistin mit brechender Stimme. Die Sinnhaftigkeit der Aktionen sei aber allein deshalb gegeben "weil ich hier sitze und die Möglichkeit habe, aufzuzeigen, wie Klimapolitik völlig an dem vorbeigeht, was notwendig wäre." Ohne die medienwirksamen Verkehrsbehinderungen wäre Krumpeck wohl kaum in die ZiB2 eingeladen worden.

Immer mehr Gewalt gegen Klima-Kleber

Schulwege, Praterstern, Gürtel beim Westbahnhofdie Zufahrt zur Donaukanalstraße und die Umgebung des Naschmarkts. Die Klima-Kleber machen diese Woche ihre Ankündigung wahr und blockieren regelmäßig im Frühverkehr die Verkehrsadern der Bundeshauptstadt. Bemerkbar macht sich dabei ein Anstieg der Gewalt – sowohl der verbalen in den sozialen Medien, als auch vereinzelt der körperlichen direkt vor Ort. Angeheizt wird die Stimmung nun auch politisch – etwa von Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp, der Klima-Klebern symbolisch "auf den Kopf pinkeln" will.

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    Am Praterstern in Wien-Leopoldstadt kam es am Dienstag erneut zu einer Straßenblockade durch Klima-Kleber.
    Am Praterstern in Wien-Leopoldstadt kam es am Dienstag erneut zu einer Straßenblockade durch Klima-Kleber.
    GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

    "Der Teufel soll euch holen"

    Donnerstagfrüh pünktlich um 8 Uhr blockierten die Klima-Kleber die Kreuzung Schüttelstraße/Halmgasse in Wien – und die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Hupkonzerte der blockierten Autofahrer gehören mittlerweile schon zum normalen Ton, in den sozialen Medien gab es dagegen deftigere Wortmeldungen. "Wann kommt endlich die Müllabfuhr und räumt den Dreck von der Straße?", "Der Teufel soll euch holen" oder "Geht arbeiten, ihr nutzlosen Idioten!" ist da in den Kommentaren zu lesen. Einschüchtern lassen sich die Aktivisten davon aber nicht.

    Auf Klimaaktivisten eingetreten

    Und auch nicht von körperlichen Angriffen, wie sie am Mittwoch bei einer Blockade-Aktion am Wiener Westbahnhof zu sehen waren. Einem Wiener Autofahrer, der offenbar im Stau stand, brannten dabei alle Sicherungen durch. Wie Videos zeigen, versuchte der Mann zuerst, die Aktivisten grob von der Straße zu schleifen. Als das nicht funktionierte, trat der Mann mehrmals auf zumindest einen Teilnehmer ein. Ob es dabei zu Verletzten kam oder die Attacke Konsequenzen für den mutmaßlichen Angreifer haben wird, ist bisher unklar.

    "Regierung ist weiter auf freiem Fuß"

    Schon mehrmals betonten die Aktivisten der "Letzten Generation", sich durch nichts bei ihrem Protest aufhalten lassen zu wollen. So hieß es bereits am Mittwoch: "Obwohl wir gestern mit Handschellen ins PAZ abgeführt wurden sitzen wir heute wieder auf der Straße. Es geht um unsere Zukunft - wir lassen uns nicht aufhalten!" Und auch eine Bilanz vom Mittwoch gibt es: "Alle 12 Menschen, die heute in Polizeigewahrsam waren, sind wieder aus der Haft entlassen. Die Regierung, die unsere Lebensgrundlage aufs Spiel setzt, ist weiter auf freiem Fuß."