Wirtschaft
Bis zu 3.000€ netto – neuer Bonus bald auf deinem Konto
Seit Monaten kämpft Österreich mit einer Mega-Teuerungswelle. Mit Entlastungspaketen will die Regierung nun dagegen vorgehen. Die Details.
Das Jahr 2022 steht im Zeichen des Ukraine-Kriegs und der damit einhergehenden Inflation. Ende Oktober lag sie in Österreich bei 11 Prozent – so hoch wie seit den 1950er-Jahren nicht mehr. Wie Claudia Sonnleiter, Partnerin des Wirtschaftsprüfungsunternehmens BDO vermutet, könne es noch schlimmer kommen.
3.000-Euro-Prämie an Mitarbeitende – oft als Einmalzahlung
Um die hohe Inflationsrate abzufedern, setzt man in Österreich auf verschiedenste Entlastungspakete – wie etwa jenes für Arbeitnehmer. Im Herbst wurde beschlossen, dass Mitarbeiter bis zu 3.000 Euro an Prämien abgabefrei ausbezahlt bekommen. Diese Summe bezieht sich auf alle Lohnabgaben (Lohnsteuer, Sozialversicherung) und sei ein Instrument, um als Arbeitgeber in Zeiten des Fachkräftemangels attraktiv zu bleiben, sagt Sonnleiter in einem Interview mit der "Presse".
Doch aktuell sei die Bereitschaft von Unternehmen, die Prämie auszuzahlen, gering. "Extrem wenige" seien bereit, Folge zu leisten, betont Sonnleiter. Auf Basis einer Blitzumfrage an den BDO-Standorten in Wien, Steiermark, Burgenland, Oberösterreich und Kärnten seien es knapp zehn Prozent. Dabei entscheiden sich laut der Expertin fast alle für Einmalzahlungen, was jedoch aus orientierungspsychologischer Sicht nicht nachhaltig sei. Viel mehr empfiehlt sie, den Betrag in monatlichen Tranchen auszuzahlen.
"2023 das Rekordinflationsjahr"
Dies sei deshalb besser, weil "wir wissen, dass 2023 das Rekordinflationsjahr sein wird", prognostiziert Sonnleitner im Gespräch mit der Tageszeitung. So sei es notwendig, die bevorstehende Teuerung, die auf den Mitarbeitenden lastet, mit dem Bonus abzufedern.
Doch warum sind so viele Unternehmen noch zögerlich? Das liege laut Aussagen der Expertin an den bevorstehenden Kollektivvertragsabschlüssen. Für viele sei aktuell das Risiko, Kosten nicht abdecken zu können, zu groß, so werden mit Ausnahme der Metallindustrie die meisten Verträge erst kommendes Jahr wirksam. "Man sieht es ja bei den Metallern, die jetzt eine Zusatzbelastung von sieben Prozent – im Vergleich zu drei Prozent im Vorjahr – zu stemmen haben", betont Sonnleiter.
Maßnahme "zu schlechtem Zeitpunkt"
Die Sorge davor, was bei den Verhandlungen herauskommt, führe dazu, dass Arbeitgeber zurückhaltend agieren und die Boni (noch) nicht auszahlen. Man rechne um Indexanpassungen von rund zehn Prozent-Grenzen, deshalb komme diese Anti-Teuerungs-Maßnahme laut Sonnleiter "zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt". Jeder Unternehmer wisse, dass die Kollektivvertragsverhandlungen und die prozentuellen Indexanpassungen deutlich höher werden als in den Vorjahren.
Diese Unternehmen zahlen Bonus schon aus
Diejenigen, die schon in Pandemiezeiten ein Umsatzplus erzielten, tun sich jetzt leicht, das Geld weiterzugeben, sagt Sonnleiter. Im Industriebereich und in den Branchen, wo Fachkräfte- und Lehrlingsmangel herrscht, brauche man nicht in diese Richtung zu beraten. Diejenigen, die nach der Pandemie mit einem Minus zurechtkommen müssen, könnten mit Beratungsansätzen hin zu höheren Personalausgaben aktuell nicht adressiert werden, schildert die Expertin.
Zu den Unternehmen, die die Prämie bereits auszahlen, gehört etwa die Braunauer Firma Doppler Schirme, die bereits 220 Mitarbeitenden eine Prämie von 500 Euro zukommen ließ und dafür Gesamtkosten von 100.000 Euro tragen musste. Der Handelskonzern Rewe wählt eine etwas andere Variante: Bei Billa und Penny hat man die Mitarbeiterrabatte von fünf auf zehn Prozent erhöht. Bei Lidl gibt es an bestimmten Tagen "Inflationsrabatte", bei Spar wartet man noch. Bei Red Bull bekamen mehr als 2.000 Mitarbeiter mit dem Oktobergehalt eine Prämie von 3.000 Euro.