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Homosexuelle Männer dürfen kein Blutspenden
Homosexuelle Männer fühlen sich diskriminiert: Trotz tiefen Blutvorräten dürfen sie erst spenden, wenn sie ein Jahr keinen Sex hatten.
Spende-Organisationen und die Politik hinterfragen die veraltete Regelung jetzt. "Dringend gesucht: Personen mit der Blutgruppe 0. Unsere Lagerbestände haben ein kritisch tiefes Niveau erreicht": Regelmäßig platziert der Schweizer Blutspendedienst SRK aufgrund knapper Blutvorräte solche Spendenaufrufe auf Facebook. "Kritisch" bedeutet, dass die Blutversorgung kaum gedeckt ist und der Vorrat voraussichtlich nur noch für vier Tage reicht. Auch L.G. (31) und sein Partner, mit dem er seit sechs Jahren in einer monogamen Beziehung lebt, würden gerne spenden – können aber nicht.
1 Jahr auf Sex verzichten- dann Blutspenden
Denn obwohl in der Schweiz seit dem 1. Juli 2017 auch homosexuelle Männer Blut spenden dürfen, gibt es einen Vorbehalt: Die Männer müssen vor der Spende zwölf Monate sexuell abstinent gewesen sein. Für L.G. komplett unverständlich: "Mein Partner und ich haben beide die dringend gesuchte Blutgruppe 0 negativ, werden aber aufgrund eines altertümlichen Gesetzes ausgeschlossen." Er empfinde die Regel als heuchlerisch, sagt G. "Für mich kommt sie einem indirekten Verbot gleich – oder glauben Sie im Ernst, dass jemand für eine Blutspende ein Jahr auf Sex verzichtet?"
Ausschlusskriterium: Sexuelle Orientierung
Er und sein Partner ließen sich jedes Jahr auf alle Geschlechtskrankheiten testen, sagt G. "Nicht, weil wir fremd gehen, sondern um ein Zeichen bei unseren Kollegen zu setzen, dass es etwas Positives ist." Er kenne zahlreiche weitere homosexuelle Paare, welchen es ähnlich ergehe, sagt G. "Leider darf das SRK unser Blut nicht annehmen, obwohl es zu wenig Spender gibt."
"Ur-alt-Regelung" aus Zeiten der Aids-Krise
Die Schweizer Dachorganisation der schwulen und bisexuellen Männer, Pink Cross, setzt sich seit Jahren für einen Wegfall der Sonderregel ein. "Denn damit wird schwulen und bisexuellen Männern die Blutspende faktisch verwehrt", sagt Geschäftsleiter Roman Heggli. Die Regelung stamme noch aus Zeiten der Aids-Krise, heute sei sie veraltet und ergebe medizinisch keinen Sinn mehr. Das entnommene Blut von allen Personen werde schließlich nach der Entnahme systematisch auf HIV, Hepatitis A, B, C, E und Syphilis getestet. "Statt der sexuellen Orientierung soll daher vielmehr das Risikoverhalten eine Rolle spielen."
Österreich: Regelung von Vorgestern- aber am richtigen Weg
Auch in Österreich existiert das Blutspende-Verbot für homosexuelle Männer. Erst wenn betroffene Männer ein Jahr lang keinen gleichgeschlechtlichen Sex hatten, dürfen sie Blut spenden. Transsexuelle und nicht-binäre Menschen sind komplett von der Blutspende ausgeschlossen. Händeringend wird nach Spendern gesucht, es herrscht für diese Gesetzeslage daher kein Verständnis. Sozialminister Johannes Rauch äußerte sich im April zu der Thematik und gab Hoffnung auf eine zeitgemäße Reformierung.
„"Wer mit Blutspenden helfen will, soll nicht wegen der sexuellen Orientierung daran gehindert werden. Hier auszugrenzen, ist vorgestrig, diskriminierend und schadet.."“
„"Gleiche Regeln wie für Heteros: Blut spenden darf, wer in den letzten vier Monaten keinen neuen Sexualpartner hatte."“
Regeln für heterosexuelle Blutspender?
"Unabhängig von der sexuellen Orientierung sollten für Personen, welche risikohafte Sexualpraktiken ausüben - etwa ungeschützten Analsex mit wechselnden Partnern – andere Regeln gelten als für Männer in monogamen Beziehungen oder Singles, die kein solches Risiko eingehen", sagt Heggli. Er fordert gleiche Regeln wie für Heteros: Blut spenden darf, wer in den letzten vier Monaten keinen neuen Sexualpartner hatte.